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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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in Nathaniels lila Augen, nahm sein Gesicht in beide Hände und tat das Einzige, was mir einfiel, um zu verhindern, dass Jessica Arnet sie bei der anschließenden Feier beide in Verlegenheit brachte: Ich küsste ihn. Ich küsste ihn, um ihm den Gefallen zu tun und weil es mir selbstverständlich erschien. Ich küsste ihn, weil er mein Pomme de sang war, mein Blutapfel, meine Nahrung, was mir eigentlich gegen den Strich ging. Ich nährte mich auch von Micah, doch der war mein Gefährte, mein Partner, und er war dominant genug, um nein zu sagen, wenn er nicht wollte. Nathaniel wollte zu mir gehören, wollte, dass ich ihn nehme, und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. In ein paar Monaten würde ich die Ardeur in der Gewalt haben und keinen Pomme de sang mehr brauchen. Was würde Nathaniel dann tun?
    Ich beendete den Kuss, und Nathaniel strahlte, wie eben noch Jessica gestrahlt hatte. Ich war nicht in ihn verliebt, doch als ich in sein glückliches Gesicht sah, fürchtete ich, umgekehrt von ihm nicht dasselbe behaupten zu können. Ich benutzte ihn. Nicht für Sex, aber zur Sättigung. Er war Nahrung, bloß Nahrung. Sowie ich das dachte, wusste ich schon, dass es zum Teil gelogen war. In sein Steak verliebt man sich nicht, denn es kann einen nicht in den Arm nehmen, keine warmen Lippen in die Halsbeuge drücken und im Vorbeigehen danke flüstern. Es trägt auch keine dunkelgrauen Hosen, die am Hintern knackig sitzen und an den Oberschenkeln nach unten hin weiter werden, den Oberschenkeln, die, wie man zufällig weiß, ohne Hose noch schöner sind. Als ich mich der nächsten lächelnden Person in der Reihe zuwandte, fing ich einen Blick von Detective Jessica Arnet auf, und der war gar nicht freundlich. Na großartig. Einfach großartig.

2
    A uch der Saal, wo die Feier stattfinden sollte, war halloweengemäß dekoriert. Überall hingen orangene und schwarze Krepppapierstreifen; Pappskelette, Gummifledermäuse und Papiergeister baumelten von der Decke. An einer Wand klebte ein großes Spinnennetz. Die Tischdeko bestand aus täuschend echten Kürbissen mit elektrisch leuchtendem Grinsen. Die Skelette hingen so tief, dass sie jedem, der einen halben Kopf größer war als ich, gefährlich wurden. Das hieß, die meisten Gäste wurden von Pappzehen am Kopf gestreift. Unglücklicherweise war Tammy schon barfuß einsdreiundsiebzig groß, sodass sie sich auf ihren hohen Absätzen erst recht mit dem Schleier in der Dekoration verhedderte. Die Brautjungfern konnten ihn schließlich von den Skelettzehen loshaken, doch die ganze Sache verdarb den Einzug des Brautpaars. Tammy hätte die Deckendekoration nicht Larry und seinen Brüdern überlassen dürfen. Von denen war keiner über einsachtundsechzig. Ich konnte nichts dafür. Ich war zwar Trauzeuge des Bräutigams, hatte aber nicht beim Saalschmücken geholfen. War nicht mein Fehler.
    Es gab andere Dinge, wofür man mir die Schuld geben würde, aber auch die waren nicht mein Fehler. Na ja, nicht nur mein Fehler.
    Ich hatte Jessica Arnet in den Saal geleitet. Gelächelt hatte sie dabei nicht, sondern ein sehr ernstes Gesicht gemacht. Sowie Tammys Schleier befreit war, ging Jessica zu dem Tisch, an dem Micah und Nathaniel saßen. Sie lehnte sich gegen Nathaniel, und zwar so, dass ihr gesamter Oberkörper seinen Arm und seine Schulter berührte. Das war dreist und zugleich subtil. Wenn ich sie nicht beobachtet hätte, wäre mir wahrscheinlich nicht aufgefallen, was sie tat. Sie redete leise mit ihm. Am Ende schüttelte er den Kopf, und sie wandte sich ab und schlängelte sich zwischen den voll besetzten Tischen hindurch, um den letzten freien Platz an der langen Tafel einzunehmen, wo die Hochzeitsgesellschaft festsaß. Dieser freie Platz war neben mir. Wir hatten uns nämlich so setzen müssen, wie wir hereingekommen waren. Klasse.
    Während der Ansprachen, das heißt, nachdem der Bräutigam von einem seiner Brüder zum Erröten gebracht worden war und bevor die Eltern drankamen, neigte sich Jessica zu mir heran; sie trug ein süßes Parfüm und ein bisschen zu viel davon.
    Sie flüsterte: »Wohnt Nathaniel wirklich mit Ihnen zusammen?«
    Ich hatte schon befürchtet, es könnte eine schwierige Frage werden, doch die war einfach. »Ja.«
    »Ich habe ihn gefragt, ob er mit Ihnen zusammen ist, und er sagte, dass er in Ihrem Bett schläft. Ich fand die Antwort sonderbar.« Sie drehte den Kopf und kam mir dadurch viel zu nah, vor allem mit diesen hellbraunen forschenden Augen. Wieder
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