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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde
Autoren: Christine Feher
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doch noch lange nicht, dass es spukt.«
    »Trotzdem«, erwidert sie. »Diese beiden alten Leute, und was Oleg vorhin gesagt hat …« Sie schüttelt sich. »Kann ich bei dir schlafen, Valerie?«
    »In meinem Bett?« Ich muss mich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen und zu stöhnen. In jedem Knochen spüre ich die Müdigkeit, sehne mich danach, mich richtig auszustrecken und Platz in meinem Bett zu haben, nur so kann ich in den tiefen Schlaf fallen, nach dem sich mein ganzer Körper sehnt. Erst Manuel mit seinen Anschuldigungen, die bestimmt auch den anderen nicht verborgen geblieben sind, dann Corvin mit seinen Unterstellungen, jetzt sie.
    »Du bist doch in meiner Nähe«, versuche ich sie zu beruhigen. »Unsere Betten stehen nebeneinander, der Vorhang vor dem Fenster ist dicht zugezogen. Wenn du wirklich schlecht träumst oder etwas Verdächtiges bemerkst, darfst du mich wecken.«
    »Ich kann bestimmt nicht einschlafen«, beharrt sie. »Ich muss deinen Körper neben mir spüren, nur dann fühle ich mich sicher, Valerie.«
    »Alena, was soll das? Du bist doch sonst nicht so ängstlich und jetzt führst du dich auf wie ein kleines Kind? Ich bin verdammt müde, und wenn in dem schmalen Bett auch noch jemand neben mir liegt, kann ich nicht schlafen!«
    »Du kannst zu mir kommen«, bietet Büsra an. »Ich grusel mich auch ein bisschen.« Alena schweigt. Carla steht noch einmal von ihrem Bett auf und kontrolliert die Fenster.
    »Alles fest verrammelt«, verkündet sie. »Und jetzt ab ins Bett.«
    Alena sieht mich noch immer mit ihrem Kaninchenblick an.
    »Also gut«, sage ich schließlich und setze mich aufs Bett. »Dann leg dich an die Wand, dort bist du von zwei Seiten geschützt. Aber wenn du dich zu breit machst, fliegst du wieder raus!«
    Wir legen uns hin und löschen das Licht. Sofort umklammert Alena meinen Körper, ich spüre ihren Atem in meinem Nacken, ich will das nicht, ich will das nicht. Nur schnell einschlafen, denke ich; wenn sie morgen früh merkt, dass sie die Nacht überstanden hat, ohne dass einer von den Lewis oder sonst ein Geist sie gekidnappt hat, kann ich sie bestimmt überreden, fortan im eigenen Bett zu schlafen. Ohne Alenas Umarmung zu erwidern, bleibe ich still auf der Seite liegen, horche auf den Wind vor dem Haus und auf Büsras und Carlas immer gleichmäßiger werdenden Atem, bis ich auf einmal zusammenzucke, weil ich träume zu fallen. Danach dauert es einen Moment, bis sich mein Herzschlag wieder beruhigt; zum Glück ist Alena von der plötzlichen Bewegung nicht aufgewacht. Erst jetzt falle ich in einen halbwegs ruhigen Schlaf.
    »Valerie«, flüstert jemand dicht neben mir, es kann nur Alena sein. »Valerie, bist du noch wach?«
    Zuerst glaube ich, noch immer zu träumen, ich bekomme die Augen nicht auf, muss doch tiefer geschlafen haben, als ich meinte zu können. Ich antworte nicht, will weiterschlafen, mein Kreislauf fühlt sich an wie eingefroren, was will sie denn, es ist alles ruhig ringsum. Nur mit Mühe bringe ich einen knurrenden Laut hervor.
    »Pssst, leise«, flüstert die Stimme, und jetzt blinzle ich doch und stelle fest, dass sie von der anderen Seite kommt, nicht von der Wand, wo Alena noch immer neben mir liegt. Ihre Arme hat sie im Schlaf von mir gelöst und liegt auf dem Rücken, bewegungslos, die Lippen leicht geöffnet. Durch die nur einen Spalt breit geöffnete Tür fällt ein Lichtstrahl über ihr Gesicht. Carlas und Büsras Betten liegen im Dunkel.
    »Corvin?«, flüstere ich zurück, er ist es wirklich, sein Gesicht kann ich im Gegenlicht nicht erkennen, aber es fällt auf seinen Anorak, den er vorhin schon anhatte, er kniet vor meinem Bett und hat seine Hand auf mein Haar gelegt.
    Ich liebe ihn so, er ist so verrückt, ausgerechnet hierher zu kommen, es ist so gefährlich. Am liebsten würde ich seinen Kopf zu mir hinunterziehen und ihn einfach küssen, aber mein Mund fühlt sich trocken an und auf keinen Fall dürfen wir riskieren, dass Alena, Carla und Büsra wach werden. Aber er ist wieder da, er hat gesehen, dass ich den Abend nicht an Manuels Seite verbringen wollte, sondern hiergeblieben bin, nur mit den Mädchen aus meinem Zimmer zusammen war. Er scheint mir endlich zu glauben.
    »Kommst du mit mir raus?«, flüstert er. »Ich kann nicht schlafen, weil ich immer an dich denken muss.«
    Ich nicke stumm und gebe ihm ein Zeichen mit der Hand, dass er draußen warten soll; erleichtert registriere ich, dass er sogar das Licht im Flur löscht. Im
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