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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabine Klewe
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Limousine umständlich rangierte.
    Schließlich brach Katrin das Schweigen. »Du hast gesagt, ihr hättet die gleichen Urgroßeltern gehabt, ist das richtig?«
    Manfred kratzte sich am Kopf. »So in etwa. Irgendwer hat mal eine Art Familienchronik aufgestellt. Eine Kopie davon hing im Arbeitszimmer meines Vaters an der Wand. Für ihn war alles, was mit der Familie zusammenhing, unheimlich wichtig. Vermutlich will ich deshalb nichts damit zu tun haben. Alles, was mich irgendwie an meinen Vater erinnert, kotzt mich total an.« Er sah Katrin entschuldigend an, bevor er fortfuhr. »Laut dieser Chronik gab es Ende des 19. Jahrhunderts einen August Grauweiler, der in Kestenbach einen großen Hof besaß. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder, Agnes und Wilhelm. Agnes heiratete einen Theodor Kabritzky, die beiden sind meine Urgroßeltern. Wilhelm erbte den Hof. Marius war, wenn ich mich recht erinnere, sein jüngster Sohn. Die anderen beiden sind im Krieg gefallen. Na ja, und da ich keine Geschwister habe, und Marius nie geheiratet hat, bin ich offenbar der einzige lebende Nachkomme von August Grauweiler.« Er leerte sein Bierglas und senkte den Blick. »Und mit mir stirbt die Linie dann ganz aus.«
    Unwillkürlich zuckte Katrin zusammen. Ihre Handflächen wurden feucht. Zeit, das Thema zu wechseln, bevor sie auf das nächste Minenfeld zusteuerten. Manfred hätte gern ein Kind. Trotz seiner eigenen miserablen Kindheit. Oder vielleicht gerade deswegen. Um es besser zu machen als sein Vater. In letzter Zeit hatte er mehrfach davon gesprochen. Er schien von einer seltsamen Unruhe erfüllt, gerade so, als höre er eine innere Uhr ticken. Dabei waren es doch eigentlich die Frauen, die angeblich ständig auf der Flucht waren vor dem Ticken ihrer biologischen Uhr. Katrin gehörte jedoch definitiv nicht zu diesen Frauen. Sie wollte auf keinen Fall ein Kind. Sie liebte ihre Freiheit, hatte keine Lust darauf, sich für die nächsten zwanzig Jahre einzuschränken. Bei ihrer Freundin Roberta bekam sie zur Genüge mit, wie sehr Kinder das Leben veränderten. Wie viel Zeit und Nerven es kostete, Windeln zu wechseln, Hausaufgaben zu betreuen und verwüstete Kinderzimmer in Ordnung zu bringen. Das war definitiv nicht das Leben, das sie sich wünschte. Und nun – nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. »Lass uns aufbrechen«, sagte sie rasch. »Damit wir das Haus noch bei Tageslicht inspizieren können.«
    Manfred hob eine Braue. »Es ist Mai, und wir haben gerade mal Viertel nach zwei.«
    Hilflos zuckte Katrin mit den Schultern.
    Manfred ergriff ihre Hände. »Das ist nicht leicht für dich, ich weiß. Ich bin mies drauf, weil mich dieser ganze Familienmist total stresst. Und du musst es ausbaden. Tut mir leid. Wenn das hinter uns liegt, wenn die Beerdigung über die Bühne und das Haus verkauft ist, dann holen wir den Urlaub an der See nach. Okay?«
    Katrin lächelte. »Okay.«

    Zwanzig Minuten später rollten sie durch Kestenbach. Der Ort lag nur wenige Kilometer südlich von Blankenheim an einem Berghang. Es gab einige Höfe mit Ställen und weiteren Anbauten, doch die Mehrzahl der Gebäude waren einfache Wohnhäuser. In der Dorfmitte bog Manfred links von der Hauptstraße ab. Ein schmaler Weg wand sich steil bergauf. Schon bald ließen sie die letzten Häuser hinter sich. Nach einer Biegung tauchten plötzlich wieder Gebäude vor ihnen auf, sie hatten den Grauweilerhof erreicht. Er lag am Waldrand, bestand aus einem kleinen Fachwerkhaus mit angebauter Scheune und einem etwas abseits stehenden Schuppen. Das weiß verputzte Gefach des Fachwerks sahen brüchig aus, von den Balken blätterte die schwarze Farbe ab. Doch abgesehen davon wirkte das Anwesen ordentlich und gut gepflegt. Das Pflaster vor dem Haus war frei von Unkraut, und die Wiese mit den Obstbäumen, die zur Rechten daran angrenzte, war erst kürzlich gemäht worden. Die Fenster waren alle mit leuchtend weißen Scheibengardinen versehen, die die untere Hälfte bedeckten, das Glas sah frisch geputzt aus. Neben der Haustür stand eine alte Regetonne, in die rote Geranien gepflanzt waren. Neben dem Schuppen blühte ein Flieder.
    »Nett hier«, sagte Katrin.
    Manfred erwiderte nichts.
    Katrin ergriff seine Hand. »Keine Sorge. Ich will hier nicht einziehen. Ich bin ein Stadtkind, und zwar durch und durch.«
    »Das will ich doch hoffen.« Manfred zog sie in Richtung Haus. »Komm, bringen wir es hinter uns.« Am Eingang angekommen, bückte er sich. »Der Schlüssel liegt
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