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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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Tin im Fernseher von Herrn Bertholin.
    Jean Drei nutzte die Gelegenheit, um sich eine Handvoll Erdnüsse in die Hosentasche zu stopfen.
    Schließlich fand Jean Eins als Erster die Sprache wieder.
    „Soll das heißen, wir gehen für immer von hier weg?“, fragte er mit heiserer Stimme.
    „Und können unsere Freunde nicht mehr treffen?“, stammelte ich.
    „Und wir gehen nicht mehr ins Schwimmbad?“, fragte Jean Drei.
    „Und kaufen keine Törtchen mehr in der Konditorei Boudineau?“, kam es von Jean Vier.
    „Und m-mein S-spielplatz?“, lispelte Jean Fünf.
    „Wahaahaa!“, machte Jean Sechs und hielt den Atem an.
    „Keine Panik, Jungs“, sagte Papa. „Erstens bleiben wir noch bis Ende Juli hier …“
    „Und zweitens haben wir noch etwas anderes beschlossen“, sagte Mama. „Es findet kein Umzug statt, wenn nicht die Mehrheit der mündigen Familienmitglieder dafür stimmt.“
    „W-was heißt d-das?“, fragte Jean Fünf.
    „Das heißt, dass man die Kleinen nicht nach ihrer Meinung fragt“, antwortete Jean Eins, der glaubt, dass er alles weiß, nur weil er schon in die sechste Klasse geht.
    „Blödmann“, sagte Jean Drei. „Wenn man mündig ist, heißt das, dass man ein Rennauto fahren darf.“
    „Selber Blödmann“, feixte Jean Eins.
    „Wer mündig ist, hat das Recht, frei seine Meinung zu sagen“, erklärte Mama, die hohe erzieherische Prinzipien hat. „So ist es doch, Liebling, oder?“
    „Genau“, sagte Papa. „Und wer nicht meiner Meinung ist, den schicke ich auf der Stelle in ein Erziehungsheim!“
    Aber bevor abgestimmt wurde, wollte er uns auf der Landkarte zeigen, wo Toulon überhaupt liegt.
    Papa ist in allen Dingen sehr gut, außer wenn es darum geht, eine Straßenkarte zu entfalten. Als es ihm endlich gelungen war, sie vor uns auszubreiten, war die Karte an den Falzen ganz zerrissen. Und das war der Augenblick, in dem Jean Fünf, auf den keiner aufgepasst hatte, mit dem neuen Siphon, dem Weihnachtsgeschenk von Opa Jean, eine Wasserfontäne über die Karte spritzte.
    Papa stieß einen kräftigen Fluch aus, Jean Sechs hielt den Atem an und beinahe wäre es zu einer Katastrophe gekommen, als Mama glücklicherweise die Idee hatte, den Atlas aus dem Regal zu ziehen und Papa einen Fingerhut Whisky nachzuschenken.
    Während sie Jean Sechs ins Bett brachte, umringten wir anderen Papa.
    „Also, alle mal hersehen!“, sagte er und setzte seine Brille auf. „Cherbourg ist hier, auf dieser kleinen Landspitze. Seht ihr das? Man könnte fast meinen, eine Warze auf einer Nasenspitze … Und Toulon befindet sich hier.“
    Sein Finger fuhr einmal quer über Frankreich und zeigte dann auf einen Fleck ganz unten auf der Karte. So weit weg von Cherbourg, dachte ich mit schwerem Herzen, dass aus dem Geheimagenten-Club mit François Archampaut nichts mehr würde. Außerdem erläuterte Papa gerade, dass in Toulon immer schönes Wetter war. Und kann man sich Profispione vorstellen, die in kurzen Hosen und Plastiksandalen unterwegs sind?
    „Seht ihr das Meer da?“, fuhr Papa fort. „Es hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem Ärmelkanal, nur dass man darin baden kann, ohne gleich blau gefroren zu sein … Man nennt es das Mittelmeer, weil … ähm, weil …“
    „Das kommt aus dem Lateinischen“, sagte Jean Eins, der immer mit seinen Fremdsprachenkenntnissen prahlen muss.
    „Danke!“ Papa klang etwas verärgert. „Wenn ihr mich die ganze Zeit unterbrecht, dann …“
    „Gibt es in Toulon auch ein Schwimmbad?“, fragte Jean Drei.
    „Aber natürlich“, sagte Papa, „und das Wasser ist dort so warm, dass man seine eigenen Eiswürfel mitbringen muss!“
    „Und einen S-spielplatz?“, fragte Jean Fünf.
    „Natürlich! Aber was würdet ihr von einem Haus halten mit einem richtigen Garten, nur für uns allein?“, fragte Papa lächelnd.
    „Ein Haus? Krieg ich dann ein eigenes Zimmer?“, rief Jean Drei.
    „Und ich einen Hund?“, fragte ich.
    „Und ich einen Fernseher in meinem Zimmer?“, fragte Jean Eins.
    „Und ich eine Schaukel im Garten?“, fragte Jean Vier. „Mit Kletterseil?“
    „Das sehen wir, wenn wir dort sind“, sagte Mama, die wieder ins Wohnzimmer kam. „Aber ich glaube, ihr habt was Wichtiges vergessen … Wir haben noch nicht abgestimmt.“
    „Muss das wirklich sein, Liebling?“, fragte Papa mit einem Seufzer.
    „Unbedingt“, sagte Mama.
    Weil mit der Straßenkarte sowieso nichts mehr anzufangen war, hat Papa kleine Zettel abgeschnitten und sie an uns verteilt. Danach
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