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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition)
Autoren: Jeanne Woodtli
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öffnet ihren Schirm. Im gleichen Moment erfasst eine Böe den Schirm und dreht ihn um. „Fuck!“ Mascha kämpft mit dem Schirm und gegen den Wind. Oder umgekehrt. Alys verkneift sich ein Grinsen und schlägt die Kapuze ihrer Lederjacke hoch. Es sind nur wenige Schritte bis zur Bushaltestelle. Der Bus ist gnädig und kommt Augenblicke später um die Ecke.

 
    ELIOT WAGNER AND THE BAD BATS
     
    Vor dem ‚Mon Amour’ hat sich eine lange Schlange gebildet. ‚Ausverkauft’ steht an der Abendkasse. „Komm, wir stehen auf der Gästeliste.“ Mascha packt Alys am Ärmel und drängt sich geschickt an den Wartenden vorbei. Diese drehen ihre Tickets in den Händen und werfen Mascha erboste und neidische Blicke zu.
    „Ich dachte, du hast Tickets von Frederic.“
    „Ja, quasi. Er hat mich auf die Gästeliste setzen können und du bist mein ‚Plus 1’. Also fühl dich geehrt.“
    „Ich fühl mich sehr geehrt, dass wir hier nicht im Regen stehen müssen.“ Alys schiebt sich hinter Mascha durch die Menge. „Wir stehen auf der Gästeliste“, sagt Mascha zum Türsteher und Alys ist sich ziemlich sicher, ein kleines triumphierendes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. „Namen?“ Der Türsteher zückt eine lange Liste, die halb durchweicht ist vom Regen. Vielleicht schaut er deshalb so missmutig drein. Scheissjob, denkt Alys.
    „Sommer, Mascha. Allenbach, Alys“, sagt Mascha zuckrig. Die Augenbrauen des Türstehers ziehen sich angestrengt zusammen, während er im schlechten Licht die Liste studiert. „Alles klar”, sagt er und streicht die beiden Namen durch. „Viel Spass.“ Er macht einen Schritt zur Seite.
    Alys Blick bleibt einen Moment an dem Plakat neben der Tür hängen. ‚Eliot Wagner and the Bad Bats’, steht da. Der Mann darauf blickt nachdenklich in die Kamera. Rockabilly Frisur, die Pose erinnert sie an James Dean. Auch wenn er nicht für sich in Anspruch nehmen kann, so schön zu sein wie die Leinwandlegende.
    Ein Funken Neugier flammt in Alys auf. Vielleicht ist das Konzert doch ganz in Ordnung. Vielleicht ist es doch besser als zuhause zu sitzen, Richard Armitage in ‚North & South’ anzuschmachten und regelmässig auf ihr iPhone zu starren, das unwillig tut, keine SMS, keine Whatsapp-Nachricht von Janosch Melis ausspuckt.
    Hitze schlägt ihnen aus dem Club entgegen. Alys schält sich aus der Jacke und steuert Richtung Garderobe. Auch hier stauen sich bereits die Konzertbesucher. Mascha erwischt ihr Handgelenk und hält sie auf. „Ich kenn einen, der hinter der Bar arbeitet, der nimmt sicher unsere Jacken“. Alys dreht sich zu ihr um. „Gibt es eigentlich jemanden, den du nicht kennst?
    Mascha grinst. „Ja! Eliot Wagner.“
    Alys schmunzelt. „Wie ich dich kenne, landen wir nach dem Konzert backstage und lernen die ganze Band kennen.“
    Mascha schiebt sich eine blonde Locke aus dem Gesicht. „Wäre durchaus möglich“. Beide lachen. „Gib mir deine Jacke“, sagt sie dann. „Also, du kümmerst dich um deinen Bekannten und die Jacken und ich hol uns was zu trinken. Bei jemandem, den du nicht kennst. Und ich bezahle dafür. Was möchtest du denn?“
    „Ich nehme einen Cosmopolitan“.
    „Du bist so ‚Sex and the City’“, neckt Alys sie und verschwindet in der Menge. Verdammt, ist das heiss hier. Die schwarzen Strümpfe waren wohl keine gute Idee. Sie zerrt an den Fledermausärmeln ihres ebenfalls schwarzen Kleides. Hilft auch nicht wirklich.
    Tapfer kämpft sie sich bis zur Bar vor. Rote Locken umspielen das schmale Gesicht der Bardame und betonen die dunkel geschminkten Augen. Alys starrt sie an, einerseits um sie auf sich aufmerksam zu machen, anderseits weil sie den Blick nicht von diesem Haar lassen kann. Von Natur aus rotes Haar ist einfach etwas vom Schönsten. Sie lässt eine Strähne ihres eigenen dunkelbraunen Haars durch die Finger gleiten und gesteht sich ein wenig Neid ein. Die Bardame ignoriert sie geflissentlich. Das ist jedes Mal so. Servicepersonal scheint sie zu übersehen. Oder übersehen zu wollen. Immer. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht, die Bardame zu hypnotisieren.
    Minuten später kommt sie endlich zu ihr hinüber, „Ja?“ Ihre Stimme klingt müde. Oder gelangweilt. Oder beides . „Einen Cosmopolitan und einen Gin Tonic, bitte“.
    „Alys?“, sagt eine Stimme hinter ihr. Ein seltsames Gefühl breitet sich in ihrer Magengegend aus. Warm, träge, zähflüssig wie Honig. Sie dreht sich um. „Hey“, sagt sie und versucht, unbeteiligt
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