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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere
Autoren: Karen Haber
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Platz.
    »Offenbar haben wir die Sardalianer ungewollt beleidigt, Captain. Sie verlangen, daß Sie sich unverzüglich auf den Planeten beamen. Allem Anschein nach verbietet es ihr Brauch, Offiziere von niedrigerem Rang ihrem Obersten Rat vorzustellen.«
    »Ist es wirklich wichtig, Chakotay?« fragte Janeway mit unüberhörbarer Ungeduld.
    »Ich fürchte ja.«
    Janeways Seufzen ließ sich sogar noch auf der anderen Seite des Platzes vernehmen. »Na schön. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Licht schimmerte und flackerte in dem riesigen Empfangssaal.
    Bestickte Tapisserien schmückten die gewölbten Wände, außerdem glänzende Mosaike mit wellenförmigen Mustern und sonderbaren anthropomorphen Darstellungen, die sich vor dem Hintergrund des dunklen Steins hin und her zu winden schienen.
    Die großen Sardalianer, sowohl Männer als auch Frauen, trugen mit prächtigen Stickereien verzierte Kleidung.
    Edelsteine funkelten an ihren Gewändern und in dem
    purpurnen Haar, das hier aufgesteckt war und dort Zöpfe bildete. Parfümwolken vermischten sich miteinander, als die eleganten Geschöpfe würdevoll umherschritten.
    Janeway hatte darauf bestanden, daß Chakotay und Tuvok sie begleiteten, und jetzt war sie dankbar für ihre Gesellschaft. Die Ausmaße des Saals, des Tisches und der Sessel, die wie gepolsterte Hochsitze wirkten… Alles ging über die
    menschliche Norm hinaus. Die Kommandantin der Voyager kam sich fast wie eine Zwergin vor.
    »Wir heißen unsere Ehrengäste willkommen«, sagte der
    Oberste Rat Kolias. Er hob einen kristallenen Kelch, dessen Facetten das Licht schillernd reflektierten. »Wir Sardalianer sind stolz auf unsere Gastfreundschaft, und Sie sollen sie in allen ihren Aspekten genießen, Captain Janeway.«
    Zustimmendes Murmeln erklang. Gläser klirrten.
    »Noch etwas zum Schnuppern, Captain?«
    Kolias war ein sehr gewissenhafter Gastgeber und wich nicht von Janeways Seite. Schon nach kurzer Zeit verspürte sie den Wunsch, sich von ihm zurückzuziehen, den Abstand auf
    mindestens zwei bis drei Meter zu erhöhen. Er trat viel zu nahe heran, schien nicht zu wissen, daß Menschen einen gewissen persönlichen Freiraum benötigten.
    Doch die diplomatische Etikette mußte beachtet werden.
    Janeway hob ihren spitzenartig geformten Kelch und lächelte freundlich, als Kolias ihn mit silbrigem Staub füllte. Sie gab vor, daran zu schnuppern – und ließ einen Teil der Substanz verschwinden, um sie später zu analysieren.
    Unter den großen, schlanken Sardalianern fiel Kolias dadurch auf, besonders groß und schlank zu sein. Er war wie ein wandelndes Skelett, das seine Artgenossen weit überragte. Auf seiner Mähne aus in Zöpfen geflochtenem purpurnen Haar ruhte eine seltsam spitze, mit Stickereien verzierte Haube. Die silbernen Tätowierungen an seinen gelben Augen ähnelten Lilien. Janeway fragte sich, woher der dürre, entkräftet anmutende Mann die Energie nahm, so redselig zu sein. Es fiel ihr immer schwerer, seine Geschwätzigkeit zu ertragen.
    Die ganze Zeit über blieb Janeway höflich und
    zuvorkommend, obwohl sich das Empfangsritual ihrer
    Meinung nach viel zu sehr in die Länge zog. Sie besann sich auf ihre militärische Disziplin, als man sie den verschiedenen Räten vorstellte. Sie gewann den Eindruck, nach und nach die ganze Bevölkerung der Stadt kennenzulernen, was den
    Sardalianern immer wieder Gelegenheit gab, einen Toast auszubringen. Doch sie bekam keine Chance, ihr Anliegen mit dem Obersten Rat zu besprechen.
    »Entschuldigung.« Ein Sardalianer mit groben Zügen, in denen Eifer geschrieben stand, versperrte Janeway den Weg.
    Im Vergleich zu den anderen Personen wirkte seine Kleidung praktisch und schlicht: ein Umhang, die Beinlinge blau und purpurn. Die Tätowierungen an den Augen bestanden aus einfachen silbernen Linien. »Sind Sie der Captain aus dem All?« fragte er.
    »Ja«, sagte Janeway und empfand die direkte Frage als angenehme Abwechselung.
    »Ich muß mit Ihnen reden. Es geht dabei um eine sehr
    wichtige Angelegenheit, die…«
    »Borizus«, flötete die Stimme einer sardalianischen Frau.
    »Was erlauben Sie sich?«
    Die junge Sardalianerin war einen Kopf größer als Janeway.
    Ihr amethystblaues Haar reichte in langen Wellen bis zur Taille. Die glatte Haut glänzte, und die goldenen Augen standen ein wenig schräg. Dutzende von Edelsteinen funkelten an ihrem silbernen Gewand. Doch die Stimme war eisig, und sie begegnete dem Sardalianer mit einer Mischung aus kaltem Zorn und
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