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Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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Ich weiß gar nicht, was daraus geworden ist. Camille müsste es wissen, wenn überhaupt irgendjemand. Die Melodie ist ein bekanntes Schlaflied für Kinder.«
    Die Innenseite des Kästchens war mit einem satten, samtigen Brokat ausgeschlagen. Ich hatte schon Röcke aus solchem Stoff gesehen, an Hofdamen in Y'Elestrial. Der violette Brokat hatte den Duft des Arnikchah-Holzes aufgenommen.
    Ich erschauerte und war auf einmal unerklärlich traurig, als ich den leuchtenden Edelstein an der Unterseite des Deckels berührte. Wieder begann die Melodie zu spielen und flatterte leicht durch den staubigen Raum. Ich schloss die Augen und ließ mich zu den langen Sommerabenden meiner Jugend zu rückversetzen. Ich tanzte über die Wiese, während Camille ihre Zauber aufsagte und Delilah in ihrer Katzengestalt Glühwürmchen jagte. Diese Zeiten schienen mir jetzt sehr, sehr lange zurückzuliegen.
    Iris lugte in das Kästchen. »Da liegt ein Medaillon drin.«
    Vorsichtig stellte ich die Spieluhr auf den Boden und holte den herzförmigen Anhänger heraus. Er war aus Silber, mit Rosen und Ranken geprägt, und das Herz öffnete sich, als ich den Verschluss berührte. Darin lagen ein Bild und eine Haarsträhne.
    Das Foto war eindeutig in der Erdwelt entstanden und zeigte einen Elf. Einen Mann. Die Strähne war so hell, dass man sie als platinblond bezeichnen konnte. Aber dieses Haar war niemals mit Farbe in Berührung gekommen. Ich zeigte Iris die Locke. Sie schloss die Faust um das Haar und kniff die Augen zusammen. »Elfenhaar, so wie es sich anfühlt. Was für ein hübscher Anhänger. Ich frage mich, wem er gehört.«
    »Ich habe keine Ahnung«, entgegnete ich. »Was ist sonst noch in der Truhe?«
    Iris holte die Bücher und den Stapel Kleidung hervor. Die Bücher gehörten eindeutig zur Erdwelt: Erdseits Leben für Dummies und Amerikanisches Englisch für Elfen .
    Die Kleidung hatte einer Frau gehört. Eine Tunika, mehrere Paar Leggings, ein Gürtel, eine Jacke, ein hübscher BH. Ich hielt ihn hoch. Die Besitzerin hatte kleine Brüste. Der Stoff war nach Elfenart gewebt, so viel erkannte ich immerhin.
    Unter der Kleidung, ganz unten in der Truhe, fanden wir ein großes Notizbuch. Ich schlug die erste Seite auf. Da stand »Sabele« in schnörkeliger Handschrift. Die Buchstaben waren Englisch, doch der Rest des Journals war in Melosealfor verfasst, einer seltenen und wunderschönen KryptoSprache der Anderwelt. Ich erkannte die Schrift, konnte sie aber nicht lesen. Camille schon.
    »Das sieht aus wie ein Tagebuch«, bemerkte Iris, die es durchblätterte. »Ich frage mich ...« Sie stand auf und stöberte in den noch nicht sortierten Haufen Krempel herum. »He! Hier drunter ist ein Bett, und in der Ecke steht ein Schrank. Was wetten wir, dass dieser Raum mal ein Schlafzimmer war? Vielleicht das Zimmer der Person, der dieses Medaillon und das Tagebuch gehört haben?«
    Ich starrte die Stapel alter Zeitschriften, Zeitungen und verblassten Weinkartons an. »Räumen wir erst mal den ganzen Müll weg. Wir bringen ihn vorerst nach nebenan. Mal sehen, was darunter zum Vorschein kommt.«
    Als ich die Spieluhr und die Klamotten wieder in die Truhe räumte, hallte Lachen über den Flur, und gleich darauf stand meine Schwester Camille in der Tür, zwei ihrer Männer im Schlepptau.
    »Pizza!« Camille trat ein und machte vorsichtig einen großen Schritt über einen aufgerollten Teppich hinweg. Wie üblich war ihr Outfit einfach umwerfend - ein schwarzer Samtrock, ein pflaumenfarbenes Bustier und dazu Highheels mit bleistiftdünnen Absätzen. Morio folgte ihr mit fünf Pizzaschachteln, und hinter ihm ragte Smoky auf, dessen Miene darauf schließen ließ, dass er belustigt, aber nicht eben begeistert davon war, hierher mitgeschleift zu werden.
    Iris sprang auf und wischte sich die Hände an den Shorts ab. »Ich habe solchen Hunger, dass ich ein Pferd verschlingen könnte.«
    »Psst, am Ende tut Smoky dir noch den Gefallen und schafft eines heran«, entgegnete Camille und warf dem Drachen mit gerümpfter Nase einen frechen Blick zu.
    Er sah vielleicht aus wie ein eins neunzig großer Mann mit silbrigem Haar bis zu den Fußknöcheln, aber wenn er sich verwandelte, kam hinter dieser schneeweißen Fassade ein waschechter Drache zum Vorschein. Er fraß Pferde, Kühe, hin und wieder auch eine Ziege. Direkt von der Weide. Manchmal behauptete er auch scherzhaft, Menschen zu fressen, und keine von uns nahm das ernst; allerdings hatte ich schon den Verdacht,
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