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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Autoren: Margaret Way
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hat mich schwer getroffen … ganz abgesehen von meiner geplatzten Hochzeit.“
    „Seien Sie froh, dass Sie ihn los sind“, empörte sich Maggie, die immer ihre ehrliche Meinung sagte. „Er mag ein gut aussehender Charmeur gewesen sein, aber am Ende war er ein mieser Kerl. Und dieses hinterhältige Miststück Carrie-Anne!“ Sie hob beide Arme in einer vielsagenden Geste.
    „Ich bin darüber hinweg“, beteuerte Genevieve und fügte insgeheim hinzu: nun, vielleicht nicht ganz.
    „Wie ich schon einmal sagte, meine Liebe … der Bruch kam gerade noch rechtzeitig. Stellen Sie sich vor, es wäre nach der Heirat passiert. Seine Betrügereien hätten zur Gewohnheit werden und Ihr ganzes Leben überschatten können. Bei der Vorstellung kommen mir direkt die Tränen. Erfolg wirkt abschreckend auf Männer.“ Diese Meinung hatte sie schon oft vertreten. „Davon kann ich ein Lied singen.“
    Maggie hatte zwei Ehen hinter sich. Sie betrachtete Genevieve nachdenklich.
    „Was halten Sie denn von einer Pause im Outback?“, fragte sie auf gut Glück, ohne mit einer positiven Antwort zu rechnen. „Sie würden auf einer berühmten Ranch zu Gast sein. Sie liegt im Channel Country und gehört einer unserer prominentesten Familien. Dort könnten Sie neue Energie tanken und Einfälle sammeln …“
    Es überkam Genevieve wie eine plötzliche Erleuchtung. Sie kannte diese hellsichtigen Momente, ohne zu wissen, wodurch sie ausgelöst wurden. Sie versuchte sie sich damit zu erklären, dass sie sie mit dem Öffnen eines geistigen Fensters verglich.
    „Meinen Sie so etwas wie einen Arbeitsurlaub?“ Ihre Stimme klang ruhig, obwohl sie plötzlich sehr angespannt war, was Maggie nicht entging.
    „Genau das“, bestätigte diese. „Natürlich nur, wenn Sie interessiert sind. Das Ganze wäre ein Kinderspiel für Sie … mit einem Aufenthalt im Outback als Zugabe.“
    „Wollen Sie mir nicht mehr verraten?“, fragte Genevieve, obwohl sie genau wusste, was Maggie ihr antworten würde. Ihrer Großmutter Michelle war nachgesagt worden, dass sie einen sechsten Sinn gehabt habe, und man war sich in der Familie einig, dass sie ihn geerbt hatte.
    „Selbstverständlich, Liebes.“ Maggie ließ Genevieve etwas Zeit, ihre Verwirrung zu überwinden. „Ein älteres Mitglied der Familie, Miss Hester Trevelyan, sucht eine Ghostwriterin für die Familiengeschichte. Sie reicht bis in die Kolonialzeit zurück, aber die alte Dame möchte wahrscheinlich auch den englischen Hintergrund erfassen. Richard Trevelyan verließ Cornwall um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und wanderte nach Südaustralien aus. Damals kamen sehr viele Menschen aus Cornwall hierher, und die Tendenz setzte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs fort. Ich glaube, dass sie von unserer Regierung begünstigt wurde.“
    Genevieve bemühte sich, ihre Erregung zu unterdrücken. „Die Leute hatten ihre heimischen Zinn- und Kupferminen verkauft und wurden wegen ihrer Erfahrung im Bergbau als Fachleute geschätzt. Nennt man die Yorke-Halbinsel vor Adelaide nicht bis heute ‚Little Cornwall‘?“
    „Natürlich!“, bestätigte Maggie. „Die Trevelyans haben sogar ein eigenes Wappen.“
    „Fantastisch!“
    „Soviel ich weiß, besaß die kornische Linie der Familie tatsächlich Zinn- und Kupferminen, aber Richard Trevelyan war der jüngste Sohn und wollte seinen eigenen Weg gehen. Offenbar interessierte er sich mehr für Schaf- und Rinderzucht als für Bergbau, was nicht heißen soll, dass die Trevelyans heute nicht maßgeblich am australischen Bergbau beteiligt sind. Hinzu kommen Immobilien, Hotels und Frachtverkehr per Flugzeug, Bahn und Lastwagen. Sie haben ihre Hände fast überall mit im Spiel.
    „Der jetzige Boss ist Miss Hesters Großneffe, Bretton Trevelyan. Er ist dreißig Jahre alt und einer der begehrtesten Junggesellen des Landes. Sonst weiß man wenig über ihn. Er war mal mit Liane Rawleigh, der Tochter einer ebenfalls begüterten Nachbarfamilie, verlobt. Offenbar ist die Verbindung der beiden Dynastien aus Mangel an Romantik nicht zustande gekommen. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er zehn Jahre alt war. Das muss sehr bitter für ihn gewesen sein. Die Mutter war mit einem Mann aus dem Bekanntenkreis durchgebrannt, und der Vater hat nicht wieder geheiratet. Er wurde bei einem nie geklärten Unfall auf der Ranch erschossen. Bei dem Gewehr eines Gastes soll sich ein Schuss gelöst haben, als Brettons Vater gerade über einen Zaun stieg. Mehr weiß ich nicht
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