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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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durchzuckte ihn ganz deutlich ein Krampf, der sein schwarzgerändertes Monokel so fink aus dem Auge springen ließ, wie der Kneifer je von der Nase seines Bruders Clarence gehüpft war. Der Blick, mit dem er das Mädchen anschaute, war der Blick eines Mannes, der seinen Ohren nicht zu glauben vermag.
      »Zweitausend Pfund?«
      »Es wird bitter benötigt.«
      Gally gab einen kleinen Seufzer von sich. Er nahm ihre Hand und streichelte sie.
      »Nun, genaugenommen sind sie nicht für mich bestimmt. Sie sind für einen Mann, den ich kenne. Es ist die alte Geschichte, Gally, ich bin verliebt.«
      »Aha!«
      »Sagen Sie nicht ›Aha‹. Warum sollte ich nicht verliebt sein? Die Leute verlieben sich oder etwa nicht?«
      »Mir sind einige Fälle bekanntgeworden.«
      »Wie dem auch sei, ich bin verliebt in Jerry.«
    »Jerry was?«
    »Jerry Vail.«
    »Nie von ihm gehört.«
    »Ich nehme an, er hat auch noch nie von Ihnen gehört.«
    Gally war ganz gekränkte Entrüstung.
      »Was soll das heißen, er hat noch nie von mir gehört? Natürlich hat er von mir gehört. In den letzten dreißig Jahren haben Englands Ohren von meinem Namen geklungen. Wären Sie nicht ein hinterwäldlerischer Yankee auf Ihrem ersten Besuch der britischen Inseln, dann hätten Sie meine Lebensgeschichte mit der Muttermilch eingesogen und behandelten mich mit dem Respekt, den ich verdiene. Um aber zu dem Traummann zurückzukommen: aus der Tatsache, daß Sie andere Leute für ihn anzupumpen versuchen, schließe ich, daß er nicht gerade mit irdischen Gütern gesegnet ist. Es fehlt ihm an Kleingeld, wie? Er ist wohl das, was man einen mittellosen Bewerber nennen könnte, wie?«
      »Je nun, es reicht für ihn. Er trägt sich selber.«
      »Was macht er?«
      »Er ist Schriftsteller.«
      »Gütiger Himmel! Nun ja, ich nehme an, daß auch Schriftsteller Gottes Geschöpfe sind.«
      »Er schreibt Thriller. Aber Sie kennen ja den alten Witz. ›Das Verbrechen zahlt sich nicht aus . . . jedenfalls nicht genügend.‹ Wir könnten nicht heiraten mit dem, was er verdient. Nicht einmal, wenn er ein gutes Jahr hat.«
      »Aber Ihr Vater, der Millionär? Würde er Sie nicht unterstützen?«
      »Nicht bei einem mittellosen Bewerber. Wenn ich Vater schreiben und ihm berichten würde, daß ich jemanden mit einem jährlichen Einkommen von ungefähr dreißig Cents heiraten will, würde er mich schnellstens mit dem nächsten Schiff nach Amerika zurückverfrachten, und ich hätte großes Glück, wenn ich nicht bei meiner Großmutter in Ohio interniert würde.«
      »Ach so, die Geschichte vom gestrengen Vater? Ich hatte geglaubt, das gäbe es seit dem vergangenen Jahrhundert nicht mehr.«
      »Das stimmt auch, man hat nur vergessen, es Vater mitzuteilen. Aber wie dem auch sei, Jerry selbst hat viel zu viele Prinzipien und so weiter, als daß er sich von einer Frau unterstützen lassen würde.«
    »Die könnten Sie ihm doch ausreden.«
      »Das würde ich nicht wollen. Deswegen bewundere ich ihn ja. Wenn Sie nur einige wenige der mitgiftjagenden Nassauer kennengelernt hätten, die ich mit dem Stock in Schach halten mußte, seitdem ich zur Frau gereift bin, würden Sie verstehen, warum ich glaube, daß es eine angenehme Abwechslung ist, jemanden wie Jerry zu treffen. Er ist großartig, Gally. Man muß ihn sehen, um zu glauben, daß es so etwas überhaupt gibt. Und wenn er nur irgendwie an seine zweitausend Pfund kommt . . .«
      »Darüber könnten Sie mich ja auch mal informieren. Braucht er sie für einen bestimmten Zweck oder ist es lediglich so, daß er gerne zweitausend Pfund hätte?«
      »Er hat einen Freund, einen Arzt, der so eine Art Gesundheitsfarm eröffnen will. Haben Sie jemals von Muldoon in Amerika gehört?«
      »Aber sicher. Ich bin früher in Amerika einund ausgegangen.«
      »Es wäre etwas in derselben Art, nur hier in England wäre es natürlich eher . . . wie heißt das Wort?«
      »Feudal?«
      »Ich wollte eigentlich plüschig sagen. Man könnte sich um müde Herzöge kümmern und um abgeschlaffte Millionäre, die natürlich alle unerhört hohe Honorare zahlen würden. Es gibt da eine Einrichtung in Wales, wo sie das Geld nur so scheffeln, sagt Jerry. Was Jerrys Doktor will, wäre so ähnlich, nur könnte man es leichter erreichen, denn das Haus, das in Frage kommt, liegt irgendwo in Surrey oder Sussex, jedenfalls ist es nicht so weit entfernt von London. Die Sache ist die, daß Jerry sich mit
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