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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Autoren: Fritz Leiber
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der in schweigendes Elend versunkene Dicke, der magere Graubart, der sein Ale pfefferte, und eine sehr schlanke, stille Frau in silbrig überhauchtem Elfenbeingrau, die allein an einem Tisch im Hintergrund saß und das gelassenste (und durchaus nicht häßliche) Gesicht hatte, das man sich nur denken konnte. Zunächst hatte er auch sie für eine Hure gehalten, doch keiner hatte sich ihrem Tisch genähert, keiner (außer ihm selbst) schien sie auch nur bemerkt zu haben, und soweit er sich erinnern konnte, hatte sie noch nicht einmal etwas getrunken.
    Gestern abend war er wieder gekommen und hatte so ziemlich dieselbe Gesellschaft vorgefunden (und die gleiche angenehme Linderung seiner Langeweile verspürt). Und heute abend stellte er fest, daß er sich schon auf einen erneuten Besuch an diesem Ort freute – wenn er beim Hafen gewesen war und den Süden und Osten des Meers nach der Seefalke abgesucht hatte.

Kapitel 4
    In diesem Augenblick trat hinter der nächsten Straßenecke Rill hervor und begrüßte ihn freudig, winkte ihm mit der Hand, über deren Innenfläche sich eine rote Narbe zog – Erinnerung an eine Verletzung, die zwischen ihr und Fafhrd ein Band geknüpft hatte. Die dunkelhaarige, inzwischen auch als Fischerin arbeitende Hure, trug einfache, reinliche Kleidung – ein Zeichen, daß sie im Augenblick weder dem einen noch dem anderen ihrer Gewerbe nachging.
    Sie plauderten ein wenig, fühlten sich wohl miteinander. Sie erzählte ihm von der heutigen Dorschausbeute und fragte nach dem Mausling (wann er zurückerwartet werde), nach seinen und Fafhrds Männern – und wie Fafhrds Armstumpf sich mache (nur mit ihr konnte er darüber reden), nach seinem Gesundheitszustand im allgemeinen und wie er schlafe.
    »Falls du schlecht schläfst«, sagte sie, »hat Mutter Grum hilfreiche Kräuter – oder auch ich selbst könnte mich nützlich erweisen.«
    Bei diesen letzten Worten kicherte sie, warf ihm von der Seite ein fragendes Lächeln zu und zog an seinem Eisenhaken, mit ihrem vernarbten Zeigefinger, der durch dieselbe tiefe Brandwunde, die ihre Handfläche zeichnete, für immer gekrümmt war. Fafhrd lächelte dankbar zurück, schüttelte aber den Kopf.
    In diesem Augenblick kam Pshawri mit Skullick im Schlepptau, um ihm über die Tagesarbeit und andere Vorfälle Bericht zu erstatten, und kurz danach ging Rill davon. Einige von Fafhrds Männern hatten bei der neuen Baustelle Arbeit gefunden, die am früheren Standort des Salzhering entstanden war, einige hatten auf der Treibgut gearbeitet, während der Rest gemeinsam mit den vom Mausling zurückgelassenen Männern auf Dorschfang gegangen war.
    Pshawri erstattete seinen Bericht auf eine lässig unbekümmerte Art, die zugleich ins Einzelne ging und pflichtbewußt war und Fafhrd an den Mausling erinnerte (Pshawri hatte einige der Eigenheiten des Kapitäns übernommen), was Fafhrd sowohl verwirrte als auch belustigte. Doch so gesehen erinnerten eigentlich alle Diebe des Mauslings, klein und drahtig wie sie waren, Fafhrd an seinen Kameraden. Eine Bande von Mauslingen – lächerlich!
    Er unterbrach Pshawris Bericht mit einem: »Das genügt, du hast deine Sache gut gemacht. Du auch, Skullick. Aber seht zu, daß eure Kameraden dem Seewrack fern bleiben. Hier, nimm mir das mal ab.« Er gab dem jungen Berserker Bogen und Köcher. »Nein, ich esse auswärts. Ihr könnt jetzt gehen.«
    Und so ging er allein zum Seewrack und zum Hafengelände weiter, in dem hellen Zwielicht, das hier die violette Stunde genannt wurde. Nach einer Weile wurde ihm mit leichtem Erstaunen und einem Hauch von Selbstverachtung klar, warum er Afreyts Bett gemieden und Rills kameradschaftliche Einladung abgelehnt hatte – er freute sich schon darauf, im Seewrack die stille, schlanke Frau in Elfenbeinweiß und Silber wiederzusehen, die Frau mit den geistesabwesenden Augen und dem gelassenen, gar nicht häßlichen Gesicht. Er wollte sie beobachten und sich Träumereien über sie hingeben. O Gott, was waren die Männer doch für romantische Dummköpfe, daß sie über das Bekannte und Gute hinausgingen und sich unter Aufbietung aller Kräfte dem Geheimnisvollen entgegenreckten, nur weil es unbekannt war. Waren Träume eben einfach besser als die Wirklichkeit? Hatte das nur Vorgestellte immer mehr Stil? Doch wenn er auch flüchtig über Träume philosophierte, so war er doch auf dem besten Wege mitten in diesen violett überhauchten Traum hinein.

Kapitel 5
    Heftig erhobene, ihm vertraute Stimmen
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