Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
zweitausend Pfund in das Unternehmen einkaufen und Juniorpartner werden könnte. Der Freund würde den Patienten den Puls fühlen, Diäten verschreiben und so fort, Jerry würde mit ihnen reiten, Tennis und Golf spielen und so etwas wie die Seele des Ganzen sein. Es ist eine Sache, die hundertprozentig auf Jerry zugeschnitten ist, und er würde es ganz ausgezeichnet machen. Außerdem hätte er endlich Zeit, seinen großen Roman zu schreiben.«
      »Er schreibt einen großen Roman?«
      »Na ja, er hat natürlich noch nicht damit anfangen können, weil er sich so mühselig seine Brötchen verdienen muß, aber er sagt, daß alles schon da ist, sozusagen im Oberstübchen auf Eis gelegt. Hat er nur ein wenig Muße, sagt er, ein paar ruhige Stunden am Tag, an denen er durch nichts abgelenkt wird, wird sich das Ganze von alleine schreiben, und er braucht nur zuzugucken. Warum sehen Sie aus wie ein ausgestopfter Frosch?«
      »Wenn Sie damit sagen wollen, warum ich aussehe wie Rodins Denker: ich habe mich lediglich gefragt, wie zum Kuckuck Sie es angestellt haben, diesen Knaben überhaupt kennenzulernen? Connie hat Sie abgeholt, als Sie in Southampton an Land gingen, und Sie nach einer einzigen Nacht in London hergebracht. Seitdem sind Sie ununterbrochen auf Blandings Castle gewesen. Es ist mir nicht klar, wann Sie die Zeit gefunden haben sollen, mit Jerry Vail zu firten und zu tändeln.«
      »Denken Sie nach, Gally! Benutzen Sie die Birne!«
      »Nein wirklich, darauf komme ich nicht.«
      »Er war auf dem Schiff, Sie Hohlkopf! Jerry ist ein vorausschauender Charakter. Er hat erkannt, daß es heutzutage für einen Schriftsteller nur einen einzigen Weg gibt, einen Batzen Geld zu machen, und der ist: man muß sich auf dem amerikanischen Markt durchsetzen. Deshalb hat er freigenommen und ist hinübergesaust, um sich ein Bild zu machen.«
      »Wie macht man sich ein Bild vom amerikanischen Markt?«
      »Ich nehme an, man . . . nun, man macht sich ein Bild, so wie es aussieht.«
      »Ich verstehe, man macht sich ein Bild.«
      »So ist es. Und als er damit fertig war, sich ein Bild zu machen, ist er aufs Schiff gesprungen und nach Hause gekommen.«
      »Und wer war auf dem Schiff? Sie!«
      »Genau. Wir haben uns schon am zweiten Tag der Reise kennengelernt und von da an niemals zurückgeblickt. Ach, diese Mondnächte!«
      »Gab es überhaupt Mondschein?«
      »Welche Frage!«
      Gally kratzte sich das Kinn. Er nahm sein Monokel aus dem Auge und putzte es sorgfältig.
      »Nun, ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll. Sie haben Ihren grauhaarigen Freund einigermaßen in Erstaunen versetzt. Lieben Sie diesen Menschen denn wirklich?«
      »Haben Sie nicht zugehört?«
      »Aber Sie können doch nicht mehr als vier Tage mit ihm verbracht haben?«
      »Na und?«
      »Nun, ich dachte gerade . . . Der Himmel weiß, daß ich nicht
    der Mann bin, zu Vorsicht und all diesen Dingen zu raten. Die einzige Frau, die ich je heiraten wollte, war Revuetheatersängerin und trat in feischfarbenen Trikots auf. Trotzdem –«
      »Nun –«
      »Ich glaube, ich würde aufpassen, wenn ich Sie wäre, junge Penny. Es gibt schon merkwürdige Vögel, die sich in unserer guten, alten Welt rumtreiben. Man kann nicht immer auf das bauen, was Menschen auf Ozeanriesen sagen. Manch ein Mann, der auf dem Aussichtsdeck ewige Treue schwört, erfährt eine auffällige Veränderung seines Verhaltens, wenn er den Fuß ans Ufer setzt und sich unter die Festlandschönen mischt.«
      »Gally, Sie machen mich krank!«
      »Das tut mir leid. Ich glaubte nur, es erwähnen zu müssen. Die Tatsachen des Lebens und so weiter.«
      »Wenn ich herausfände, daß Jerry so ist, würde ich ihn innerhalb einer Sekunde vergessen, obwohl mein Herz in tausend zitternde Teile zerbrechen würde. Wir Donaldsons haben unseren Stolz.«
      »Klare Sache.«
      »Aber er ist nicht so. Er ist ein Lämmchen. Und Sie wollen doch nicht behaupten, daß es nicht nett wäre, ein Lämmchen im Haus zu haben?«
      »Nichts könnte angenehmer sein.«
      »Sehen Sie!«
      Die Kaiserin stieß ein klagendes Grunzen aus. Eine kalorienträchtige Kartoffel hatte sich vom Rest ihrer Futterration abgesetzt und war aus dem Trog gefallen. Höfich wie er war, gab Gally sie ihr zurück, und das edle Tier dankte ihm mit einem kurzen Schnuppern.
      »Aber wenn er ein Lämmchen ist, ist ja alles noch viel schlimmer. Ich meine, daß es furchtbar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher