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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Any Cherubim
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steuern ließ.
     
    Wir hatten Hunger und Agnes wartete bestimmt schon mit dem Essen. Schweigend liefen wir zur Steintreppe, die zum Eingang des Hauses führte. Am Ende der Treppe glitzerte uns der große Pool himmelblau entgegen. Bis zum Haus waren es nur noch ein paar Meter. Die vielen Fenster der Villa waren hell erleuchtet. Abends wurden automatisch die meisten Lichter eingeschaltet, selbst wenn wir mal nicht zu Hause waren. Onkel Finley war der Meinung, er könnte so Einbrecher von ihrer möglichen Tat abbringen.
    An der Seitentür gab Amy den Code für die Alarmanlage ein und mit einem Summen öffnete sich die Tür. Onkel Finley hatte das ganze Grundstück elektronisch absichern lassen und nur wenige Leute kannten die verschiedenen Codes dafür. Durch den großen Flur gelangten wir in die helle Eingangshalle. In der Mitte befand sich eine breite Steintreppe, die in den ersten Stock zu den Schlafzimmern führte. Direkt gegenüber der Treppe kam man in das großzügige Wohnzimmer und von dort aus ins Esszimmer. Das große Zimmer, das eigentlich dafür gedacht war, unsere Mahlzeiten dort einzunehmen, benutzten wir nur an Weihnachten oder Geburtstagen oder wenn wir mal Gäste hatten, was selten genug vorkam. Außerdem war es Agnes zu viel, das schwere Porzellan erst von der Küche ins Esszimmer, und dann wieder zurück zu schleppen. Es war viel gemütlicher und familiärer, wenn wir unsere Mahlzeiten in der Küche einnahmen.
    Wir folgten in der Eingangshalle dem Geruch, der uns zu Agnes in die Küche führte. Sie hatte ein ganz fantastisches Gespür dafür, wann wir nach Hause kamen. Immer stand das Essen auf dem kleinen Tresen bereit, der direkt an die Einbauküche grenzte. In der Mitte des Raumes stand ein großer Esstisch. Dort saßen wir meistens gemeinsam mit Onkel Finley, wenn er zu Hause war. Ansonsten zogen Amy und ich es vor, auf den Barhockern zu sitzen. Das machte es für Agnes einfacher.
    »Hallo Agnes, was gibt es denn heute Leckeres?«, rief ich fröhlich, als wir die Küche betraten.
    Freundlich lächelte sie uns entgegen, während sie unsere Teller mit dem köstlichen Gemüseauflauf belud. Wir begannen sofort zu essen und sie schenkte zwei Gläser Fruchtsaft ein. Agnes war eigentlich unser Mädchen für Alles. Sie kümmerte sich nicht nur um das Haus, sondern hatte mit viel Liebe einen großen Teil dazu beigetragen, dass Amy und ich gut erzogen waren. In all den Jahren hatte sie sich nie groß verändert. Seit ich denken kann, war Agnes eine kleinere, rundliche Frau mit kurzem, blondem, lockigem Haar. Nur in ihrem Gesicht sah man die Zeichen der Zeit. Sie war schon sehr lange mit Ron verheiratet, der sich mit großer Leidenschaft um unseren Garten und das Grundstück kümmerte. Leider war ihre Ehe kinderlos geblieben, so betrachtete sie uns als ihre Töchter.
    Unser Verhältnis zu ihr war immer innig und liebevoll gewesen. Sie tröstete uns, wenn wir uns beim Spielen verletzten, sie las uns abends eine Geschichte vor, wenn Onkel Finley nicht zu Hause war und sie kannte unsere Träume und Ängste.
    »Lasst es euch schmecken und schlingt nicht. Ihr wisst, dass das nicht gut ist. Man soll sich beim Essen immer Zeit nehmen«, maßregelte sie uns. »Und? Was habt ihr heute gemacht?«, fragte sie noch und lehnte sich zu uns an die Theke. Während ich einen großen Schluck vom Saft nahm, erzählte Amy, wie lange wir an einer bestimmten Übung trainiert und gefeilt hatten.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das auf die Dauer ist. Also ich für meinen Teil falle nachher gleich ins Bett. Ich bin echt fertig heute«, erzählte Amy mit vollem Mund.
    Agnes grinste und nickte verständnisvoll. »Ach, ja! Das hätte ich beinahe vergessen«, fiel sie ihr ins Wort, »Terry wird euch morgen in die Stadt zum Einkaufen begleiten.«
    Terry und Clive, genau wie Frank, gehörten zu unserem Sicherheitsteam. „Unsere Bodyguards“, sagte Onkel Finley immer mit einem Lächeln. Das waren sie auch. Heimlich nannten Amy und ich sie unsere Gorillas. Es gefiel uns, und vor allem Amy liebte es, sie so zu necken. Egal wohin wir gingen, einer der Gorillas war immer dabei. Sie hielten sich zwar dezent im Hintergrund, doch allein schon das Wissen, ständig einen Kontrolleur dabei zu haben, nervte.
    Ich hatte mich daran gewöhnt, doch Amy hatte schon mehr als einmal versucht, sie abzuschütteln. Meistens ohne Erfolg und immer mit einer darauf folgenden großen Auseinandersetzung mit Onkel Finley. Beim letzten Mal,
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