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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Karl Olsberg
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Arschloch!
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Oberst Markov, Sie stehen ab sofort unter Arrest. Ihnen wird vorgeworfen, gegen die Vorschriften zur Sicherung nuklearer Waffen sowie gegen das Waffengesetz verstoßen zu haben.«
    Markov sprang auf, so dass sein Stuhl polternd umfiel. Das Geräusch hallte in dem leeren Hangar lange nach. »Aber Sie haben doch gerade gesagt, Sie glauben mir, dass ich von der Sache nichts wusste! Dass Oljakov sich umgebracht hat! Dass der Austausch der echten Gefechtsköpfe gegen diese Attrappen lange vor meiner Zeit hier geschehen ist!«
    »Das ist bis jetzt meine Theorie. Aber die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen, und das Militärgericht wird sich am Ende ein eigenes Urteil bilden.« Der Mann aus Moskau nickte kurz den beiden Militärpolizisten zu, die die ganze Zeit unbeteiligt hinter Markov gestanden hatten. »Nehmen Sie den Oberst in Gewahrsam!«

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    Lennard Pauly hob das Fernglas. Er war durch einen Vorhang und eine große Topfpflanze vor Blicken von außen geschützt. Von seiner Position aus konnte er den Innenhof des wie ein U geformten Wohnblocks und die Fenster des gegenüberliegenden Flügels gut überblicken.
    Im achten Stock saß die alte Frau Zengeler an ihrem Küchenfenster und löste wie immer ein Kreuzworträtsel. Sie tat es mit einer verbissenen Ernsthaftigkeit, als hinge ihre Rente davon ab, dass sie auch den letzten Begriff herausbekam. Sie sah nie in ein Lexikon, rief nie jemanden an, um zu fragen. Manchmal saß sie eine Viertelstunde reglos da und starrte auf die Zeitschrift vor sich, bis sie endlich den Stift in die Hand nahm und etwas hinkritzelte. Dann löste sich ihre Anspannung für einen Augenblick, und über das runzlige Gesicht floss ein zufriedener Ausdruck, der jedoch nie länger als ein paar Sekunden anhielt.
    In der Etage darunter hängte eine Frau die Wäsche für ihre siebenköpfige Familie auf den Balkon. Sie waren erst vor kurzem hergezogen, und Lennard hatte sich den neuen Namen auf dem Klingelschild noch nicht notiert. Die Frau war nicht gerade hübsch, mit plumper Figur, dunkler Haut und krausen schwarzen Haaren, die sich durch das Gummiband an ihrem Hinterkopf kaum bändigen ließen. Doch ihre Bewegungen waren schnell und geschickt, zeugten von der Kompetenz einer Mutter, die ihr enormes Arbeitspensum nur bewältigen konnte, wenn sie äußerst effizient vorging. Sie schaffte es immer, den Haushalt in Ordnung zu bringen, bevor ihre fünf Kinder aus der Schule und ihr Mann von der Frühschicht nach Hause kamen. Danach |20| ging sie selbst arbeiten, wohin, wusste Lennard noch nicht. Ihr Mann verbrachte den Rest des Tages meist vor dem Fernseher, während die Kinder ihre Hausaufgaben machten, draußen Fußball spielten oder sich zankten. Eine ganz normale, intakte Familie.
    Ganz anders ihre Nachbarn, ein junges Paar, das sich permanent stritt. Die junge Frau hatte oft blaue Flecken an den Armen und im Gesicht. Vor geraumer Zeit hatte Lennard sie im Supermarkt angesprochen. Sie hatte sich wortlos abgewandt, aber ihm waren die Tränen in ihren Augen nicht entgangen.
    Seine Augen wanderten wieder hinab zur Grünanlage mit dem kleinen Spielplatz. Eine Frau Anfang dreißig mit olivfarbener Haut und langen, lockigen schwarzen Haaren tollte mit ihrem etwa sechsjährigen Sohn herum. Fabienne Berger. Sie arbeitete halbtags als Verkäuferin in einem Blumengeschäft.
    Ein warmer, nicht unangenehmer Schmerz durchdrang Lennards Brust, als er die Fröhlichkeit auf ihrem hübschen Gesicht sah, während sie mit dem Kleinen Fangen spielte. Ihre Bewegungen waren anmutig wie die einer Tänzerin. Selbst ihre gespielte Ungeschicklichkeit, wenn sie zum Schein stolperte und der Länge nach auf den Rasen schlug, wirkte elegant. Lennard glaubte, ihr helles Lachen bis hinauf in seine Wohnung hören zu können.
    Fabienne Berger tobte mit ihrem Sohn in der Sandkiste herum, als sich eine weitere junge Frau näherte. Sie hieß Nora Linden, war blond und etwas pummelig, bei weitem nicht so hübsch wie Berger. Die beiden waren eng befreundet und halfen sich oft gegenseitig bei der Beaufsichtigung ihrer Kinder. Linden hatte eine Tochter im selben Alter wie Bergers Sohn.
    Berger stand auf, klopfte sich den Sand von der Jeans und ging lächelnd auf ihre Freundin zu. Doch als die beiden |21| sich einander näherten, schien ein Schatten über ihr Gesicht zu fallen. Sie redeten miteinander. Nora Linden wirkte aufgeregt – etwas musste vorgefallen sein. Berger
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