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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
Autoren: Erin Hunter
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Baumrinde witterte er den moschusartigen Geruch des Fuchses. Er war nur noch schwach vernehmbar, der Fuchs musste mittlerweile weit weg sein. Toklo hob die Schnauze höher in die Luft und sog einen neuen, stärkeren Geruch ein, der sich tief in seinem Rachen festsetzte. Es war ein Hirsch, der weniger als einen Sonnenaufgang zuvor an dieser Stelle vorbeigekommen war. Toklo stand auf und atmete den Geruch des Hirsches ein, der ihm die Richtung wies. Er war stolz auf seine Nase, die ihm sagte, wo er Beute fand oder wo Gefahr vonseiten der Flachgesichter oder anderer Bären lauerte. Jede Wegbiegung, jeder Berggipfel, jedes Tal war mit Bedeutung erfüllt wie eine Stimme, die ihm ohne Worte etwas zuflüsterte. Toklo erhob sich.
    »Wir müssen weiter«, sagte er.
    »Folgt mir«, rief Ujurak. Er bog vom Weg ab und erklomm einen steilen Abhang, der wegführte vom Geruch des Hirsches.
    »Ujurak!«, rief Toklo. »Das ist der falsche Weg!«
    Doch der kleine Braunbär kletterte munter weiter und trat dabei einige Steine los, die hinter ihm den Abhang hinabkullerten.
    Toklo sah Lusa an. »Komm mit!« Sie sollte nicht denken, dass er sich mit Ujurak über den Weg uneins war. Ihr musste klar sein, dass er und Ujurak eine gemeinsame Reise unternahmen – ihre Reise, nicht Lusas – und dass sie nur hinterhertrottete. Toklo würde noch andere Hirsche erlegen können.
    Er lief hinter Ujurak her, mit etwas Abstand gefolgt von Lusa. Nach oben hin wichen die Bäume allmählich erst Büschen und Gestrüpp, dann einem kahlen Fels- und Geröllhang. In den Ritzen zwischen den Steinen wuchsen dürres Gras und vereinzelt kümmerliche Sträucher. Eine steife Brise trieb die Wolken über den Himmel. Je weiter sich die Sonne dem Himmelsrand näherte, desto länger wurden die Schatten der Felsen.
    »Wartet auf mich!«, rief Lusa.
    Ujurak hatte den höchsten Punkt erreicht und spähte voraus. Der Wind zerzauste ihm das Fell. Als Toklo bei ihm ankam, sah er vor sich Berge, einen nach dem anderen, die sich wie wogendes Gras bis zum diesigen Horizont erstreckten. Hoch oben im Himmel bildeten ihre zerklüfteten Gipfel einen durchgängigen Gebirgskamm. Zu beiden Seiten fielen nackte Felsabhänge in sonnengeflutetes Tiefland ab, über dessen grüne Wälder und Wiesen die Schatten der Wolken jagten.
    Die beiden hörten ein Knirschen und das Prasseln von Steinchen, bevor Lusa neben ihnen auftauchte. »Von hier aus sehen wir die ganze Welt!«, keuchte sie.
    Sie blickte sich erstaunt und gleichzeitig furchtsam um, als könne die endlose Weite des Ausblicks sie verschlingen. Toklo überkam ein ähnliches Gefühl. Verglichen mit der Landschaft, die sich vor ihnen auftat, waren sie nur winzige Ameisen. Doch er schob dieses Gefühl beiseite. Ein Braunbär hatte keine Angst vor den Bergen!
    »Wollen wir da runter?«, fragte er Ujurak.
    Der kleinere Bär schüttelte den Kopf. »Unser Weg führt über den Himmelskamm.«
    »Was?« Toklo blickte die zackigen Berggipfel entlang, die sich in der Ferne verloren. »Aber da oben gibt es keine Beute. Und wir finden auch keinen Unterschlupf …«
    »Trotzdem müssen wir diesen Weg gehen«, erklärte Ujurak beharrlich.
    »Woher weißt du das?«, fragte Lusa neugierig.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Ujurak. »Ich weiß nicht einmal genau, wo wir eigentlich hingehen. Aber es gibt Zeichen, die ich lesen kann, und die sagen mir, dass wir hier oben auf dem richtigen Weg sind.«
    Toklo verdrehte die Augen. Bären suchten Orte, an denen sie Schutz und ausreichend Beute fanden. Alles andere waren doch Hirngespinste. Warum gehst du dann mit?, fragte eine innere Stimme leise, doch Toklo überhörte sie geflissentlich.
    »Was für Zeichen?«, hakte Lusa nach.
    Ujurak sah sie ratlos an. »Das kann alles Mögliche sein. Ein Baum, der Geruch des Wassers, Moos auf einem Stein … Ich habe keine Ahnung, woher, aber ich weiß, was ich tun muss. Und vor allem folge ich dem Wegweiserstern.«
    »Dem Wegweiserstern!« Lusa fuhr zusammen, als hätte sich eine Schlange vor ihr aufgerichtet. »Meinst du den Bärenwächter? Er hat mir geholfen, als ich nach Toklo gesucht habe.«
    Toklo schnaubte verächtlich.
    Ujurak wandte sich dem Himmelskamm zu. »Auch wenn ich einen Stern am Himmel nicht sehen kann, spüre ich, dass er da ist und an meinem Fell zupft.«
    »Das habe ich auch gespürt, genau dasselbe!« Lusa machte vor Aufregung einen kleinen Hüpfer. »Vielleicht sind wir demselben Stern gefolgt! Vielleicht war es mir bestimmt, auf diese
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