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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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arbeiteten: eine gemäßigt temperierte Ausgabe von Lalonde.
    Seine Aufgabe mußte doch größer sein als das. Gottes Bruder hätte ihn niemals für eine so leichte Arbeit ausgewählt. Es gab Hunderte von Planeten innerhalb der Konföderation, die danach schrien, Sein Wort zu hören, die sich sehnten, Ihm in die letzte Schlacht gegen die falschen Götter der irdischen Religionen zu folgen, wenn die Ewige Nacht heraufdämmerte.
    Nach diesem Abend werde ich mich prüfen müssen, wohin Er mich führt; ich muß meine angemessene Rolle in Seinem Plan finden.
    Quinns Blick blieb auf den beiden Kavanagh-Töchtern hängen, die beide versuchten Mut zu zeigen angesichts der Fremdheit, die sich so unausweichlich und leise wie der erste Schnee des Winters über ihr Heim gesenkt hatte. Die ältere der beiden würde eine gute Belohnung für Eleven abgeben, die ihre Loyalität unter Beweis gestellt hatten, und das Kind war vielleicht für irgendeine zurückgekehrte Seele von Nutzen. Gottes Bruder fand für alles und jedes einen Zweck.
    Zufrieden – für den Augenblick – drehte Quinn sich wieder um und betrat die Eingangshalle. Mit Wonne betrachtete er die verschwenderische Pracht, die ihn begrüßte. Heute nacht zumindest würde er sich mit dekadentem Glanz umgeben und die Schlange in seiner Brust laben. Wer konnte schon von sich behaupten, daß er absolutem Luxus gegenüber gleichgültig war?
    Die Eleven kannten ihre Pflichten gut genug und benötigten keine Aufsicht. Sie würden die Hausangestellten in ihre Gewalt bringen und ihre Körper für die Possession vorbereiten, eine Prozedur, die sie im Verlauf der letzten Woche endlos wiederholt hatten. Quinns Arbeit würde später kommen, wenn die Auswahl derer anstand, die es wert waren, eine zweite Chance zum Leben zu erhalten. Derer, die bereit waren, sich mit der Nacht zu verschwören.
     
    »Was …?« begann Genevieve hitzig, als schließlich der letzte der merkwürdigen Erwachsenen im Haus verschwunden war.
    Louise legte ihr hastig die Hand auf den Mund. »Los, komm mit!« Sie zerrte heftig an Genevieves Arm und riß ihre jüngere Schwester fast um. Zögernd ließ sich Genevieve wegführen.
    »Du hast Mutter gehört«, sagte Louise. »Wir sollen uns um die Pferde kümmern.«
    »Ja, aber …«
    »Ich weiß es auch nicht, in Ordnung? Mutter wird schon alles herausfinden.« Die Worte beruhigten Louises kleinere Schwester ein wenig. Was war nur mit Daddy geschehen?
    Boston mußte wirklich schrecklich gewesen sein, wenn er sich so verändert hatte.
    Louise öffnete das Band, das ihren Reithut festgehalten hatte, und klemmte ihn unter den Arm. Im Haus und ringsum auf dem Grundstück war es mit einem Mal sehr still geworden. Die massiven Eingangstüren, die sich hinter den Neuankömmlingen geschlossen hatten, waren für die Vögel wie ein Signal gewesen zu verstummen. Selbst die Pferde benahmen sich lammfromm.
    Die düstere Stimmung der beiden Schwestern wurde von Merlin durchbrochen, der endlich auf dem Kiesweg angekommen war. Er bellte ziemlich kläglich, als er schließlich um Louises Füße streifte, und seine Zunge hing weit hechelnd heraus.
    Louise nahm die Zügel der beiden Pferde und führte sie in Richtung der Ställe. Genevieve packte Merlin am Halsband und zerrte ihn mit.
    Als sie bei den Stallungen auf der Rückseite des Westflügels angekommen waren, lagen sie einsam und verlassen da. Nicht einmal die Stallburschen waren zu sehen, die von Mister Butterworth zur Beaufsichtigung der Pferde eingeteilt worden waren. Die Hufe der beiden Reittiere klapperten laut auf dem kopfsteingepflasterten Hof, und die Wände hallten von den Geräuschen wider.
    »Louise«, sagte Genevieve unglücklich, »das gefällt mir nicht. Diese Leute, die Daddy mitgebracht hat, sind wirklich eigenartig.«
    »Ich weiß. Mutter wird uns schon sagen, was wir tun müssen.«
    »Aber sie ist mit ihnen ins Haus gegangen!«
    »Ja.« In diesem Augenblick wurde Louise bewußt, wie besorgt Mutter gewesen war, Genevieve und Louise vom Haupthaus und Daddys Freunden fernzuhalten. Sie blickte sich auf dem Reithof um und überlegte unsicher, was sie als nächstes tun sollte. Würde Mutter sie holen lassen, oder sollten sie allein ins Haus gehen? Daddy würde erwarten, daß seine Töchter zu ihm kamen. Der alte Daddy, wie sie sich traurig ins Gedächtnis rief.
    Louise und Genevieve zogen ihre Reitjacken aus und machten sich im Stall an die Arbeit. Es gab eine Menge zu tun; sie mußten die Sättel abnehmen, die
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