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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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die sie heraufbeschwor, einfach zu vergessen.
    »Ich glaub, der hier ist auf meine Seite gehüpft«, sagte Drum. Er stieß einen kurz über dem Knöchel abgetrennten, nackten Fuß mit der Spitze seines Straußenlederstiefels über die imaginäre Grenzlinie. »Na bitte. Da liegt er richtig.«
    Nachdem Drum so für Ordnung gesorgt hatte, stellte er sich neben Gene. »Kommt dir das irgendwie bekannt vor, Jungchen?«
    »Sieht nach einem Kartell aus. Wie im Fernsehen.«
    »Na, ich glaube, so was hast du auch schon live erlebt.«
    Gene legte den Kopf schief und sah ihn an. Er versuchte, nicht an die Zeit von vor fünfzehn Jahren zurückzudenken, als er noch ein Junge und Drum unter Sheriff Lavender Deputy in diesem County gewesen war – bevor ihn der Ehrgeiz gepackt hatte. Gene versuchte, nicht an Drum und Lavender zu denken, wie sie inmitten des Albtraums standen, in das sich das Wohnzimmer seiner Eltern verwandelt hatte. Das Wohnzimmer in dem Haus, das jetzt ihm gehörte. Er unterdrückte die Erinnerung mit aller Macht.
    »Nein«, sagte Gene einsilbig.
    Drum lachte und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre. Blauer Rauch waberte um seinen Kopf.
    »Sicher?«
    Gene wandte sich von Drum ab und betrachtete eingehend den Tatort, damit ihn seine Miene nicht verraten konnte. Er starrte in die Nacht hinaus und kämpfte darum, seine Vorstellungskraft unter Kontrolle zu halten.
    »Grüß deine kleine Schwester schön von mir, ja?«, sagte Drum und stieg wieder in den Expedition.
    Gene hatte ihn gar nicht gehört. Genauso wenig hörte er den anfahrenden Ford oder sah die Scheinwerfer, die wieder auf die Straße schwenkten. Er sah seine Schwester, das Findelkind, oder vielmehr das Ding, das Besitz von ihr ergriffen hatte. Wie es den Brustkasten seines Vaters aufgebrochen hatte, wie sich ihr kleines Kindergesicht zu einer dämonischen, uralten Grimasse verzerrt hatte, als sie sein Herz fraß.

3
    Als Skye Martindale wieder zu sich kam, stand sie auf den ölverschmierten Pflastersteinen vor der Garage, in der Gene den Streifenwagen abstellte, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Sie konnte sich nicht an das Geringste erinnern. Sie bemerkte das Blut auf ihren Armen und Händen und vermutete, dass sie einen Unfall gehabt hatte – einen Autounfall? – und unter Schock stand.
    Die schiere Menge an Blut verblüffte sie. Es bedeckte ihr Haar und ihr Gesicht. Eine dicke Schicht war um ihren Mund herum getrocknet, sie spürte es bitter und schlammig auf der Zunge. Die völlig durchtränkte Kleidung klebte an ihrem Körper. Das geronnene Blut spannte bei jeder Bewegung auf ihrer Haut. Mit einem Mal holten sie die ersten Erinnerungsfetzen ein, und da wusste sie, dass es nicht ihr eigenes Blut war.
    Weitere ungebetene Erinnerungsblitze durchzuckten sie, sodass sie ins Taumeln geriet und beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Ein großes Auto. Vier Männer um sie herum. Und was danach geschah, als sie sie selbst war und etwas völlig anderes.
    Sie bemerkte das Flackern des Fernsehgerätes im Wohnzimmer und Maria, die Babysitterin, die sie mit offenem Mund und voller Entsetzen anstarrte. Dann wurde ihr klar, dass die Frau, die auf dem Sofa lag, schlief und dabei den Mund geöffnet hatte.
    Mach schnell, ermahnte sie sich und sah reflexartig zu Timmys Zimmer hinauf. Hatte sich da der Vorhang bewegt? Das war nur der Wind, dachte sie und klammerte sich verzweifelt an die so unwirklich erscheinende Realität der heißen Wüstenbrise.
    Seine Mama rief seinen Namen, und der Junge schreckte aus dem Schlaf.
    »Timmy«, sagte sie. »Tim-mii!«
    Er öffnete die Augen und sah ihr hübsches Gesicht. Sie war ganz nahe, doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, konnte er ihr Gesicht nicht mehr sehen, und sie war verschwunden.
    Timmy spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen und ein Schluchzen in seiner Kehle aufstieg. »Du musst ein großer Junge sein«, sagte er laut. »Für deinen Daddy.«
    Dann legte er wieder den Kopf aufs Kissen und hörte von unten Stimmen aus dem Fernseher. Die hatten ihn wohl aufgeweckt.
    Er musste dringend aufs Klo – damit er nicht ins Bett machte, nicht so wie damals, nachdem seine Mama nicht mehr da gewesen war. Da hatte er ständig ins Bett gemacht. Also stand er auf und tapste zur Tür, aber irgendetwas zog ihn zum Fenster hin, und als er durch den Spalt im Vorhang spähte, ging die Horrorshow los, und er sprang zurück und hielt sich die Hände vor die Augen und hatte zu viel Angst zum Schreien und spürte,
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