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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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eigenes Hochzeitskleid wäre mir genauso zuwider wie andere –, sondern dass ich keinen Menschen hatte, den ich mein Eigen nennen konnte. Ich war im amerikanischen Bürgertum in einer Kleinstadt aufgewachsen und wand mich innerlich vor Verlegenheit, weil ich gegenwärtig mit drei Männern gleichzeitig zusammen war, vielleicht mit vieren, je nachdem, wie man es sehen will. Ich arbeitete daran, es nicht mehr als peinlich zu empfinden, doch es warf ständig Fragen auf. Zum Beispiel: Wen nimmt man als Begleiter zu einer Hochzeitsfeier mit? Diese fand in einer Kirche statt, zwischen lauter heiligen Dingen; somit fielen zwei Männer schon mal aus. Vampire kamen in solcher Umgebung nicht gut zurecht. Wenn Jean-Claude und Asher beim Reinkommen in Flammen aufgingen, würde das die Feierlaune doch ziemlich dämpfen. Blieben mein offizieller Freund, Micah Callahan, und Nathaniel Graison, ein Freund von mir.
    Die Zeremonie war jetzt beim Tausch der Ringe angelangt, sodass die Trauzeugin der Braut und der Trauzeuge des Bräutigams etwas zu tun bekamen. Die Frau musste Tammys weißes Blütengebinde halten und der Mann die Ringe übergeben. Mir kam das schrecklich sexistisch vor. Ein Mal wenigstens möchte ich es erleben, dass der Mann die Blumen hält und die Frau die Ringe herausrückt. Mir hat mal ein Freund gesagt, ich sei liberaler, als mir guttäte. Kann sein. Aber eins steht fest: Sollte ich mich doch noch mal verloben, bekommen entweder beide oder keiner einen Verlobungsring. Aber da ich ja nicht heirate, ist wahrscheinlich auch das mit der Verlobung vom Tisch. Tja.
    Endlich waren sie Mann und Frau. Wir drehten uns um, und der Pfarrer präsentierte sie den Hochzeitsgästen als Mr und Mrs Lawrence Kirkland, obwohl Tammy ihren Mädchennamen behielt. Also eigentlich hätte es Mr Lawrence Kirkland und Ms Tammy Reynolds heißen müssen.
    Anschließend bildeten wir zwei Reihen. Es ergab sich, dass ich Detective Jessica Arnet meinen Arm bieten musste. Sie nahm ihn, und wegen ihrer hohen Absätze war ich zwölf Zentimeter kleiner als sie. Sie lächelte mich an. Vor einem Monat, als sie mal mit Nathaniel flirtete, war mir aufgefallen, dass sie hübsch war, aber erst jetzt bemerkte ich, wie schön sie sein konnte. Ihre dunklen Haare waren straff zurückgekämmt, sodass das zarte Dreieck von Wangen und Kinn ins Auge sprang. Das Make-up machte ihre Augen größer, gab den Wangen Farbe und machte aus ihren schmalen Lippen einen Schmollmund. Das Orange, das die meisten Brautjungfern blass machte, erzeugte bei ihr satte Glanzlichter auf der Haut und den Haaren und brachte ihre Augen zum Strahlen. Die Farbe steht nur wenigen Leuten. Darum wird sie in so vielen Gefängnissen verwendet, quasi als zusätzliche Bestrafung. Doch Detective Arnet sah darin toll aus. Das verleitete mich fast zu dem Wunsch, ich hätte mich von der Hochzeitsorganisatorin zu mehr Make-up überreden lassen. Aber nur fast.
    Ich muss sie angestarrt haben, denn sie schoss mir einen stirnrunzelnden Blick zu, und da erst setzte ich mich in Bewegung, um mich mit ihr einzureihen. Wie es sich für brave Hochzeitsgäste gehört, verließen wir im Gänsemarsch die Kirche. Die Gruppenfotos hatten wir schon hinter uns, sodass der Fotograf jetzt dem Brautpaar hinterherlaufen konnte, um die kostbaren Momente abzupassen: wenn die Torte angeschnitten, der Strauß geworfen, das Strumpfband ausgezogen wurde. Sobald wir die Begrüßungszeremonie hinter uns hätten, würde ich mich in den Hintergrund verkrümeln, und keinen würde das kümmern.
    Wir standen wie angewiesen in einer Reihe, Braut und Bräutigam ganz vorn, denn schließlich war sie es, die jeder sehen wollte. Wir Übrigen standen entlang der Mauer und warteten darauf, zumeist wildfremden Leuten die Hand zu schütteln. Tammys Familie kam zwar aus St. Louis, doch ich war noch keinem von ihnen begegnet, und Larrys Familie kam von außerhalb. Ich kannte von den Gästen nur die Polizisten. Ansonsten hieß es lächeln und nicken, nicken und lächeln, Hände schütteln, lächeln und nicken.
    Ich konzentrierte mich wohl sehr auf jeden, der gerade vor mir stand, denn ich war völlig überrascht, plötzlich in Micahs Gesicht zu blicken. Er war genauso groß wie ich, also klein für einen Mann. Seine vollen braunen Haare waren fast so lockig wie meine, und heute trug er sie offen, mir zuliebe. Er tat das nicht gern, und ich verstand, warum. Für einen Mann hatte er sehr feine Gesichtszüge, und wenn die von den vielen Haaren
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