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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Autoren: Fritz Leiber
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kleines Bläschen am Rande von Mordroogs dünnen, gefletschten silbrigen Lippen gebildet, nun löste es sich und wurde allmählich größer, während es aus jener dunklen Tiefe zur fernen Wasseroberfläche stieg.

Kapitel 2
    Drei Monate nach dem eben berichteten Ereignis übte Fafhrd sich auf der Heide nördlich von Salzhaven-Stadt an der Südwestküste der Reifinsel im Bogenschießen – eine weitere der selbsterdachten Lektionen, die er sich auferlegt hatte, um für das Leben als Einhändiger die notwendige Geschicklichkeit zu erwerben, nachdem er beim Zurückwerfen der Gegenlauf-Meeresmingols von der Westküste der Insel die linke Hand an Odin verloren hatte. Er hatte einen spitz zulaufenden, dünnen, fingerlangen Eisenstab (ganz ähnlich dem Griffzapfen einer Schwertklinge) in die Mitte seines Bogens eingelassen und das andere Ende in ein eigens dafür gefertigtes Loch des hölzernen Armsockels getrieben, der mittels einer den Unterarm eng umschließenden, mit Luftlöchern versehenen Ledermanschette an seinem frisch verheilten Armstumpf befestigt war – so daß sein linker Arm nun in einen brauchbaren, wenn auch etwas starr befestigten Bogen auslief.
    Hier, nahe der Stadt, bestand die Heide aus knöchelhohem Heidekraut und Gras, hin und wieder mit kleinen Büscheln Stechginster durchsetzt, in deren Nähe hier und da ein Pärchen pummeliger Lemminge vertrauensselig spielte; dazwischen standen überall mannshohe Steinblöcke. Letztere waren für die seit langem schon atheistischen Bewohner der Reifinsel vielleicht früher einmal von religiöser Bedeutung gewesen – atheistisch waren jene übrigens nicht in dem Sinne, daß sie nicht an Götter glaubten (was für einen Bewohner der Welt Nehwon wohl kaum möglich gewesen wäre), sondern daß sie mit keinem dieser Götter zu schaffen hatten und auch in keiner Weise auf göttliche Befehle, Drohungen oder Schmeicheleien ansprachen. Sie (die Megalithen) standen nun herum wie stumme, ergraute Bären.
    Abgesehen von einigen wenigen dichten weißen Wolken über der Insel war der Spätnachmittag klar, windstill und für diese späte Jahreszeit erstaunlich mild, denn eigentlich stand der Winter mit seinen eisigen Schneetreiben und seinen Stürmen schon dicht vor der Tür.
    Das Mädchen leistete Fafhrd bei seiner Übung Gesellschaft. Die silberblonde Dreizehnjährige trottete gerade beim Aufsammeln der Pfeile neben ihm her – von denen die Hälfte im Ziel steckte, einem großen Ball. Damit der Bogen ihn nicht beim Gehen behinderte, trug Fafhrd ihn über die Schulter gelegt, wozu er den verstümmelten Arm nach oben abwinkeln mußte.
    »Man sollte einen Bogen erfinden, der um die Ecke schießt«, überlegte Gale zu der Frage, wie eine hinter einem der Felsblöcke versteckte Beute zu erlegen sei. »So könnte man seinen Feind erwischen, wenn er sich hinter einem Haus oder einem Baumstamm versteckt.«
    »Das wäre eine Idee«, gab Fafhrd zu.
    »Wenn der Pfeil noch dazu leicht gebogen wäre«, überlegte sie.
    »Nein, dann würde er einfach ins Trudeln geraten«, erklärte er. »Die Tugend eines Pfeils liegt darin, daß er vollkommen gerade ist, daß ...«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen«, unterbrach sie ihn ungeduldig. »Das habe ich schon tausend Mal gehört, von Tante Afreyt und Tante Cif, wenn sie mich über den Goldenen Pfeil der Wahrheit und die Goldbänder der Einheit und all das belehren.« Das Mädchen bezog sich auf die streng bewachten goldenen Zeichen, die seit undenklichen Zeiten die atheistischen heiligen Reliquien des Fischervolks der Reifinsel darstellten.
    Das rief Fafhrd den Goldwürfel der Ehrlichkeit in Erinnerung, der nun für immer verloren war, nachdem der Mausling ihn ins Meer geschleudert hatte, um die Macht des riesigen Strudels zu brechen, der bei der großen Seeschlacht die Flotte der Mingols verschlungen und daraufhin seine eigene bedroht hatte. Lag er nun nahe dem Strand der Bleichen Knochen auf dem schlammigen Meeresgrund, oder war er mit den umherirrenden Göttern, Odin und Loki, tatsächlich gänzlich aus Nehwon verschwunden?
    Dieser Gedankengang bewegte ihn wiederum zu recht sorgenvollem Sinnen über den Mausling, der vor einem Monat mit der Seefalke und der Hälfte seiner Diebe sowie der Mingolbesatzung der Treibgut und Fafhrds eigenem Korporal Skor auf eine Handelsexpedition nach No-Ombrulsk losgesegelt war. Der kleine Mann (nun Kapitän Mausling) hatte noch vor dem Einsetzen der Winterstürme auf die Reifinsel zurückkehren
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