Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition)
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
Vom Netzwerk:
Jasons Gesicht. Nur Sturheit kam zurück. Nico kochte vor Zorn. Jason hatte ihn genommen, ohne jede Vorbereitung, ohne lang zu fragen, ob er es wollte, und nun bezeichnete er ihn, Nico, als Vergewaltiger.
    Nico knurrte. «Ich sollte dich einfach hier lassen. Sieh zu, wie schnell du nach unten kommst.» Ein Aufwallen von Wut, und ein böses Lächeln formte sich auf seinen Lippen. «Oh, wahrscheinlich bist du sogar viel schneller unten als ich ... wenn auch vielleicht in nicht ganz so gutem Zustand, bei Gott.»
    Jason sah ihn hasserfüllt an, die bittere Erkenntnis drang zu seinem Verstand durch. Beim Abstieg konnte Jason tief in die Abgründe schauen, in die er fallen würde. Seine Höhenangst wurde gemäßigt, wenn jemand da war, der ihm Sicherheit gab. Allein würde er in Panik geraten. Und hier oben würde das tödlich enden.
    «Also tu, was ich sage ...», zischte Nico. Das unausgesprochene Wort schwebte im Raum: «Oder ...»
    Ohne auf Jason zu warten, drehte Nico sich auf der Ferse um und nahm den Weg auf, betete, das Wetter möge halten, bis sie in Sicherheit waren. Und sprach ein noch längeres Gebet für die Rückkehr von Sinn und Verstand in Jasons Gehirn. Fette Chance.
    Acht Stunden später, und sie waren noch lange nicht unten. Nico war beunruhigt. Sie mussten mehrere Spalten auf Schneebrücken überqueren, einen Absatz vorsichtig hinunterklettern. Der Wind kehrte zurück.
    Nico stoppte, betrachtete das Terrain genau. Er war sicher, es musste hier sein. Er hatte Höhenmesser und Kompass mehrfach gecheckt, anfangs verdeckt vor Jason, damit dessen Mut nicht sank. Nach einer Stunde Meckern und dumpfem Grollen hatte Nico sich nicht mehr um ihn geschert.
    Jason nutzte Nicos Pause, um seinen Rucksack abzustellen.
    «Verirrt?», fragte er bitter. Nico beachtete ihn nicht.
    Nein, nur falsch gelaufen, antwortete er in Gedanken. Aber er schuldete Jason keine Rechtfertigung. Der Bastard sollte gefälligst seiner Führung folgen und tun, was ihm gesagt wurde. Es war beiden nur zu klar, wie zutreffend Nicos Voraussagen gewesen waren. Jason war mitten auf den Schneebrücken vor Angst bleich geworden, und es hatte Nicos beruhigender Worte gebraucht, um ihn zum Weitergehen zu bringen. Aber auch das hatte Jason nicht aus seiner Scheißlaune geholfen. Nico war nun auch noch schuld daran, dass Jason überhaupt in dieser Situation war.
    Nico knirschte mit den Zähnen und prüfte nochmals den Höhenmesser. Er verstand das nicht. Es lag Neuschnee, aber das ruinierte normalerweise nicht seinen Orientierungssinn. Weiterer Schneefall drohte. Noch eine Nacht mit Jason in einem Biwak musste nicht unbedingt sein. Einer von ihnen beiden würde es mit einer gebrochenen Nase verlassen, im besten Fall. Nico wusste nicht, auf wen die Wettbüros setzen würden, aber einen leichten Kampf würde er Jason nicht liefern, egal, wie unklug das war.
    Seine Augen erfassten so etwas wie einen braunen Fleck. Eine schwache Hoffnung erwachte. Die Schutzhütte ...? Jason trat hinter ihn und starrte in dieselbe Richtung wie Nico.
    «Endlich was rausgekriegt?» Der Ton grenzte an Grobheit. Nico knurrte und strengte seine Augen an. Der Wind peitschte den Schnee auf, und er konnte nichts mehr erkennen, aber wozu auch, er konnte ja einfach hingehen und nachsehen.
    «Komm mit», sagte er knapp. Sie maßen sich kalt, dann nickte Jason und folgte ihm. Wenigstens gehorchte er seinen Anweisungen, der sture Idiot.
    Nico lächelte freudlos. Nächstes Mal würde er an den Strand fahren. Allein.
    Sie brauchten noch eine Stunde bis zur Hütte, und inzwischen schneite es heftig. Die dem Wetter ausgesetzten Stellen der Haut froren taub, die Finger bizzelten in der Ahnung, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Endlich schob er die Tür auf, schüttelte den Schnee ab und sah sich nach Jason um, der schon eingetreten war und seinen Helm herunterriss. Er hasste den Helm. Er hasste alles, was seine Sicht oder Bewegungsfreiheit einschränkte, besonders, wenn er unter Stress war. Nico war kurz davor, zu fragen, ob er okay sei, aber dann dachte er an die letzten bissigen Antworten und ließ es.
    Er setzte sich steif in eine Ecke der Hütte, noch mehr Schnee von sich abkehrend.
    Jason kämpfte sich schon aus der Jacke. Er warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, dann hockte er sich vor seinen Rucksack, vermutlich, um Essen herauszuholen.
    Nicos Stirnfalten vertieften sich. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, genügte offenbar ein sexueller Zwischenfall, und ihre Freundschaft war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher