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Schulgeschichten vom Franz

Schulgeschichten vom Franz

Titel: Schulgeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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    gut im Kugelnmalen und MIMI-
    Schreiben."
    Der Eberhard glotzte die Lilli an, aber er sagte kein einziges Wort. „Wir wohnen in der Hasengasse Nummer 1", sagte die Lilli noch, dann ging sie zum Franz und zur Gabi zurück. Sie nahm den Franz an der rechten Hand und die Gabi an der linken Hand und marschierte mit ihnen heim.
    „Nie im Leben", sagte der Franz, „kommt der Eberhard zu mir!"
    „Aber vielleicht kommt der Eberhard zu mir", sagte die Lilli.
    „Da wette ich aber mit dir, daß er nicht kommt", sagte der Franz.
    „Lieber nicht", warnte ihn die Gabi.
    „Wetten kann man verlieren. Und wenn du verlierst, bist du unausstehlich!"
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    Der Franz hätte die Wette glatt verloren.
    Punkt drei stand der Eberhard vor der Wohnungstür und klingelte Sturm.
    „Na, Kurzer", sagte die Ulli. „Das raffst du wohl nicht, was?" Sie grinste den Franz an. „Merk dir: Meinem Charme kann kein Mann widerstehen. Nicht einmal ein Eberhard Most."
    „Aber ohne mich", rief der Franz. Er 47

    hatte keine Lust, mit seinem Feind Zwetschgenkuchen zu essen. Er lief in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Die Ulli ging zur Wohnungstür und rief dabei ganz laut: „Hoffentlich ist das auch wirklich mein lieber Eberhard."

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    „Bin ich", sagte der Eberhard, als die Lilli die Tür aufmachte.
    Die Lilli führte den Eberhard in die Küche und bat ihn, am Küchentisch Platz zu nehmen. Sie stellte einen Teller mit zehn Zwetschgenkuchenstücken auf den Tisch und zwei Flaschen Cola und ein Bierglas. Sie setzte sich neben den Eberhard und sagte: „Ich freu mich ja so, daß du gekommen bist. Ehrlich wahr!"
    Der Eberhard nahm ein Stück Kuchen, biß ab, kaute und schaute dabei die Lilli hingerissen an.
    Der Franz wollte zwar mit seinem Feind keinen Zwetschgenkuchen essen, aber wissen, was die Lilli mit dem Kerl redete, wollte er doch. So schlich er aus seinem Zimmer zur Küchentür hin und lauschte. Zuerst hörte er gar nichts. Nur 49
    ein schmatzendes Geräusch.
    Der Franz dachte: Und wie ein Schwein frißt er auch!
    Doch nach einer Weile dann hörte er die Ulli sagen: „Du bist wahrscheinlich ein wenig erstaunt, liebster Eberhard, daß ich dich eingeladen habe."
    „Mhm", sagte der Eberhard.
    „Das ist nämlich so", fuhr die Ulli fort.
    „Ich hatte einmal einen süßen, kleinen Bruder, der war das Liebste, was ich im Leben hatte."
    Der Franz dachte: Was redet sie denn da bloß? Sie hat eine große, saure Schwester und sonst nichts! Der Franz kannte schließlich die Lilli-Familie sehr gut.
    Und wie redet sie denn bloß? dachte der Franz. So redet sie sonst nie. Sie redet ja lauter Zuckersirup!
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    „Und meinen lieben, süßen, kleinen Bruder hat vor einem Jahr der Tod hinweggerafft ..."
    Jetzt schlägt's aber dreizehn, dachte der Franz. Die lügt doch wie gedruckt!
    „Und du, lieber Eberhard, schaust ihm 51
    ähnlich wie ein Ei dem anderen."
    Mir reicht's jetzt, dachte der Franz. Den Plunder höre ich mir nicht länger an. Da kriegt man ja Ohrenstechen davon!
    Der Franz ging aus der Wohnung und klingelte an der Nachbartür, bei der Gabi.
    „Na?" fragte die Gabi neugierig, als sie ihm die Tür aufmachte. Der Franz berichtete der Gabi, was er gehört hatte.
    „Gibt's ja nicht", rief die Gabi.
    „Kannst ja rübergehen und selbst hören", sagte der Franz. „Ich hab die
    Wohnungstür offengelassen."
    „Mach ich", sagte die Gabi und flitzte auf den Gang hinaus und in die
    Wohnung vom Franz. Der Franz ging in die Küche, zur Mama von der Gabi.
    Die Mama von der Gabi räumte Geschirr aus der Spülmaschine. Der Franz lehnte 52

    sich an den Eisschrank.
    „Na", sagte die Mama von der Gabi. „Dir sitzt heute auch nicht gerade der Schalk im Nacken."
    Der Franz sagte: „In unserer Küche hockt mein Feind und ißt unseren Zwetschgenkuchen."
    „Allerhand", sagte die Mutter von der Gabi. „Dann wird's am besten sein, du ißt unseren Zwetschgenkuchen." Sie holte 53
    einen Teller mit Zwetschgenkuchen-stücken aus dem Schrank. Der Franz nahm sich ein Stück und noch ein Stück und noch ein Stück. Und dann noch ein Stück. Der Franz fand, er hatte da einen ziemlich guten Tausch gemacht.
    Auf dem Zwetschgenkuchen von der Gabi-Mama waren mindestens doppelt soviel Zwetschgen wie auf dem, den der Eberhard gerade mampfte. Und
    Zwetschgen sind schließlich das
    Wichtigste am Zwetschgenkuchen!
    Als der Franz beim fünften Kuchenstück war, kam die Gabi zurück. „Du packst es nicht", rief sie. „Jetzt haben die beiden Brüderschaft
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