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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Summen, der Kofferraumdeckel senkte sich, es wurde dunkel um Krugger. Bevor sich sein Gefängnis endgültig schloss, hörte er das Geräusch eines herannahenden Wagens.
     
    »Jetzt lernst mal was fürs Leben«, sagte Kreuthner.
    »Wieso? Was hast vor?« Schartauer ahnte Ungemach.
    »Die Kohle liegt auf der Straße, sag ich immer. Sperr die Augen auf, dann kannst was lernen. Wennst amal schnell an Cash brauchst.« Kreuthner zwinkerte seinem jungen Kollegen verschwörerisch zu. Schartauer war ganz und gar nicht wohl bei der Sache.
    »Ich versteh’s net ganz, was du vorhast. Du willst ja wohl net irgendwie …?«
    »Als Polizist musst praktisch denken. Es gibt zum Beispiel Leut, die wollen net, dass des amtlich wird, dass sie an Scheiß baut ham. Verstehst?«
    Schartauer fürchtete das Schlimmste.
    »Is ja auch net angenehm, wenn a Schreiben von der Polizei kommt. Vielleicht wollen s’ net, dass es der Ehemann mitkriegt oder die Nachbarn. Aber du kannst die Leut auch net einfach davonkommen lassen. Also – was machst als Polizist?«
    Schartauer schwieg und starrte auf die Straße.
    »Dann machst es halt inoffiziell. Cash auf die Kralle, verstehst? Kein Papierkram, nix.«
    »Und was machst du mit dem Bußgeld? Das muss man doch abliefern.«
    »Scherzkeks. Das kannst doch nur abliefern, wennst an schriftlichen Vorgang dazu hast. Wie sollen die das denn sonst verbuchen?«
    »Das heißt …«
    »Die Kohle musst halt selber behalten. Geht eben net anders. Wichtig ist doch, dass der Bürger, der wo an Gesetzesverstoß begeht, dass der bestraft wird und das nächste Mal sagt: Das machen mir nimmer, weil sonst gibt’s wieder eine Strafe. Wo dem sein Pulver hingeht, ist doch letztlich wurscht. A Bußgeld ist zur Abschreckung da. Das heißt: Wichtig ist, dass das Geld wegkommt vom Verkehrssünder, net wo’s hingeht.«
    »Ich hab denkt, das geht an wohltätige Zwecke.«
    »Tut’s ja auch.«
    »Ah so – ich hab schon gedacht, du willst es behalten.«
    »Nein. Da hast mich missverstanden. Ich geb’s dann natürlich für wohltätige Zwecke. Das ist doch selbstverständlich.«
    Schartauer hatte Zweifel, ob die Begleichung der Spielschulden von Staatsbediensteten unter wohltätige Zwecke fiel. Aber da Kreuthner zusehends verärgert darauf reagierte, dass der junge Kollege mit seinen praxisnahen Überlegungen so wenig anfangen konnte, fragte Schartauer nicht weiter nach und hoffte, dass er nicht Mittäter eines allzu schweren Dienstvergehens werden würde. Kreuthner stand unter Zeitdruck, Geld zu beschaffen. Er hatte zwar eine andere Uniform besorgt und war zum Geldautomaten gefahren. Da es aber aufs Monatsende zuging, hatte der nichts mehr hergegeben; Kreuthner hatte wie häufig sein Dispolimit bereits erreicht.
    Der blaue BMW stand an der roten Ampel. Vor dem BMW wartete ein alter Golf. Kreuthner wies Schartauer an, hinter dem BMW zu halten. Am Steuer des BMWs saß eine Frau von etwa fünfundvierzig Jahren, die das Seitenfenster herunterließ, als Kreuthner neben den Wagen trat.

[home]
    4
    K ummeder blickte in die Runde, sein Unterkiefer mahlte wieder. »Also? Was mach ma?«
    »Ja aufdoppeln muss er. Is doch klar«, beeilte sich der junge Lintinger zu sagen.
    »Aber er allein.« Der alte Lintinger zeigte mit seinem Bierglas auf Kreuthner. »Ich hab ja net b’schissen.«
    »Verloren hätt ma’s so oder so.«
    »Weil du unbedingt hast spielen müssen. Ich sag noch: Lass bleiben!«
    »Schluss mit dem Gequatsche. Er doppelt die Henn auf, und mir teilen s’ uns.«
    »Geht des überhaupts durch drei?«, warf Harry Lintinger ein.
    »Ja. Weil ich krieg die Hälfte und ihr an Rest.«
    »Ah so?! Ja, des is ja für an jeden von uns …«, Harry Lintinger deutete auf sich und seinen Vater. »Is des ja praktisch … weniger.«
    »Richtig. Weil du Pfeifenkopf hättst es gar net g’spannt, dass er b’schissen hat.«
    »Schon, aber …«, der alte Lintinger wiegte bedenklich seinen rotgesichtigen Schädel hin und her.
    »Was – aber?« Kummeder brachte seinen Kopf dicht vor Lintingers Gesicht. Der wollte zurückweichen, aber Kummeder hatte ihn am Arm gepackt und zog ihn zu sich. Lintinger wurde unwohl, denn Kummeder war offenbar kurz davor, handgreiflich zu werden.
    »Nix aber. Guter Vorschlag.« Lintinger schluckte. »Sehr guter Vorschlag.«
    Kummeder tätschelte mit seiner Pranke Lintingers Backe, wie es die Paten in den Mafia-Filmen mit ihren Gefolgsleuten taten.
    »Sechshundert fehlen noch«, sagte Kummeder in Richtung
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