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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde
Autoren: Christine Feher
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glücklicherweise noch nichts gemerkt, zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass er sich so angeregt mit Frau Bollmann, Fiona und Yuki unterhält.
    »Englisch ist dein Lieblingsfach, also hat es was mit Schwarze zu tun. Gib’s zu.«
    »Hat es nicht. Es war schon in der Unterstufe mein Lieblingsfach.«
    »Aber du bist im Sommer völlig high von diesem Festival zurückgekommen, während ich im Krankenhaus lag.«
    »Jetzt bin ich bei dir.«
    »Wie hieß diese Schrammeltruppe noch gleich, die du da gehört hast?«
    »Ist egal.«
    » Black Hour «, antwortet Alena. Manuel nickt, sehr langsam, und schaut zu Corvin hinüber, der gerade aufsteht, um noch Salat für seinen Tisch zu holen. Ich werde blass. Nein, denke ich, nein. Corvin steht jetzt mit dem Rücken zu uns. Die Tourdaten von vor einem Jahr, die Hallentournee. Ich war nicht dort, damals waren die Karten zu teuer für mich. Manuels Blick fällt auf Corvins Rücken.
    » Black Hour: The Loner Days Tour 2010 «, liest er vor. Erstarrt. Sieht mich an, die Farbe weicht aus seinem Gesicht. »Schwarze und du«, sagt er. »Ich sag’s ja: Schwarze und du.«
    »2010 kannte ich die Band noch nicht«, erwidere ich. »Ich bin erst dieses Jahr übers Internet auf sie aufmerksam geworden.«
    Er greift nach meinem Arm und will etwas entgegnen, doch im selben Augenblick schlägt Frau Bollmann mit dem Messer gegen ihr Glas und bittet um Ruhe.
    »Ich möchte mit Ihnen das morgige Programm besprechen, ehe Sie den Abend nach eigenen Wünschen gestalten können«, sagt sie. »Zuerst werden wir gemeinsam den Ort erkunden und mittags irgendwo die legendären Fish and Chips essen. Frisch gestärkt bietet sich dann für den Nachmittag eine Klippenwanderung zum Beachy Head an, von dort soll man eine atemberaubende Aussicht haben.«
    »Bei dem Mistwetter?«, fragt Alena.
    »Ich habe auf meinem Smartphone den Wetterdienst für Eastbourne abgerufen und gesehen, dass es morgen trocken bleiben soll.« Frau Bollmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir sind schließlich nicht nur zum Shoppen hergekommen. Sie können froh sein, dass wir keinen Unterricht in der Sprachschule des Ortes in Anspruch nehmen! Auch das wäre möglich gewesen. Am Abend dann …«
    »Warten Sie«, unterbricht sie die Herbergsmutter auf Englisch und tritt aus der Küche in den Speisesaal. »Habe ich das eben richtig verstanden? Sie wollen morgen zum Beachy Head? Überlegen Sie sich das gut. Dort oben kann es bei Nässe sehr gefährlich sein. Das Gras ist dann sehr glitschig, es hat schon mehrere Unfälle gegeben. Bis morgen wird es noch nicht vollkommen getrocknet sein.«
    Frau Bollmann stutzt. »Unfälle? Wir haben nicht vor, so nah an den Abgrund zu treten, dass jemand fallen könnte.«
    »Trotzdem rate ich Ihnen ab. Die jungen Leute sind oft leichtsinnig, schätzen die Gefahren falsch ein, oder sie sind unaufmerksam. Ein falscher Tritt genügt …«, sie schüttelt den Kopf und legt ihre Hände vor das Gesicht. »Lassen Sie es sein, bitte. Bei Nässe auf die Klippen von Eastbourne … nein. Tun Sie es nicht, nein.«
    »Ich will da nicht rauf, Frau Bollmann!«, ruft Alena, und mehrere andere Mädchen pflichten ihr bei. »Wenn das stimmt, was Mrs Lewis sagt, habe ich Angst! Wir können doch auch was anderes besichtigen!«
    Oleg geht unter unserem Tisch mit seinem Handy ins Internet.
    »Hier«, flüstert er. »Die Klippen von Beachy Head gelten als besonders gefährlich und berüchtigt, weil sie … jetzt kommt es, Leute: oft für Suizide dienen.« Er pfeift leise durch die Zähne.
    Carla schaut ihn eigenartig starr an. Alena schreit leise auf.
    »Die Alte hat bestimmt irgendsowas erlebt«, raunt Oleg. »Geil, oder? Vielleicht hat sie jemanden ermordet oder ist selber da runter gehopst und läuft seitdem als Geist hier rum.«
    »Hör auf!«, wimmert Alena. »Ich will da nicht rauf, das ist alles so unheimlich, ich will nach Hause!«
    Frau Bollmann blickt Corvin Rat suchend an. Erst jetzt sehe ich, dass auch er bleich geworden ist. Natürlich, seine Flugangst. Flugangst ist Höhenangst. Wir können nicht rauf, nicht mit Corvin.
    »Gehen Sie nicht«, beschwört Mrs Lewis Frau Bollmann noch einmal. Diese legt Corvin, der ihr etwas zugeflüstert hat, beruhigend die Hand auf den Arm, sieht ihm in die Augen.
    »Also gut«, lenkt sie ein, obwohl die Enttäuschung in ihrer Stimme unüberhörbar ist. »Wir wandern vormittags zur Burg, da ist es sicher, und machen am Nachmittag einen Stadtbummel.«

25.

    N achdem wir die
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