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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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verblüffte es mich, wie hübsch sie war und dass ich das nicht eher bemerkt hatte. Aber ich achtete nun mal nicht auf Frauen, ich achtete auf Männer. Schließlich war ich heterosexuell. Es war jedoch nicht ihre Schönheit, die mich beeindruckte, sondern das Interesse und die Intelligenz in ihrem Blick. Sie forschte in meinem Gesicht, und mir wurde in dem Moment klar, dass sie, egal wie hübsch, vor allem Polizistin war und gerade versuchte, zu ergründen, wo die Lüge steckte. Denn gerochen hatte sie sie.
    Da sie mir keine Frage gestellt hatte, antwortete ich nicht. Ich kam selten in Schwierigkeiten, indem ich den Mund hielt.
    Sie zog ein wenig die Brauen zusammen. »Ist er mit Ihnen zusammen? Wenn ja, lasse ich ihn in Ruhe. Aber Sie hätten es mir eher sagen können, dann hätte ich mich nicht zum Narren gemacht.«
    Ich wollte erwidern, sie habe sich nicht zum Narren gemacht, doch ich tat es nicht. Ich war zu sehr damit beschäftigt, nach einer Antwort zu suchen, die zum einen ehrlich war und zum anderen Nathaniel und mich nicht noch mehr in Schwierigkeiten brachte. Ich begnügte mich schließlich mit der ausweichenden Variante, die auch er benutzt hatte. »Ja, er schläft in meinem Bett.«
    Sie schüttelte den Kopf und bekam einen sturen Gesichtsausdruck. »Danach habe ich nicht gefragt, Anita. Sie lügen. Sie beide. Das rieche ich.« Sie blickte mich düster an. »Sagen Sie mir einfach die Wahrheit. Wenn Sie ein Vorrecht haben, sagen Sie es mir jetzt.«
    Ich seufzte. »Ja, offenbar habe ich ein Vorrecht.«
    Ihr Blick wurde noch finsterer und brachte zwischen den hübschen Augen eine Steilfalte hervor. »Offenbar? Was heißt das? Entweder ist er Ihr Freund oder nicht.«
    »Das ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck dafür«, sagte ich und dachte über eine Erklärung nach, in der das Wort Pomme de sang nicht vorkam. Die Polizei wusste nicht so genau, wie eng mein Verhältnis mit den Monstern war. Sie vermuteten es, wussten es aber nicht. Wissen ist etwas anderes als vermuten. Wissen hat vor Gericht Bestand; mit einer Vermutung bekommt man nicht mal einen Durchsuchungsbeschluss.
    »Was ist dann der richtige Ausdruck dafür?«, flüsterte sie leise, ganz so als müsste sie an sich halten, um nicht zu schreien. »Ist er Ihr Liebhaber?«
    Was sollte ich sagen? Bei einem Ja wäre Nathaniel von ihrer unerwünschten Aufmerksamkeit befreit, doch dann würde auch jeder Polizist in St. Louis erfahren, dass Nathaniel mein Liebhaber war. Um meinen Ruf machte ich mir keine Sorgen, der war sowieso ziemlich ruiniert. Man kann nicht das Sargluder des Meistervampirs der Stadt sein und weiter als anständiges Mädchen gelten. Die meisten Leute denken, dass eine Frau, die es mit einem Vampir treibt, zu allem fähig ist. Das ist nicht wahr, aber was soll’s. Also, nicht mein Ruf stand auf dem Spiel, sondern Nathaniels. Wenn sich herumspräche, dass er mein Liebhaber war, dann würde keine andere Frau mehr versuchen, bei ihm zu landen. Wenn er von Jessica nichts wollte, schön, aber es wäre besser für ihn, wenn er sich für eine Frau interessierte. Eine andere als mich. Da ich ihn nicht behalten wollte, brauchte er mehr soziale Kontakte. Er brauchte eine echte Freundin.
    Darum zögerte ich, erwog Dutzende Formulierungen und fand nicht eine, die mich aus der Klemme hätte retten können. Mein Handy klingelte. Ich fischte es hervor, um das leise, aber anhaltende Geräusch abzustellen, und war viel zu erleichtert, um mich darüber zu ärgern. Und wenn es nur ein Anrufer war, der sich verwählt hatte, ich würde ihm trotzdem vor lauter Dankbarkeit Blumen schicken.
    Es war kein verirrter Anrufer. Es war Lieutenant Rudolph Storr, Chef des Regional Preternatural Investigation Teams. Er war freiwillig im Dienst geblieben, damit die anderen an der Hochzeit teilnehmen konnten. Er hatte Tammy gefragt, ob auch Nichtmenschen eingeladen waren, und als sie antwortete, dass ihr die Bezeichnung zwar nicht gefalle, dass die Antwort aber ja lautete, falls er Lykanthropen meinte, beschloss er, im Dienst zu bleiben und der Einladung nicht zu folgen. Er hatte ein persönliches Problem mit den Monstern. Sein Sohn würde in Kürze eine Vampirfrau heiraten, und die versuchte gerade ihn zu überreden, das ewige Leben mit ihr zu teilen. Zu sagen, dass Dolph das nicht gut aufnahm, wäre untertrieben. Er hatte einen Befragungsraum zertrümmert, war mir gegenüber handgreiflich geworden und hätte beinahe eine Strafanzeige bekommen. Später
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