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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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Während er weiterlief, schlich sich der Zweifel säende Geist Gwi in seine Gedanken. Wie lange waren die Elefanten wohl unterwegs? Wer sagte ihm, dass sie überhaupt Wasser suchten? Was, wenn sie eben erst an einer Wasserstelle gewesen waren? Dann würden sie ohne
Mühe die nächsten Tage ohne Wasser auskommen. Er zwang sich, diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch der schalkhafte Geist Gwi ließ sie weiterhin wie Schreckgespenster in seinem Kopf kreisen. Seine Kräfte begannen ihn schon jetzt zu verlassen. Wurden seine Schritte nicht immer langsamer und der Abstand zu den Elefanten immer größer?
    »Lass mich in Ruhe, Gwi!«, schimpfte er laut.
    Der Widerhall seiner Stimme holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er würde die Elefanten nicht verlieren. Solange kein Wind aufkam, konnte er leicht ihre Spuren verfolgen. Die nächste Wasserstelle war sicher nicht mehr fern!
    Die Elefanten marschierten unterdessen unbeirrt weiter. Auch ihnen machte der Wassermangel zu schaffen. Immer wieder blieb eine der Kühe mit ihrem Jungtier zurück und ließ es kurz an ihren ausgemergelten Zitzen trinken. Nach wenigen Zügen stieß das Muttertier jedoch sein Junges beiseite. Jämmerlich klagend quälte sich das Kleine weiter. Es schien genauso erschöpft wie der Buschmann. Doch es war auch ein gutes Zeichen, denn es zeigte, dass die Tiere durstig waren.
    Am späten Nachmittag weitete sich die hohe Dünenlandschaft zu einer breiten Senke. Die Ränder der Dünen begannen sich im eintretenden Abendlicht scharf von ihrer Umgebung abzuzeichnen. Vor dem gelben Sand der Senke und dem tiefen Coelinblau des Himmels leuchteten die Sandberge kräftig rot. Dürre, fahlgrüne Grasbüschel warfen fetzige Schatten. Die Elefantenherde suchte nicht die offene Landschaft, sondern hielt sich weiterhin nahe bei den Dünen und verschwamm schließlich mit deren dunkler werdenden Schatten. Der Abstand zwischen dem Buschmann und den Elefanten war in der Zwischenzeit immer größer geworden. Schließlich verlor er sie aus den Augen. Das Letzte, was er von der Herde sah, war, wie sie hinter einem der Dünenkämme verschwand. Jetzt blieben ihm nur noch ihre Spuren. Sorgenvoll betrachtete er den Horizont.
Zartviolette Nebelschwaden zogen von Westen über die Wüste. Die Sonne verwandelte den Himmel in eine Sinfonie aus Farben. Das ockergetönte Rot der Dünen verwandelte sich in ein dunkles Violett, während sich der Himmel vor den Nebelschwaden in einer zartgelben Unendlichkeit verlor. Es wurde Nacht. Noch einmal sammelte der Mann alle Reserven, die er besaß, trank den letzten Schluck Flüssigkeit aus seinem Straußenei und beschleunigte seine Schritte. Wenn er vor einsetzender Dunkelheit die Tiere nicht wiederfand, war er verloren.

ERSTER TEIL
Hereroland
    1904 /1905

Doppelhochzeit
    »Nein, nein, nein!« Nancy schwang ihr Hinterteil, während sie sich empört umdrehte, wobei ihre Röcke einen weiten Bogen beschrieben. In ihrer Hand hielt sie einen riesigen Kochlöffel, den sie drohend in Richtung Samuel und seiner Helfer schwang. »Was seid ihr nur für hirnlose Erdmännchen! Ich habe euch tausendmal gesagt, ihr sollt die Tafel unter dem großen Baum aufbauen, nicht bei den Ställen, wo alles nach Kuhmist riecht!«
    Samuel grinste sie breit an.
    »Das wissen wir auch, Mama Nancy«, sagte er schelmisch. »Wir wollten nur sehen, was du für ein Gesicht machst!«
    »Ach ja?«, fragte Nancy scharf. »Und was für ein Gesicht habe ich deiner Meinung nach gemacht?«
    »Sag einem Krokodil erst, dass es hässlich ist, wenn du den Fluss überquert hast!«, antwortete Samuel, wobei er den anderen Farmarbeitern vielsagend zuzwinkerte. Nancy stand fassungslos da; ihr Unterkiefer klappte nach unten. Die Männer hielt es nun nicht mehr. Erst Joseph, dann Ernst und schließlich auch Josua und Samuel begannen hemmungslos zu lachen. Die Freude über Samuels Scherz brachte ihre Augen zum Glänzen. Immer wieder klopften sie sich mit den Händen auf die Schenkel. Nancy hatte sich schnell wieder gefasst. Ihr dunkelhäutiges Gesicht bekam kurz grimmige Züge. Sie hob ihren Kochlöffel und machte Anstalten, sich auf die Lümmel zu stürzen, aber dann hellte sich ihre Miene wie eine aufgehende Sonne auf, und sie fiel unvermittelt in das Gelächter der Männer ein.
Sollten sie doch ihren Spaß haben. Es zeigte nur, wie gut es ihnen ging. Kopfschüttelnd begab sie sich schließlich wieder in ihre Küche, wo die Vorbereitungen zu der großen Hochzeit auf
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