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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Autoren: Fritz Leiber
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zuckte er zusammen, denn der Armstumpf war noch immer empfindlich und durch das letzte Dutzend Pfeilschüsse zu sehr belastet worden.

Kapitel 3
    Als sie, die untergehende Sonne im Rücken, auf die niedrigen, überwiegend rot gedeckten Häuser Salzhavens zugingen, betrachte Fafhrd die grauen, aufrecht dastehenden Steinblöcke und fragte Gale: »Was weißt du von den alten Göttern der Reifinsel? – die verehrt wurden, bevor die Menschen von Reif dem Atheismus anhingen?«
    »Das war ein ziemlich wilder, gesetzloser Haufen, sagt Tante Afreyt – ungefähr so, wie Hauptmann Mauslings Männer, bevor sie Soldaten wurden, oder deine Berserker, bevor du sie gebändigt hast.« Mit wachsender Begeisterung fuhr sie fort: »Ganz gewiß haben sie an keinerlei Goldenen Pfeil der Wahrheit geglaubt, an kein Goldenes Lineal der Klugheit, keine Kleine Goldtasse Angemessener Gastlichkeit – gewaltige Lügner, Huren, Mörder und Piraten waren die, schätze ich, sie alle.«
    Fafhrd nickte. »Vielleicht gehört Cifs Gespenst zu denen«, meinte er.
    Aus einem violetten Haus kam ihnen eine großgewachsene, schlanke Frau entgegen. Als Afreyt näher heran war, rief sie Gale zu: »Da hast du also gesteckt. Deine Mutter hat dich schon gesucht.« Sie schaute auf Fafhrd. »Wie ging's mit dem Bogenschießen?«
    »Kapitän Fafhrd hat das Ziel beinahe mit jedem Schuß getroffen«, antwortete Gale für ihn. »Sogar beim Um-die-Ecke-Schießen! Und ich habe ihm nicht im geringsten geholfen, den Bogen zu befestigen oder so.«
    Afreyt nickte.
    Fafhrd zuckte die Schultern.
    »Ich habe Fafhrd von Cifs Gespenst erzählt«, fuhr Gale fort. »Er denkt, es könnte vielleicht eine der alten Göttinnen der Reifinsel gewesen sein – Rin, die Mondläuferin, eine von denen. Oder die Hexenkönigin Skeldir.«
    Afreyt hob die engstehenden, blonden Augenbrauen. »Geh jetzt mal los, du, deine Mutter braucht dich.«
    »Kann ich den Zielsack für dich aufbewahren?« fragte das Mädchen Fafhrd.
    Er nickte, lüpfte den linken Ellbogen, und der große Ball fiel nach unten. Gale rollte ihn vor sich her davon. Der Zielsack war mit Schneebeerenwurzel rauchrot gefärbt, und die Strahlen der untergehenden Sonne ließen ihn wütend aufglühen. Afreyt und Fafhrd kam beiden der Gedanke, daß Gale die Sonne davonrollte.
    Als sie verschwunden war, wandte Fafhrd sich Afreyt zu und fragte: »Was ist das für ein Unsinn mit dem Gespenst, dem Cif begegnet sein soll?«
    »Du wirst allmählich so zweiflerisch wie ein Inselbewohner«, erklärte sie ohne zu lächeln. »Ist etwas, das einem Ratsherrn das Bewußtsein raubt und ihn gänzlich entkräftet zurückläßt, etwa Unsinn?«
    »Hat das Gespenst das getan?« fragte er, während sie sich langsam zur Stadt hin in Bewegung setzten.
    Sie nickte. »Als Gwaan an Cif vorbei in die dunkle Schatzkammer hineinging, umklammerte ihn etwas und schlug ihn bewußtlos; erst eine Stunde später kam er wieder zu sich – und hat seitdem das Bett nicht verlassen.« Die gespitzten Lippen zuckten. »Oder er ist in dem Schattengewirr gestolpert und mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen – auch das wäre möglich, da er jede Erinnerung an den Vorfall verloren hat.«
    »Erzähl mir die genaueren Umstände«, bat Fafhrd.
    »Die Ratssitzung hatte bis weit in die Nacht gedauert, denn der noch recht runde, aber doch schon abnehmende Mond war gerade aufgegangen«, begann sie. »Cif und ich wohnten ihr als Schatzmeisterin und Schriftführerin bei. Zwaaken und Gwaan forderten Cif zu einer Durchsicht der Goldsymbole der Tugenden auf. Seit dem Verlust (wenn auch durch den Zweck gerechtfertigt) des Goldwürfels der Ehrlichkeit sind sie deretwegen besorgt. Cif schloß also die Tür zur Schatzkammer auf und blieb dann zögernd auf der Schwelle stehen. Das Mondlicht fiel durch das kleine, vergitterte Fenster herein (so erzählte sie mir später), ließ aber den größten Teil der Schatzkammer im Dunkeln, und etwas in der Art, wie die Dinge darin lagen, war ungewohnt, so daß sie sich gewarnt fühlte. Außerdem hing der schwache Hauch eines ungesund sumpfigen Geruchs in der Luft ...«
    »Wohin geht das Fenster?« fragte Fafhrd.
    »Aufs Meer. Gwaan schob sich ungeduldig (und äußerst unhöflich) an Cif vorbei, und dann, so beteuert sie, sah sie einen bläulichen Rauch wie gedämpfte Blitze, und darin meinte sie dreimal eine stille, magere Gestalt aus silbrigem Nebel zu erkennen, die Gwaan hungrig umklammerte. Sie habe den Eindruck eines geschwächten Gespensts gewonnen,
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