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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Any Cherubim
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als Amy sich davon schleichen wollte, hatte sie es geschafft, für zwei Stunden unsichtbar zu sein, was Onkel Finley und seine Mannschaft fast in den Irrsinn getrieben hatte. Der arme Terry hatte beinahe wegen Amy seinen Job verloren und nur durch das gute Zureden von Agnes, hatte Onkel Finley schließlich nachgegeben und Terry doch nicht gehen lassen. Doch auch er hatte es eine ganze Weile gemieden, Amy oder mich zu chauffieren. Nach langen Diskussionen konnte ich bei Onkel Finley erreichen, dass die Sicherheitsleute uns mehr Raum zum Atmen geben sollten. Sie sollten sich einfach noch weiter im Hintergrund halten. Wir brauchten schließlich mehr Privatsphäre. Ständig fielen wir durch unsere Begleiter auf. Es war schon peinlich genug, dass uns die Leute auf den Straßen begafften, wenn wir in einem dunklen Rolls-Royce unterwegs waren.
    Wir versprachen Onkel Finley hoch und heilig, dass wir die Sicherheitsleute nicht mehr austricksten, wenn sie auf den Straßen einen gewissen Abstand zu uns hielten und wir mit einem unauffälligeren Auto unterwegs sein durften. Ganz langsam hatte er angefangen zu grinsen und erlaubte es uns schließlich. Für Amy war es leicht, Onkel Finley zu bestimmten Dingen zu überreden. Doch was die Gorillas anging, war er meist nie von seiner Haltung abgewichen. Doch diesmal hatte sie Erfolg gehabt und er gestattete uns ein paar Meter mehr Freiraum.
    Amy hatte ihre Portion schon fast aufgegessen. »Gut, hoffentlich finde ich auch ein paar Dinge«, sagte sie und schob ihren Teller von sich.
    Agnes lachte, da sie genau wusste, dass man meine Schwester eher bremsen musste und sie nie ohne Tüten nach Hause kam. Sie fand immer etwas. Wir kamen meistens voll beladen aus der Stadt zurück. Es war schon lange her gewesen, dass wir in die New Yorker Innenstadt gehen durften. Für uns war es immer etwas Besonderes.
    »Du solltest dir genau überlegen, was du brauchst, bevor wir losfahren. Sonst fällt dir wieder auf dem Rückweg ein, was du alles vergessen hast«, sagte ich und schob mir eine weitere Gabel mit Nudeln in den Mund. Amy verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und streckte ihre Zunge raus.
    »Ich kann doch auch nichts dafür, wenn ich einfach mehr Kleidungsstücke brauche als du. Du solltest dir lieber mal überlegen, ob du nicht etwas an deiner Garderobe ändern willst«, gab sie schnippisch zurück.
    Ich verbiss mir einen weiteren Kommentar und half Agnes, unsere Teller in die Geschirrspülmaschine zu räumen. Fröhliches Gelb und ein klein wenig Rot strömte aus mir.
    Amy verstand mein Farbenspiel und brabbelte munter weiter, in dem sie aufzählte, welche Kleidung sie für mich aussuchen würde. Zugegeben, in meinem Kleiderschrank befanden sich hauptsächlich sportliche Sachen, da ich es bequem liebte. Mit ein paar Ausnahmen kannte man mich nur in Jeans, engen Sporthosen, T-Shirts oder Sweatshirts. Ich machte mir nichts aus Mode, im Gegensatz zu ihr. Sie hatte eine Vorliebe für trendige und teure Designerklamotten, welche sie ausschließlich trug. Ich fand, sie sah immer sehr hübsch aus, doch für mich war das zu anstrengend, stundenlang vor unserem Schrank zu verbringen und Hunderte von Stofffetzen anzuprobieren, um sich dann doch wieder anders zu entscheiden.

Kapitel 2
     
    Es war Samstagmorgen, und da ich nicht mehr länger schlafen konnte, beschloss ich, joggen zu gehen. Amy hatte ich mehrmals versucht, wach zu bekommen, doch die Schlafmütze zog es vor, in ihrem warmen, kuscheligen Bett zu bleiben. Für mich war der Sport so etwas wie die Luft zum Atmen. Ich liebte es, mein Herz pochen zu hören, wenn meine Glieder warm wurden, obwohl es draußen noch kalt war.
    Ich gab den Code der Tür ein. Sie summte leise und ließ mich hinaus. Kalte Luft schlug mir entgegen, als ich mich im Freien befand. Mein Atem hinterließ kleine grau-weiße Wolken. Es war noch sehr kalt an diesem frühen Morgen, doch die Sonne würde im Laufe des Tages die Temperaturen klettern lassen. Es war trüb und Nebel hatte sich gebildet. Langsam lief ich los und versuchte einen Rhythmus zwischen meiner Atmung und meinem Lauf zu finden. Unser Grundstück war groß, sehr groß sogar. Es war mehr ein Park, in dem ich meine freie Zeit gern verbrachte. Das Grundstück hatte Onkel Finley mit verschiedenen Kameras und einem sensiblen Alarmsystem gesichert. Sobald jemand versuchen würde, das Grundstück zu betreten, in der Sicherheitszentrale ein Alarm ausgelöst. In wenigen Sekunden verriegelten sich alle Fenster und
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