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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981
Autoren: H. J. Alpers
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fünfzig liegt! Eines Tages wird ni e mand in der ganzen Welt einen Quotienten haben, der über dreißig liegt! Über zehn! Die Therapie wird perfekt sein. Ich habe nur die Diagnose gestellt! Aber die Therapie wird pe r fekt sein! Die Heilung wird gefunden werden! Eines Tages!“ Und er starrte mich weiter an und sagte: „Wissen Sie, we l ches Ergebnis ich am Montag erzielt habe?“
    „Sieben“, riet ich ohne zu zögern. Das letzte Mal hatte er mir gesagt, sein Ergebnis sei sieben Punkte gewesen.
    „Zweiundneunzig“, sagte er.
    Ich lachte, weil er zu lachen schien. Er hatte schon immer einen richtigen Schelmenhumor gehabt, der unerwartet durchbrach. Ich dachte jedoch, daß wir uns wieder der ök o nomischen Wachstumsrate auf der Welt zuwenden sollten, und sagte daher lachend: „Das ist wirklich ein schlechter Witz, Doktor!“
    „Zweiundneunzig“, sagte er, „und Sie glauben mir nicht, Mary Ann, aber das kommt von dem Kürbis.“
    „Von welchem Kürbis, Doktor?“ sagte ich, und in diesem Augenblick sprang er über den Schreibtisch und versuchte, mir die Halsschlagader durchzubeißen.
    Ich wandte einen Judogriff an und rief nach Bill, dem Hausmeister, und als er kam, rief ich eine Robot-Ambulanz und ließ Dr. Speakie ins Asyl Bethesda bringen.
    Das war vor sechs Monaten. Ich besuche Dr. Speakie j e den Samstag. Es ist sehr traurig, weil er im MacLean-Bereich ist, das ist die Abteilung für Gewalttätige, und jedes Mal, wenn er mich sieht, bekommt er Schreikrämpfe, und Schaum tritt ihm vor den Mund. Ich fasse das aber nicht pe r sönlich auf. Geisteskrankheiten sollte man nie persönlich nehmen. Wenn die Therapie erst einmal perfekt ist, dann wird er vollständig rehabilitiert werden. In der Zwischenzeit halte ich hier die Stellung. Bill wischt den Boden auf, und ich bin für die Weltregierung zuständig. Es ist wirklich nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken.
     

Marie Jakober
Notizen aus dem Androiden Untergrund
     
    Die Frau auf dem Tisch war sehr schön, sehr nackt und sehr tot. Selbst in dem grellen Licht auf dem Labortisch ausg e streckt machte sie noch einen zerbrechlichen Eindruck – zu jung für den Tod, nicht fertig für ihn.
    „Wie sie sehen können“, sagte der Doktor, „ist kein D e tail übersehen worden. Der Körper ist perfekt.“ Er sprach mit einer monotonen Stimme, die der Bedeutung seiner Worte widersprach; zu oft schon hatte er sie wiederholt, sie schon für zu viele Neugierige und Amtspersonen ausgespr o chen; sie waren für ihn belanglos geworden.
    Burrows und Shannon sahen ihm mit atemlosem Ersta u nen zu, als er ihnen diese Perfektion vorführte, auf Kurven, Strukturen, Farben und Hautbeschaffenheit mit einer an Obszönität grenzenden Genauigkeit hinwies. Als er zu Ende gesprochen hatte, war es einen Moment lang still.
    „Na“, sagte Jason Taggard schließlich und sah Burrows an, „glauben Sie mir jetzt?“
    Burrows hob den Kopf und sah uns alle nacheinander an. Sein kantiges Gesicht glänzte vor Schweiß; aus seinen A u gen blitzte noch immer eine Mischung von sensationslüste r ner Faszination und tiefem Abscheu.
    Er sah kurz zu Taggard hinüber und wandte sich dann dem Doktor zu. „Der Körper ist perfekt, das gebe ich zu. Aber woran merkt man, daß er nicht menschlich ist?“
    „Ganz einfach eine Frage der Molekularstruktur. Sehen Sie mal her, ich zeige es Ihnen.“ Er führte Burrows zu einer Theke hinüber, die mit Mikroskopen, Substanzanalysatoren und mindestens einem weiteren Dutzend Forschungsinstr u menten vollgestellt war, die ich nicht erkannte. „Der Körper ist – oder war, wie ich vielleicht sagen sollte – lebendes Gewebe; aber es ist kein menschliches Gewebe. Darüber ist kein Zweifel möglich.“ Er lenkte Burrows zu einem großen Mikroskop. „Sehen Sie sich das selbst an.“
    Ich wußte, daß das helfen würde. Burrows brauchte keine weiteren Beweise. Die Beweise, die er schon hatte, waren erdrückend. Was er brauchte, war eine grundsätzliche Ne u orientierung seines Denkens. Das würde Burrows nicht leichtfallen.
    Vor dreißig Minuten hatte er mit uns in Taggards A r beitszimmer gesessen. Seine Augen waren von der langen Fahrt durch den Mitternachtssmog rot, und seine Laune war noch schlechter als gewöhnlich, und er hatte uns angefahren: „Androiden? Meinen Sie Roboter?“
    „Nein“, sagte Taggard sanft. „Androiden. Protomenschen. Sie leben, sind warmblütig und, soweit wir das beurteilen können, vollkommen rational. Sie essen, schlafen,
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