Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
seltsamen Glitzern in den Augen den Kopf. Das Leben in Seattle mochte düster und nasskalt sein, aber niemand hätte mir je einreden können, es sei langweilig.

 
Kapitel 2
     
    Bis Chase und sein Team eintrafen, gelang es der verwundeten Fee, sich davonzuschleppen. Zurück blieb eine Spur großer Blutstropfen, die in der Sackgasse hinter meinem Laden verschwand. Ich blickte den finsteren Weg entlang, aber es war zu dunkel, um bis ganz hinten zu sehen. Ich hatte gewiss nicht die Absicht, allein da reinzuspazieren. Chase und seine Männer konnten hinten nachschauen, wenn sie wollten.
    Ich beschloss jedoch, den bewusstlosen Goblin nach drinnen zu schleifen und in dem Raum neben meinem Büro einzuschließen. Er stank absolut widerlich, und seine schmierige Kleidung war sogar noch schlimmer, aber schließlich hatte ich ihn im Hinterzimmer und verschnürte ihn mit Paketklebeband. Er wachte auf und funkelte mich böse an, als ich ihm das klare Klebeband gerade um Handgelenke und Knöchel wickelte.
    Sofort pappte ich ihm auch ein Stück Klebeband vor den Mund, ehe er etwas sagen konnte. Giftige Blicke würden mir nichts anhaben, aber etwas, das aus seinem Mund kam, möglicherweise schon. Manche Goblins gebrauchten Magie. Und alle waren dreckige, widerliche kleine Lügner.
    Der Grottenschrat hingegen - oder vielmehr das, was von ihm übrig war - konnte von mir aus hübsch bleiben, wo er war. Das war mir nun wirklich zu ekelhaft. Auf keinen Fall würde ich einen breiigen Fleck Überfahrenes aufputzen, schon gar nicht in Samt und Spitze gekleidet.
    Zehn Minuten später lehnte Chase am Ladentisch und starrte das Einhorn an, während Sharah und Mallen den Grottenschrat von der Straße schabten. Eines musste ich ihnen lassen: Die beiden Elfen sahen aus, als müssten sie sich gleich erbrechen, doch sie erledigten ihre Aufgabe, ohne sich zu beklagen.
    Feddrah-Dahns trank sein Wasser aus einem Eimer, den ich hinten gefunden hatte.
    Iris benutzte ihn zum Putzen, also hatte ich ihn ausgespült und mit frischem Quellwasser aus dem Wasserspender gefüllt. Das Einhorn blickte meiner Meinung nach sehr nachdenklich drein.
    Aber ich hatte noch nicht allzu viele Einhörner gesehen, auch nicht zu Hause in der Anderwelt. Sie blieben normalerweise unter sich.
    Einige meiner Stammkunden, die zufällig draußen vorbeigegangen waren, hatten die offene Ladentür bemerkt und hereingeschaut, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung war. Mit weit aufgerissenen Augen stürzten sie sich sofort auf das gehörnte Tier und umringten es wie eine Art Gott.
    Wenn ich so darüber nachdachte, war Feddrah-Dahns in gewisser Weise ein Gott. Nur wenige Einhörner waren bisher durch die Portale gekommen, und die Erdwelt-Spezies ließ sich nur sehr selten blicken. Wenn man bedachte, mit welch ehrfürchtigem Staunen sie in den Mythen und Sagen der Menschen behandelt wurden, überraschte es mich nicht, dass ihm sofort alle Herzen zuflogen.
    Henry Jeffries, einer meiner besten Kunden, streckte vorsichtig die Hand aus, um die wilde Mähne zu berühren, die üppig über den Hals des Einhorns herabwallte. Ein Ausdruck kindlichen Staunens breitete sich über sein Gesicht. Feddrah-Dahns warf ihm einen Blick zu und wieherte sacht. Henry schlurfte zu mir herüber und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er hatte feuchte Wangen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Tag noch mal erleben würde. Meinen Sie, dass Mr. Beagle einem echten Einhorn begegnet ist?«
    Ich runzelte die Stirn. Wahrscheinlich hatte Peter S. Beagle nicht einmal an die Geschöpfe geglaubt, als er Das letzte Einhorn geschrieben hatte, aber wer konnte das schon so genau wissen? »Ich weiß es nicht, Henry. Möglich ist alles.« Ich lächelte ihn an, er lächelte zurück und eilte dann wieder zu Feddrah-Dahns hinüber.
    »Camille? Camille? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Hm?« Ich drehte mich um. Chase hatte offenbar im selben Moment etwas zu mir gesagt wie Henry. »Nein, tut mir leid. Was hast du gesagt?«
    Er seufzte. »Das ist jetzt der dritte Bericht über umherstreunende Kryptos heute Vormittag.«
    Chase war charmant, nicht mehr so aufdringlich wie zu Anfang und ein verdammt guter Detective. Erst hatte ich den Kerl verabscheut, aber jetzt mochte ich ihn geradezu. Ja, hin und wieder verirrte sich sein Blick noch in verbotene Zonen, und er roch weiterhin zu oft nach scharfen Rindfleisch-Tacos, aber zumindest ließ er jetzt die anzüglichen Bemerkungen sein. Und vor allem stank er nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher