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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep
Autoren: Jens Schumacher
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tauften sie den Kahn in Athos um, nach Irvings Kindheitsheld, einem der vier Musketiere aus dem Roman von Alexandre Dumas. Ihre letzten Pennys investierten sie in die erste Rate von »Spongebob«, jenes Geräts, das dafür sorgen sollte, dass Irving nie wieder selbst unter Wasser gehen musste.
    Irving zerdrückte die leere Bierdose in der Faust, wie es Bud Spencer in einem seiner Filme fraglos auch gemacht hätte. Mit der anderen Hand justierte er den Steuerhebel des ROV, um den Winkel der drei Unterwasserkameras an die langsam steigende Geschwindigkeit des Boots anzupassen.
    ROV stand für Remotely Operated Vehicle, in diesem Falle einen ferngesteuerten Tauchroboter der kleinsten Typklasse, hergestellt von einer japanischen Firma namens Spectex. Irving und Rudd nannten ihn »Spongebob«, wegen seiner Kastenform und den beiden seitlich angebrachten Greifarmen. Der Roboter wog rund 80 Kilo und konnte mithilfe eines vertikalen und horizontalen Antriebssystems frei unter Wasser manövrieren, zumindest innerhalb des Radius, den ihm die »Nabelschnur« ließ, das Kabel, welches ihn mit Energie versorgte und über das die Bildinformation nach oben gelangte.
    Die Anschaffung des ROV war für die Männer ein Wagnis gewesen, und zu Beginn drohten die Raten für das Hightech-Gerät ihr kleines Unternehmen förmlich aufzufressen. Zum Glück gelang ihnen bereits nach wenigen Wochen ein gewinnbringender Fund, als sie westlich von Sumatra auf eine gesunkene Galeone stießen und mithilfe des Roboters einen knappen Zentner Golddublonen ans Tageslicht beförderten. Es folgten weitere Bergungen, darunter antike Töpferwaren, historische Dokumente und erneut Goldmünzen. Nach kurzer Zeit waren sie rings um die indonesischen Inseln als »die Schatzjäger« bekannt, ein Spitzname, der Irving bedeutend besser gefiel als »das Krokodil und sein Nilpferd«.
    In den vergangenen Monaten waren die Geschäfte leider zunehmend schleppender gelaufen. Suchaufträge kamen fast gar nicht mehr herein, und was sie auf eigene Faust an Informationen über lohnende Kostbarkeiten unter Wasser aufbrachten, waren selten mehr als dubiose Andeutungen.
    Wie jene, der sie heute auf der Spur waren.
    In Cilacap, dem Stützpunkt ihres Unternehmens, war Jeff einige Tage zuvor in einer Kneipe mit einem Fremden ins Gespräch gekommen. Dieser hatte ihm von der Sea Spirit berichtet, einer Jacht, die ein paar Meilen südlich von Java in Brand geraten und gesunken sei. Angeblich war ihr Bauch vollgestopft mit Schmuggelware – modernste Unterhaltungselektronik, alles in wasserdichten Containern. Unglücklicherweise konnte der Mann die Lage des Wracks nur grob beschreiben, und der Whisky, der in rauen Mengen seine Kehle hinabfloss, machte seine Aussagen nicht unbedingt vertrauenswürdiger. Trotzdem hatten Rudd und Irving tags darauf beschlossen, der Sache nachzugehen. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
    Aus dem Augenwinkel nahm Irving etwas auf dem rechten der drei Monitore wahr, eine glatte, senkrecht aufragende Fläche, nur wenige Meter vom Tauchroboter entfernt. »Maschine stopp!«, brüllte er über die Schulter, während er in seinem Sitz nach vorn fuhr und hektisch am Joystick zu hantieren begann.
    Das Rumoren des Dieselmotors verebbte zu einem müden Leerlauftuckern. Wenige Augenblicke später war Jeff an seiner Seite. »Was gibt’s? Sag bloß, du hast endlich was gefunden?«
    »Ich weiß nicht.« Konzentriert schaltete Irving von einer Kamera zur nächsten, ließ jede im 180-Grad-Winkel umherschwenken. Die Bilder, die sie aus der Tiefe übertrugen, waren schwarzweiß und verwaschen, trotz der starken Scheinwerfer, mit denen Spongebob ausgestattet war. »Ich dachte, ich hätte was gesehen. Etwas Großes, Glattes. Möglicherweise eine Bordwand.«
    »Ein Boot? Die Sea Spirit?«
    »Ich sage doch, ich konnte nichts Genaues erkennen. Vielleicht war es auch der Meeresgrund. In dieser Region kann der Boden die ungewöhnlichsten Formationen …«
    »Da! Verflucht, was ist das?« Rudd deutete auf den Monitor der Kamera.
    Irving stoppte die Schwenkbewegung, justierte die Schärfe -und riss ungläubig die Augen auf.
    Nur wenige Meter vom Tauchroboter entfernt türmte sich eine riesenhafte, dunkelgraue Masse auf. Ihre Oberfläche war leicht gewölbt und rau, von einer dicken Schicht Muscheln und Algen überwuchert. Zahllose schwebende Kleinstlebewesen und das ständige Bildrauschen ließen nur grobe Umrisse erkennen, dennoch war deutlich, dass der Fund mindestens sechs
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