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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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Hier und Jetzt konzentrieren. Später würde mir noch genug Zeit bleiben, mir selbst auf die Schulter zu klopfen.
    Meine Gegnerin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und holte mit der Peitsche aus. Igitt. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Wesen sich ein bisschen zu gut amüsierte.
    Anscheinend hatte das Einhorn unseren Kampf bemerkt. Der wunderschöne Hengst galoppierte mit gesenktem Horn an mir vorbei, spießte die Fee an der Schulter auf, schleuderte sie einen Meter hoch in die Luft und zwei Meter zurück. Das kreischende Ding knallte auf den Gehweg und blieb liegen; es blutete wie ein angestochenes Schwein.
    Mit dem Blutvergießen war es auch noch nicht vorbei. Ein Auto bretterte viel zu schnell um die Ecke und überrollte den Grottenschrat. Flatsch. Platt wie ein Pfannkuchen. Der Porsche - jedenfalls sah der Wagen so aus - raste davon, ehe ich das Nummernschild erkennen konnte.
    Ich zuckte mit den Schultern. Da der Grottenschrat mir wohl kaum ein schöneres Schicksal gewünscht hätte, würde ich ihm keine Träne nachweinen.
    Ich wandte mich wieder dem Tod und der Zerstörung auf dem Gehweg zu.
    »Tja ...« Ich wusste nicht recht, was ich sonst sagen sollte. Es kam nun mal nicht jeden Tag vor, dass ein Haufen schräger Kreaturen aus der Anderwelt sich vor meinem Buchladen niedermähen ließ.
    Das Einhorn trappelte zu mir heran. Ich blickte zu ihm auf und war wie gebannt von dem Strudel wirbelnder Farben in seinen Augen. Hübsch. Sehr hübsch. Und wenn mich nicht alles täuschte, sah auch er ein bisschen angefressen aus.
    »Vielleicht ruft Ihr besser einen Gendarmen«, bemerkte das gehörnte Pferd milde besorgt. Mit einem Nicken wies er auf den plattgewalzten Grottenschrat. »Jemand könnte in dieser Sauerei ausrutschen und sich verletzen.«
    Da hatte er recht. Auf dem Gehweg sah es aus wie an einem Set von Pulp Fiction oder Kung Fu. Ich konnte Chase praktisch schon hören. Er würde sich ja so über meinen Anruf freuen. Er steckte in letzter Zeit bis über beide Ohren in Arbeit, weil er die Fassade aufrechterhalten musste. Wir alle taten so, als arbeiteten wir immer noch offiziell für den AND - den Anderwelt-Nachrichtendienst -, während wir in Wirklichkeit auf eigene Faust operierten. Einen Anderwelt-Schlägertrupp vom Boden aufzuwischen war vermutlich das Letzte, was er jetzt noch auf seine Liste setzen wollte. Ich seufzte tief. »Da habt Ihr wohl recht. Möchtet Ihr so lange hereinkommen?« Ich wies auf die Buchhandlung.
    Wenn Einhörner mit den Schultern zucken könnten, hätte dieses es jetzt getan. »Also gut. Ihr habt nicht zufällig etwas zu trinken im Hause? Ich habe großen Durst, und anscheinend gibt es hier keine öffentlichen Tränken.«
    »Natürlich, ich bringe Euch gleich Wasser. Ich bin übrigens Camille. Camille D'Artigo. Ich komme aus der Anderwelt.« Ich schloss die Tür auf und gab den Code ein, mit dem ich die eben erst eingeschaltete Alarmanlage wieder ausschaltete.
    »Das ist recht offensichtlich.« Eine belustigte Note schwang in den Worten des Einhorns mit, und erst jetzt fiel mir auf, dass wir uns nicht auf Englisch unterhielten. Wir waren automatisch ins Melosealför verfallen, einen seltenen Krypto-Dialekt; alle Hexen, die der Mondmutter die Treue geschworen hatten, lernten ihn während ihrer Ausbildung. »Ich weiß, wer Ihr seid. Ihr hebt Euch wahrlich von der Masse ab, Mylady. Wie geht es Euch? Ich bin Feddrah-Dahns.«
    »Feddrah-Dahns, so? Dann kommt Ihr aus dem Windweidental.« Irgendetwas an dem Namen klang vage vertraut, aber ich kam nicht darauf. Ich wusste allerdings, dass jedes Einhorn aus dem Windweidental Dahns als Nachnamen führte. In der Gegend wimmelte es von Kryptos, und es hieß, riesige Herden der gehörnten Wesen streiften während der Sommermonate wie Nomaden kreuz und quer durch das riesige Tal.
    »Ihr beherrscht Eure Geographie, Camille D'Artigo.«
    »Na ja ... Wo ist denn der Pixie? Wo ist er hin? Ich habe vorhin auch Pixie-Pulver bemerkt.«
    »Ich hoffe, ihm ist nichts geschehen. Er hat dem Grottenschrat etwas abgenommen, das mir gehört. Eigentlich hat er nur gestohlenes Eigentum zurückgeholt, aber der Grottenschrat und seine Komplizen waren offenbar anderer Ansicht.« Feddrah-Dahns zwinkerte mit den wunderschönen, großen Augen.
    Ich lächelte. »Diebe haben meist ein Problem mit dem Konzept des Eigentums, ob Grottenschrat oder Mensch.« Ich öffnete die Tür, so weit ich konnte. Als das Einhorn vorsichtig über die Schwelle trat, neigte es mit einem
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