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Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)

Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)

Titel: Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)
Autoren: Karen Rose
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es sich nicht an. Denn der Schrecken hatte sie nie verlassen.
    »Ja, auf sechs hätten wir sie auch geschätzt«, bestätigte Joseph. »Kate, würden Sie Daphne bitte über die Einzelheiten dieses Falles aufklären?«
    »Am liebsten nicht«, knurrte Kate. »Ich halte das immer noch für eine Schnapsidee. Wir haben Therapeuten, Joseph, wir müssen Daphne nicht mit hineinziehen. Im Übrigen ist sie im Urlaub. Sie dürfte eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Kate«, bellte Joseph, mit seiner Geduld offenbar am Ende.
    Okay, dachte Daphne, nun ergibt Kates Gezeter, Eintritt für meinen Zusammenbruch zu verlangen, schon sehr viel mehr Sinn.
    Sie hakte sich unter und lehnte sich gegen ihn, um ihn zu beruhigen, so wie er sie beruhigt hatte. »Mir geht’s gut, Kate. Ich verspreche Ihnen, dass ich keinen Nervenzusammenbruch erleiden werde, okay? Erzählen Sie mir, was ich wissen muss.«
    »Na schön.« Kate verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie wurde vor vier Tagen gefunden. Sie saß in einer Schneewehe in der Nähe eines ausgebrannten Autos auf einer einsamen Seitenstraße im Westen der Stadt, halb erfroren und unter Schock stehend. Außerdem war sie voller Blut. Etwas davon war ihres, das meiste nicht. Im Auto saßen zwei Personen, ein Mann und eine Frau, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.«
    Mein Gott. Dieses kleine Mädchen hatte es gesehen. In Daphnes Augen brannten Tränen, und sie blinzelte, um sie zu unterdrücken. Später bliebe noch genug Zeit für Mitgefühl. Nun brauchte dieses Kind Hilfe.
    »Die Fingerkuppen waren auch weggebrannt?«, fragte Daphne.
    Kate nickte. »Ja. Der Mann hat ein Einschussloch in der Brust, ein zweites am Hinterkopf. Der Rechtsmediziner vermutet, dass die Frau todkrank gewesen ist. Sie war ausgemergelt, obwohl sich das letztlich nicht wirklich sagen lässt. Die Opfer hatten offenbar nichts, womit man sie hätte identifizieren können, nicht einmal Kleider.«
    »Sie waren nackt?«, fragte Daphne entsetzt. »Das Kind auch?«
    »Nein, das Mädchen war vollständig angezogen. Wahrscheinlich wollte der Täter nur nicht, dass sie über die Kleidung identifiziert werden könnten. Unser ME hat keinerlei Anzeichen von sexueller Gewalt entdeckt.«
    »Und bei dem Kind?«
    »Auch nicht. Es wurde in der Ambulanz gründlich untersucht«, versicherte Joseph ihr, und Daphne entspannte sich ein winziges bisschen.
    »Die Nummernschilder des Olds Cutlass, Baujahr ’92, waren abmontiert«, fuhr Kate fort. »Keine Brieftaschen, Portemonnaies, Handtaschen, keine Papierschnipsel, kein Müll. Der Wagen war vollkommen leer geräumt, die Fahrgestellnummer abgeschmirgelt.«
    »Beide?«, fragte Daphne. Die meisten Autohersteller ließen die Nummer an zwei verschiedenen Stellen einprägen, wovon eine gewöhnlich schwer zugänglich war.
    »Beide«, bestätigte Kate. »Der oder die Täter wussten, was sie taten, und waren bestens vorbereitet. Man hat das Auto mit Benzin getränkt, die Menschen mit Polyurethan übergossen, damit sie schneller verbrennen. Ein Kraftfahrer sah im Vorbeifahren den Qualm und rief die 911. Die Feuerwehr löschte, aber die Toten waren bereits verkohlt. Angel wurde von einem Feuerwehrmann entdeckt, der die nahe Umgebung nach Schwelbränden absuchte. Seit sie ins Krankenhaus eingeliefert worden ist, hat sie kein Wort gesprochen. Dass sie hören kann, wissen wir. Es scheint keinen körperlichen Grund für ihr Schweigen zu geben.«
    »Das Trauma reicht wahrscheinlich aus«, murmelte Daphne. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Toten ihre Eltern waren, hat sie das Entsetzlichste gesehen, was ein Kind sehen kann. Gibt es Vermisstenanzeigen, die zu ihrer Beschreibung passen?«
    Joseph seufzte. »Keine einzige.«
    »Wir haben auch in der Datenbank für vermisste Kinder keine Fingerabdrücke gefunden«, fügte Kate hinzu. »Und obwohl wir sofort ihr Bild weitergeleitet haben, hat sich noch niemand gemeldet.«
    »Wer ist die Frau bei ihr?«
    »Heidi Breckenridge«, sagte Joseph. »Sie kommt vom Sozialamt. Ich habe schon öfter mit ihr zusammengearbeitet. Sie ist gut, aber auch sie hat bisher keinen Erfolg bei dem Kind gehabt.«
    »Wie lange hat die Kleine im Schnee gesessen?«
    »Einige Stunden auf jeden Fall«, sagte Kate. »Sie hat Erfrierungen an den Händen. Die Ärzte glauben allerdings nicht, dass sie etwas amputieren müssen – wenigstens das nicht.«
    Daphne betrachtete das Kind eine lange Weile und versuchte, es aus einem möglichst objektiven Blickwinkel zu sehen. »Sie sitzt
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