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Schulgeschichten vom Franz

Schulgeschichten vom Franz

Titel: Schulgeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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zum Franz: „Gehen wir in den Park, ins kleine Kaffeehaus.
    Du schaust durstig drein."
    Das kleine Kaffeehaus ist mitten im Park vom Altersheim. Wenn die Sonne scheint, stehen drei Tische vor dem Kaffeehaus.
    An jedem Tisch sind vier Stühle. Der Franz und die Oma setzten sich an einen der drei Tische. Die Oma bestellte beim Kellner eine Himbeerlimonade für den Franz und einen Kaffee für sich. (Dabei sollte die Oma keinen Kaffee trinken.
    Wegen ihrem Blutdruck. Der ist zu hoch.) Zwei Stück Schoko-Torte bestellte die Oma auch. (Dabei sollte sie keine 14

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    Schoko-Torte essen. Wegen ihrem
    Blutzucker. Der ist zu hoch.)
    Der Franz trank Himbeerlimonade und aß Schoko-Torte und erzählte der Oma alle Neuigkeiten, die er wußte. Daß die Mama eine neue Haarfarbe habe, erzählte er.
    Daß der Papa mit dem Hausmeister gestritten hatte, erzählte er. Daß der Josef in dasselbe Mädchen „verknallt" sei wie sein Freund Otto, erzählte er. Daß die Frau Berger ganz fürchterlich bös und ungerecht mit ihm geschimpft habe, erzählte er. Und von der Schule, vom unfreundlichen Zickzack erzählte er auch. Gerade als der Franz der Oma vormachte, wie der Zickzack redete, sagte hinter dem Franz eine
    Männerstimme: „Gestatten, sind die zwei Plätze hier noch frei?"
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    „Sind sie", sagte die Oma.
    Der Franz drehte sich um. Hinter ihm stand der Zickzack und neben ihm eine alte Frau. Der Franz erschrak ziemlich.
    „Servus, Franz", sagte der Herr Lehrer und setzte sich. Die alte Frau setzte sich auch.
    „Sie kennen meinen Enkel?" fragte die Oma.

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    „Ich bin sein Lehrer", sagte der Herr Lehrer.
    „Freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Zickzack", sagte die Oma.
    Wie hätte sie auch wissen sollen, daß der Lehrer in Wirklichkeit Swoboda hieß!
    Der Franz hatte ihr immer nur vom Zickzack erzählt.
    „Fein, daß ich Sie treffe", fuhr die Oma fort. „Wissen Sie, Herr Zickzack ..."
    Mehr hörte der Franz nicht mehr. Er grapschte sich den Rest Schoko-Torte vom Teller und flitzte davon. Ganz rot war er im Gesicht. Er rannte den Kiesweg hinunter und ging hinter den Fliederbüschen in Deckung.
    Von dort aus beobachtete er den
    Kaffeehaustisch. Er sah, daß die Oma unentwegt redete. Dauernd klappte ihr 18

    Mund auf und zu und auf und zu.
    Sie läßt ihn nicht zu Wort kommen, dachte der Franz. Es erstaunte ihn nicht.
    Wenn die Oma so richtig loslegte, duldete sie keine Widerrede. Sonst störte das den Franz nicht. Weil die Oma -
    seiner Meinung nach - immer sehr vernünftige Sachen sagte. Bloß war die Oma nie besonders höflich. Sie hatte 19
    schon eine Menge Leute sehr beleidigt.
    Der Franz hielt es nicht für schlau, den Zickzack zu beleidigen.
    „Lieber Gott", murmelte er, „mach, daß die Oma keinen Quatsch redet!"
    „Heiliger Jesus", murmelte er, „gib, daß die Oma nicht frech wird!"
    „Jungfrau Maria", murmelte er, „laß die Oma höflich sein!"
    Mehr, fand der Franz, konnte er zur günstigen Entwicklung der Angelegenheit nicht tun.
    Fast eine halbe Stunde hockte der Franz hinter den Fliederbüschen. Dann erhob sich der Herr Lehrer endlich. Und die alte Frau stand auch auf. Sie gaben der Oma die Hand, dann kamen sie den Kiesweg entlang auf den Franz zu.
    „Aber sie hat recht", hörte der Franz die 20

    alte Frau sagen. „Du hast wirklich einen unerhörten Kommandoton drauf!"
    Vor den Fliederbüschen blieb die alte Frau stehen. „Sogar mit mir, mein Sohn", rief sie. „Sogar mit deiner Mutter kommandierst du nur herum!"
    Die alte Frau ging weiter, und der Herr Lehrer wieselte hinter ihr her. „Aber Mama", hörte ihn der Franz noch sagen.

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    Dann bellte ein Hund sehr laut, und dann waren der Herr Lehrer und seine Mutter hinter der Wegbiegung
    verschwunden.
    Der Franz kroch aus den Fliederbüschen und lief zur Oma. Die Oma schaute sehr vergnügt drein.
    „Was hast du ihm denn gesagt?" piepste 22
    der Franz. Immer, wenn der Franz aufgeregt ist, wird seine Stimme piepsig.
    „Die Wahrheit habe ich ihm gesagt", rief die Oma zufrieden.
    „Welche Wahrheit?" piepste der Franz.
    „Es gibt nur eine Wahrheit", rief die Oma.
    „Und übrigens heißt er gar nicht Zickzack, er heißt Swoboda." Die Oma lachte. „War ja auch ein saublöder Name!"
    „So erzähl mir die Wahrheit schon", piepste der Franz. Er piepste sehr ungeduldig.
    „Ich hab ihm gesagt, daß er nicht so Zickzack sein soll", sagte die Oma.
    „Ich habe ihm erklärt, daß kleine Kinder keine Soldaten sind. Und daß ein Lehrer kein Fünf-Sterne-General
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