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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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begegnen. Nein, das ist keine Übertreibung. Seine Augen waren nicht blau, sondern hellviolett, hatten dieselbe Farbe wie Lavendel oder Flieder. Er trug ein Hemd mit Stehkragen in derselben Farbe, sodass seine Augen noch lebhafter leuchteten; sie wirkten geradezu magisch anziehend.
    Er streckte ihr die Hand hin, doch sie nahm ihn in die Arme. Sie tat es, weil sie zum ersten Mal in einer Situation war, wo sie ihn öffentlich umarmen konnte, ohne dass jemand daran Anstoß nehmen könnte. Sie nutzte die Gelegenheit.
    Den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, dann legte er ebenfalls die Arme um sie, doch er drehte den Kopf zu mir, und sein Blick sagte deutlich: Hilf mir.
    Sie hatte gar nicht viel getan, sich nur für eine Umarmung entschieden, wo ein Händedruck gereicht hätte. Doch Nathaniel nahm die Sache sichtlich ernster. Sie schien ihm mehr auszumachen, als man vermutet hätte. Da er als Stripper arbeitete, sollte man meinen, er sei es gewohnt, von Frauen begrapscht zu werden. Doch natürlich war genau das der Grund für seine Reaktion. Er war nicht beruflich hier.
    Sie blieb an ihn geschmiegt, und er behielt die Umarmung bei. Nur seine Augen verrieten, dass er sich damit unwohl fühlte. Seine Körperhaltung wirkte entspannt. Jessica Arnet bekam seinen unglücklichen Blick nicht zu sehen.
    Die Umarmung dauerte länger, als es die Höflichkeit gebot, und ich begriff schließlich, wo das Problem lag. Nathaniel war der anpassungsbereiteste Mensch, der mir je begegnet war. Er wollte aus der Umarmung raus, schaffte es aber nicht, sich als Erster zu lösen. Jessica hätte ihn loslassen müssen, aber sie wartete offenbar, bis er es täte, und zog völlig falsche Schlüsse aus der anhaltenden Berührung. Mist. Wieso gerate ich immer an Männer mit so interessanten Problemen? Reines Glück, vermutlich.
    Ich hielt ihm die Hand hin, und die Erleichterung war so deutlich, dass jeder sie als solche erkannt hätte. Nur zeigte er Jessica sein Gesicht nicht. Es hätte sie verletzt, und Nathaniel wollte nie jemanden verletzen. Dadurch sah er auch ihr Gesicht nicht, das unter dem Eindruck gegenseitiger Anziehung strahlte. Ehrlich gesagt hatte ich angenommen, dass Nathaniel sie mochte, zumindest ein bisschen, doch sein Gesicht sagte etwas anderes. Mir zumindest.
    Er kam an meine Hand wie ein verschrecktes Kind, das gerade dem Rowdy der Nachbarschaft entkommen ist. Ich zog ihn meinerseits in eine Umarmung, und er klebte enger an mir, als mir in der Öffentlichkeit lieb war. Doch ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Er wollte beruhigenden Körperkontakt und hatte vermutlich auch gemerkt, dass Jessica einen falschen Eindruck bekommen hatte.
    Ich hielt ihn so, wie ich Micah gern gehalten hätte. Bei ihm hätte das vielleicht zu Peinlichkeiten geführt, bei Nathaniel tat es das nicht. Bei Nathaniel konnte ich mich beherrschen. Ich war nicht verliebt in ihn. Ich strich über seinen langen Zopf, der ihm fast bis an die Knöchel reichte, und spielte damit, als wäre er ein intimes Körperteil, in der Hoffnung, Jessica würde den Wink verstehen. Aber ich hätte mir denken können, dass das nicht reichte.
    Ich löste mich als Erste aus der Umarmung. Er hielt den Blick auf mein Gesicht gerichtet, sodass ich es betrachten konnte. Ich verstand sehr gut, was Jessica darin sah. Er sah unverschämt gut aus. In den letzten Monaten waren seine Schultern durch Gewichtheben breiter geworden oder einfach dadurch, dass er sich mit seinen zwanzig Jahren noch entwickelte. Er war ein herrlicher Anblick, und ich war mir ziemlich sicher, dass er ein wunderbarer Liebhaber wäre. Doch obwohl er bei mir lebte, mein Haus putzte, die Lebensmittel einkaufte und meine Besorgungen erledigte, hatte ich mit ihm bisher keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Ich gab mir wirklich Mühe, das zu vermeiden, denn ich hatte nicht vor, ihn zu behalten. Eines Tages würde er einen anderen Platz zum Leben finden und ein neues Leben beginnen, weil ich ihn nicht ewig so brauchen würde wie jetzt.
    Ich war ein Mensch, aber wie ich die erste menschliche Nimir-Ra war, war ich auch der erste menschliche Diener eines Meistervampirs, der über gewisse … Fähigkeiten verfügte. Diese Fähigkeiten brachten gewisse Nachteile mit sich. Einer davon war die Notwendigkeit, etwa alle zwölf Stunden die Ardeur zu befriedigen. Ardeur ist Französisch und heißt Glut, in diesem Fall verzehrende Glut, denn man wird von Liebe verzehrt, wobei Liebe nicht so ganz das richtige Wort dafür ist.
    Ich blickte
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