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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Autoren: Fritz Leiber
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brachten ihn jedoch wieder ein Stück in die Wirklichkeit zurück. Hinten auf der Seitenstraße, die er gerade überquerte, sah er Cif und Groniger, die sich aufgeregt miteinander unterhielten. Er hätte sich ungesehen an ihnen vorbeigedrückt und wäre gänzlich zu seinen Träumereien zurückgekehrt, hätten sie ihn nicht bemerkt.
    »Kapitän Fafhrd, haben Sie die schreckliche Nachricht schon gehört?« rief der grauhaarige Hafenmeister, während er sich mit langen Schritten näherte. »Die goldenen Kleinodien sind aus der Schatzkammer geraubt worden, und Zwaaken, der sie bewachte, ist tot!«
    Die kleine, rostbraun gekleidete Frau mit den goldenen Strähnen im dunkelbraunen Haar, die an Gronigers Seite herbeieilte, fügte hinzu: »Es ist gerade eben bei Sonnenuntergang geschehen. Wir waren gleich nebenan im Ratssaal und wollten uns dem Wächter nach Einbruch der Dunkelheit zugesellen (du hast gewiß von der Geistererscheinung der letzten Nacht gehört), da drang ein Schrei aus der Schatzkammer, und im Türspalt sah man einen blauen Blitz. Zwaakens Gesicht war zu einer Fratze erstarrt, aus seinen Kleidern stieg Rauch auf ... und alle goldenen Symbole waren verschwunden.«
    Sonderbarerweise nahm Fafhrd kaum zur Kenntnis, was Cif da sagte. Statt dessen überlegte er, wie auch sie ihn plötzlich an den Mausling erinnerte und sich immer mehr wie der Graue verhielt. Es hieß ja, daß Menschen, die sich schon lange lieben, einander ähnlich werden. Ob sich das so schnell bewahrheitete?
    »Ja, jetzt fehlt nicht nur der Goldwürfel der Ehrlichkeit«, warf Groniger dazwischen, »alles, alles ist weg.«
    Die Erwähnung des Würfels belebte Fafhrd wieder ein wenig, da sie ihn aufbrachte. Insgesamt überwog sonderbarerweise die Verärgerung das Interesse an der Neuigkeit und die Sorge ihrethalben, wenn er auch natürlich Cif, der Liebsten des Mauslings, gerne geholfen hätte.
    »Von eurem Gespenst habe ich gehört«, erklärte er ihr. »Der Rest ist neu für mich. Kann ich euch auf irgendeine Weise helfen?«
    Sie blickten ihn etwas sonderbar an. Er merkte, daß seine Bemerkung recht kühl geklungen hatte, und so fügte er, obwohl er sich sehr danach sehnte, wieder allein zu sein, noch hinzu: »Ihr könnt meine Männer um Hilfe bitten, falls ihr sie bei der Suche nach den Dieben braucht. Sie sind in ihrem Schlafraum.«
    »Für den Sie mir Miete schulden«, warf Groniger sofort ein.
    Fafhrd ging hoheitsvoll darüber hinweg. »Also«, sagte er, »ich wünsche euch viel Glück bei eurer Suche. Gold ist wertvoll.« Mit einer kleinen Verbeugung machte er kehrt und setzte seinen Weg fort. Als er sich etwas entfernt hatte, hörte er ihre Stimmen erneut, konnte aber nicht mehr verstehen, was sie sagten – was bedeutete, daß ihre Worte glücklicherweise nicht für ihn bestimmt waren.
    Er erreichte den Hafen, als das violette Licht noch immer strahlend hell über dem Himmel lag – und merkte mit plötzlicher Freude, daß dies einer der Gründe für seine Eile und Ungeduld gewesen war. Die wenigen Leute, die auf dem Gelände herumstanden oder -gingen, verhielten sich still und beachteten sein Kommen nicht. Die Luft war unbewegt. Er ging zum Rand des Hafenbeckens hinüber und suchte mit den Augen den Süden und Südosten ab, wo der violette Himmel auf die spiegelglatte, graue See stieß, ohne jede Unterbrechung durch Wölkchen oder irgendeinen Dunstflecken.
    Kein Anzeichen eines fernen Segels, kein Hinweis auf einen Schiffsrumpf weit und breit. Der Mausling und die Seefalke befanden sich weit da draußen in der Welt des Meeres.
    Doch noch konnte vor Eintritt der Dunkelheit ein Zeichen oder Hinweis auftauchen. Er ließ den Blick verträumt zu nähergelegenen Gegenständen wandern. Im Osten erhoben sich grau im Zwielicht die glatten Salzklippen. Zwischen diesen und der flachen Landzunge im Westen erstreckte sich verlassen der Hafen. Dort lag rechter Hand eng vertäut die Treibgut , während sich linker Hand ein leichter hölzerner Landungssteg befand, den man bei Eintreffen der Winterstürme herausziehen würde. An diesem waren ein paar Beiboote und andere kleinere Hafenboote festgemacht. Darunter befand sich auch das kleine Segeldory der Treibgut , in dem Fafhrd gewöhnlich allein aufs Meer hinausfuhr – eine weitere Übung für das Leben als Einhändiger – und außerdem ein schmales, flaches Fahrzeug ohne Mast, kaum mehr als eine bootsförmige Planke. Er hatte es noch nie zuvor gesehen.

Kapitel 6
    Das violette Licht wich nun
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