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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian
Autoren: Anne Bishop
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kleinen Hauses klopfte. Er brachte nie jemanden mit nach Hause, lud nie jemanden ein. Die einzigen zwei Personen, die sein Bedürfnis nach Privatsphäre missachteten, waren seine menschliche Cousine und ihr Bruder, Glorianna und Lee, und keiner von beiden würde so zögerlich irgendwo anklopfen.
    Er würde es einfach ignorieren, genau das würde er tun. Er würde es ignorieren und wer auch immer - was auch immer - auf der anderen Seite der Tür stand, würde wieder gehen. Die Tür öffnete sich knarrend. Sebastian schlug das Herz bis zum Hals, als er die Tasse vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, auf die Anrichte stellte. Genauso leise nahm er das größte Messer aus dem Messerblock, das er besaß. Er würde vielleicht nicht gewinnen, aber er würde nicht kampflos untergehen.
    »Sebastian?«, rief eine Stimme. »Sebastian? Bist du da?«
    Er kannte diese Stimme, zögerte aber immer noch. Dann fluchte er leise und ließ das Messer zurück in den Schlitz gleiten. Im Pfuhl gab es nur wenige Dinge, die man nicht kaufen konnte, aber Vertrauen war eines davon.
    Er trat in den Durchgang, der die Küche vom Wohnzimmer trennte, spähte in den Raum und musterte seinen Besucher.
    Der andere Inkubus stand auf der Schwelle und platzte beinah vor Nervosität. Und trotzdem leuchteten seine Augen vor Neugier, als er die einfachen Möbel und die gerahmten Zeichnungen an der Wand betrachtete.
    »Was willst du, Teaser?«, fragte Sebastian.
    Falls Teaser den rauen Ton in Sebastians Stimme bemerkte, ging er nicht darauf ein und sprang in den Raum. Dann hielt er inne, drehte sich herum und schloss die Haustür, bevor er mit großen Schritten - seine prahlerische Gangart, passte nicht recht zu seinem jungenhaft guten Aussehen - auf Sebastian zuschritt.
    Frauen ließen sich oft dahingehend täuschen, dass sie annahmen, er benehme sich auch so, wie er aussah. Im Falle von Teaser war das manchmal ein gravierender Fehler.
    Als Jugendliche waren sie gemeinsam durch die Stra ßen des Pfuhls gezogen - der blonde, blauäugige Teaser passte genau in das Bild eines Jungen, der auf ein wenig unanständigen Spaß aus war, während der gut aussehende Sebastian mit seinen schwarzen Haaren und klaren grünen Augen den reizvollen Hauch der Gefahr verströmte. Gemeinsam hatten sie ihre Verführungsspielchen gespielt, indem sie Frauen Sex boten, die aus den Landschaften des Tageslichts in den Pfuhl kamen, oder indem sie die Fähigkeit der Inkuben nutzten, sich im Zwielicht des Halbschlafs mit einem anderen Geist zu verbinden und sich an den Gefühlen labten, die sie als Fantasie-Liebhaber hervorriefen. Unglückliche Ehefrauen.  Alberne Mädchen, die sich nach der Romantik eines mysteriösen Verehrers sehnten. Einsame Frauen, die sich nach der Wärme eines Liebhabers verzehrten, selbst wenn dieser Liebhaber sie nur in ihren Träumen besuchte. Für die Inkuben waren sie alle Beute.
    Fünf Jahre lang hatten er und Teaser benachbarte Zimmer in einem teuren Bordell gemietet und waren gemeinsam durch den Pfuhl gezogen. Aber als Sebastian zwanzig wurde, konnte er das wachsende Verlangen nach etwas, das weiter ging, als der Pfuhl und die Sexspielchen, nicht länger ignorieren und kehrte den bunten Lichtern und dunklen Gassen den Rücken. Er stieß auf eine unbefestigte Straße, die wenige Schritte hinter dem Ende der Hauptstraße des Pfuhls begann - eine Straße, die, davon war er überzeugt, dort vorher noch nicht gewesen war. Er folgte ihr, nicht sicher, ob er lediglich einen Spaziergang machte, oder wirklich den einzigen Ort verließ, an dem er sich je zu Hause gefühlt hatte.
    So fand er das zweistöckige Cottage. Es sah nicht so aus, aus gehörte es in eine Landschaft wie den Pfuhl, aber es wäre nicht da gewesen, wenn es nicht dorthin gehört hätte. So liefen die Dinge in Ephemera.
    Er ging hinein, voller Sorge auf denjenigen zu treffen, der das Haus für sich beanspruchte. Aber es war unbewohnt. Die Hälfte der Zimmer stand leer, aber in den anderen Räumen standen wahllos genügend Möbel herum, um Schlafzimmer, Wohnraum und Küche gemütlich einzurichten. Er fand sowohl Bettwäsche und Handtücher als auch alles, was er brauchte, um in der Küche eine einfache Mahlzeit zuzubereiten und zu essen. Eine Stunde lang durchstöberte er das Haus - und stellte dann fest, dass sich etwas in ihm entspannt hatte, so als hätte er seit Monaten zum ersten Mal tief eingeatmet.
    In einem Schrank in der Küche fand er Reinigungsmittel und wischte Staub, putzte, fegte
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