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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere
Autoren: Karen Haber
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unverhohlener Verachtung.
    »Wie können Sie es wagen, die Freude unseres Gastes zu stören, ohne ihm auch nur vorgestellt worden zu sein?« fragte sie. »Hat Ihnen mein Vater erlaubt, sich an diese Besucher zu wenden? Nun?«
    »Ich brauche Kolias’ Genehmigung nicht, um mit jemandem zu sprechen«, erwiderte Borizus verärgert.
    Die Frau ist also Kolias’ Tochter, dachte Janeway. Scheint ziemlich arrogant und anmaßend zu sein.
    »Sie sind nur zweiter Minister«, fuhr die junge Frau fort.
    »Was Ihnen nicht das Recht gibt, sich solche Freiheiten zu nehmen.« Sie legte die Hand auf Janeways Arm und schien die Absicht zu haben, sie fortzuführen.
    Aber die Kommandantin war nicht bereit, sich einfach zu fügen. »Entschuldigen Sie bitte.« Sie löste ihren Arm aus dem Griff und wandte sich dem Mann zu. »Stimmt etwas nicht?«
    Borizus öffnete den Mund, und alles an ihm vermittelte die Botschaft, daß tatsächlich etwas nicht stimmte. Doch bevor er etwas sagen konnte, ragte Kolias neben ihm auf und fragte:
    »Was geht hier vor?«
    »Rat Kolias…« Borizus’ Stimme klang nun einschmeichelnd, und von einer Sekunde zur anderen verwandelte sich seine Gesicht in eine ausdruckslose Maske. »Ich wollte unsere Gäste nur zur Besichtigung des Kraftwerks dieser Stadt einladen.«
    »Sie vergessen sich, Borizus. Zuerst müssen sich die
    Besucher unseren Zentralpalast ansehen. Aber Ihr
    Enthusiasmus ist anerkennenswert.« Kolias lächelte dünn und sah zu Janeway. »Bitte schenken Sie seinem ungebührlichen Verhalten keine Beachtung.«
    Janeway wollte sich nicht in die planetare Politik verwickeln lassen. Sie nickte knapp und sagte zu Borizus: »Ich hoffe, wir bekommen später Gelegenheit, das Kraftwerk zu besichtigen.«
    Der Sardalianer verbeugte sich und eilte fort.
    Kolias bot der Kommandantin einen vielgelenkigen Arm an.
    Janeway legte die Hand darauf und ließ sich zur Mitte des Saals führen.
    »Ist es ein schöner Abend für Sie, ja?« fragte Kolias.
    Janeway fühlte sich versucht, nach einem hohen Ellenbogen zu greifen und den Rat zu sich herabzuzerren. Schluß mit der oberflächlichen Konversation. Doch statt dessen lächelte sie und sprach in einem Tonfall, den sie sonst für besonders sture Admiräle reserviert hatte. »Rat Kolias, im Namen der Offiziere und Besatzungsmitglieder danke ich Ihnen für diesen
    hervorragenden Empfang. Ihre Gastfreundschaft ist wirklich bemerkenswert.«
    Hier und dort klirrte es leise und melodisch. Die
    versammelten Würdenträger stießen ihre Gläser aneinander, um auf diese Weise Beifall zu spenden.
    »Allerdings sind wir schon zu lange hier, und unser Schiff braucht dringend Hilfe«, fuhr Janeway fort. »Deshalb möchten wir uns so schnell wie möglich mit Ihren besten Technikern beraten.«
    Der Oberste Rat nahm diese Wort mit bestürzter
    Fassungslosigkeit entgegen, und die Menge murmelte
    mißbilligend. Janeway störte sich nicht daran; sie hatten genug Zeit vergeudet.
    »Dies ist äußerst ungewöhnlich, Captain«, sagte Kolias.
    »In dem Fall wünschen wir Ihnen noch einen guten Abend.
    Vereinbarungen für weitere Treffen können von unserem Schiff aus getroffen werden.« Sie nickte Chakotay und Tuvok zu, schritt zusammen mit ihnen zum Ausgang.
    »Captain!« Kolias folgte ihnen, bewegte sich dabei wie ein Storch, der es eilig hatte. »Bitte warten Sie. Wir sind nicht daran gewöhnt, daß uns Gäste so plötzlich verlassen.«
    Janeway blickte nach oben, und ihr Lächeln hätte sogar den Kern eines aus Eis bestehenden Monds schmelzen lassen.
    »Vielleicht sollte ich mich für meine Unverblümtheit
    entschuldigen, Oberster Rat. Aber sie gehört zu unserer Kultur.
    Wie dem auch sei: Es ist schon spät, und es gibt noch viel zu tun.«
    »Aber haben Sie schon unseren Golange-Staub probiert?
    Oder die verschiedenen Mosquibas-Pulver?« Kolias klang so, als sei er den Tränen nahe.
    »Ein wundervoller Geschmack, einfach wundervoll.«
    Janeway verbannte die Schärfe aus ihrer Stimme. Kam dieser sardalianische Diplomat denn nie über Banales hinaus?
    »Sicher verstehen Sie, in welcher Lage ich mich befinde, Rat.
    An Bord meines Schiffes müssen einige Reparaturen
    durchgeführt werden, und…«
    »Bestimmt sind Sie erschöpft. Lassen Sie uns nicht
    ausgerechnet jetzt so ermüdende Dinge erörtern. Guten Abend.« Kolias verschränkte die Arme und wandte sich ab.
    Janeway wußte, daß sie gerade fortgeschickt worden war –
    was ihr ganz und gar nicht gefiel. Sie wechselte einen kurzen Blick
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