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Schürzenjäger

Schürzenjäger

Titel: Schürzenjäger
Autoren: Alison Kent
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Balkongeländer und sah auf die bunten Lichter am Tannenbaum im Hof herunter. Claire ließ ihrer Fantasie freien Lauf. Sie malte sich aus, wie ihr Nachbar hinter ihr stand und sie die Wärme seines muskulösen Körpers spürte.
    Sie träumte von der Berührung seiner starken Hände, mit denen er ihre nackten Arme streichelte. Ein Schauer durchlief sie, ihre Brustwarzen richteten sich auf. Sie trank einen Schluck Eistee. Ein Tropfen Kondenswasser vom Glas fiel auf ihren Hals, verschaffte ihr jedoch keinerlei Kühlung. Denn als Claire sich umdrehte, um hineinzugehen, machte sie den großen Fehler, zum Balkon des heißen Nachbarn hinüberzusehen.
    Er stand am Türrahmen, die Hände in den Taschen seiner dunklen Anzughose. Seine Krawatte hatte er gelockert, die Ärmel seines weißen Hemdes waren hochgekrempelt. Seine Brust hob und senkte sich schwer, sicher pochte eine Ader an seinem Hals. Mit der angespannten Miene und der Haltung sah er aus wie ein Mann, der sich nur mühsam beherrschte.
    Claire vergaß zu atmen. In diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, nie wieder Nahrung oder Sauerstoff zu brauchen. Nur ihn. Sie würde nur noch ihn brauchen. Die Vorstellung, dass sie, selbstständig und unabhängig, wie sie war, einen Mann für irgendetwas brauchte, machte sie benommen.
    Vor allem da es sich um einen Mann handelte, den sie nicht einmal kannte.
    Randy hatte nicht vorgehabt, so lange im Büro zu bleiben. Zwar machte er schon seit Wochen Überstunden, doch den heutigen Abend hatte er zur Abwechslung einmal wieder für sich haben wollen.
    Er wollte nach Hause fahren, sich einen Drink einschenken und auf den Balkon gehen, um abzuwarten, ob sie wieder herauskam – so wie gestern. Ob es erneut zwischen ihnen knisterte? Beim letzten Mal hatte er beinah weiche Knie bekommen.
    Sie tauchte nicht jeden Abend auf, doch in letzter Zeit schienen die Hitze und der Weihnachtsbaum unten im Hof sie öfter nach draußen zu locken.
    Die Blätter ihres Ventilators bewegten sich langsam und sorgten nur für einen leichten Luftzug. Das wusste er, weil sein Ventilator dasselbe tat. Das schwüle Wetter war erschöpfend.
    Die Lichter am Weihnachtsbaum waren ihm nur aufgefallen, weil sie sie betrachtete und weil sie ihr hellblondes Haar glänzen ließen, es schimmerte wie Edelsteine. Und dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das jedoch nie ihre Augen erreichte.
    Sie wirkte nicht direkt traurig, eher konzentriert, als hätte sie keine Zeit für Ablenkungen, egal welcher Art. Das faszinierte ihn, denn es erinnerte ihn sehr an sich selbst.
    Er hatte zufällig Klatschgespräche mit angehört und erfahren, dass ihre Klimaanlage kaputt war. Seine Nachbarin mochte zwar darunter leiden – ihm gefiel es, wie erhitzt und zerzaust sie aussah. Sie war eine Frau, bei deren Anblick er nicht nur an schnellen, wilden Sex dachte.
    Am vergangenen Abend hatte er sie wie gebannt beobachtet und das Für und Wider ihrer Wohnungen abgewägt. Bei ihm würde es kühle Laken und Gänsehaut geben. Bei ihr warme Haut an erhitzter Haut. Die Entscheidung fiel ihm leicht. Er musste nur noch einen Weg hinein finden.
    Sein Reihenhaus war vom Vorbesitzer renoviert worden und bestand im unteren Stockwerk nur noch aus einem einzigen großen Raum, im oberen aus einem Loft. Er ging zur Kücheninsel und warf die Post, die er beim Hereinkommen vom Fußboden aufgehoben hatte, auf die Arbeitsfläche. Anschließend nahm Randy ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank.
    Dann griff er nach der Hauptfernbedienung für den Raum und schaltete die Ecklampe und den Fernseher ein, bevor er sich der Post widmete.
    Als sein Blick auf einen roten Umschlag ohne Briefmarke und Adresse fiel, hielt er interessiert inne. Vom Format her passte in den Umschlag eine Karte, eine Einladung vielleicht. Das Kuvert war nicht zugeklebt.
    Neugierig stellte er sein Bier auf die Arbeitsfläche aus schwarzem Marmor, zog die Karte aus dem Umschlag und las.
    Es sieht vielleicht sehr nach Weihnachten aus, aber es fühlt sich eher an wie der vierte Juli. Ich habe Ventilatoren. Ich habe Eis. Lust, beides mit mir zu teilen? Ich werde die Tür offen lassen. Sagen wir, um zehn heute Abend? Nichts Festes und keine Fragen, so wäre es mir übrigens am liebsten.
    Heiß rauschte das Blut durch seine Adern. Er las die Karte ein zweites und ein drittes Mal, ehe er sich besann. Hastig sah er auf die Uhr.
    Halb neun. Ihm blieb noch Zeit, um zu duschen, sich zu rasieren und umzuziehen – und eine Flasche Wein auszusuchen.
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