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Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)

Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)

Titel: Schsch!: Ein Winterthriller (German Edition)
Autoren: Karen Rose
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Mordabteilung zu gehen.
    Normalerweise brauchte sie nur halb so lange. Aber schließlich hielt man sie normalerweise auch nicht alle paar Meter an, um ihr zu sagen, wie schön es war, sie wieder hier zu sehen. Was natürlich auch daran lag, dass sie nie zuvor weg gewesen war. Seit sie bei der Staatsanwaltschaft angefangen hatte, hatte sie sich nur selten freigenommen, und wenn, dann immer nur für wenige Tage. Zwei Wochen hatte sie noch nie gefehlt.
    Wenigstens hatte niemand nach Einzelheiten gefragt. Oder ihr sein Beileid ausgesprochen. Sie war sich nicht sicher, ob sie solche Gespräche am heutigen Tag verkraften konnte.
    Die Verbrechen, die vor drei Wochen aufgedeckt worden waren … Daphne wollte die Fotos, die sie gefunden hatten, nie wieder ansehen müssen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Die verängstigten, gepeinigten Gesichter der Opfer hatten sich in ihr Bewusstsein gebrannt. Zwei Dutzend Tote in anonymen Gräbern. Ermordet und achtlos hinter einer Hütte in den Bergen West Virginias verscharrt. Es tut mir so leid.
    Eine Leiche war darunter gewesen, die der Mörder nicht fotografiert hatte, aber auch von diesem Menschen brauchte sie kein Bild, um sich an sein Gesicht zu erinnern. Sie trauerte um ihn, um das gebrochene Herz ihrer Mutter. Sie trauerte um das Leben, das sie drei gemeinsam hätten führen sollen. Ach, Daddy, verzeih mir.
    Aber sie war nicht schuld. Sie war noch ein Kind gewesen. Und selbst ein Opfer. Das wusste sie, zumindest wusste ihr Verstand es. Es war ihr dummes Herz, das sich damit schwertun wollte, es genau so zu sehen.
    »Daphne? Alles okay?«
    Sie blinzelte und bemerkte erst jetzt, dass sie vor der Doppeltür der Mordabteilung stand und krampfhaft den Türknauf umklammerte. Sie brachte ein heiteres Lächeln zustande, blickte auf und sah J. D. Fitzpatrick, der durch eine andere Tür getreten war und nun mit besorgtem Blick auf sie zukam.
    »Ja, danke, alles klar.« J.D. war nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Freund. Ein Freund, der sofort erkannte, dass sie ihn frech anlog, dem sie aber zu sehr am Herzen lag, als dass er sie darauf angesprochen hätte. »Wie geht’s Lucy und dem Baby?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln, und ihr wurde warm ums Herz, als sein Gesicht vor Glück erstrahlte.
    »Beiden ganz großartig. Wär schön, wenn der Kleine etwas mehr schliefe, aber sonst ist er toll.«
    Jetzt war ihr Lächeln echt. »Glaub mir, ehe du dichs versiehst, ist er ein Teenager, der nicht vor Mittag aus den Federn steigt. Es kommt mir vor, als sei Ford gestern noch Kleinkind gewesen.« Jetzt war ihr Sohn zwanzig. Und am Leben. Sie durfte nicht daran denken, wie knapp es gewesen war. Fast hätte sie ihn verloren.
    »Hör bloß auf. Ich finde, Jeremiah wächst schon jetzt viel zu schnell. Mach ihn bitte nicht schon zum Jugendlichen.« J.D. blickte auf die Uhr und zog eine Grimasse. »Ich muss los, tut mir leid. Stevie wird gleich aus dem Krankenhaus entlassen, und ich bringe sie nach Hause.«
    Daphnes Herz wurde leichter. »Oh, Gott, bin ich froh.« Detective Stevie Mazzetti war eines der Opfer der Gewalttaten gewesen, die ihr Leben für immer verändert hatten, und ihre Genesung war ein Grund zum Feiern für alle, die ihr nahestanden. Aber für Daphne bedeutete es noch mehr. Stevie war angeschossen worden, als sie Daphne das Leben gerettet hatte, und das war eine Schuld, die Daphne niemals würde begleichen können. Und dass Stevie das auch niemals erwarten würde, machte die Tat umso bedeutungsvoller. »Sag ihr, dass ich ihr Muffins vorbeibringe, wenn sie ein bisschen zur Ruhe gekommen ist.«
    »Das wird sie freuen.« J.D.s Blick wurde berechnend. »Lucy mag auch Muffins, wusstest du das? Ich meine, du könntest ja mal vorbeikommen, dir das Baby ansehen und ihr welche mitbringen. Und dann machst du einfach gleich ein paar mehr für mich mit.«
    Sie lachte und klapste ihm auf den Arm. »Hau ab und sag deiner Frau, dass ich euch bald besuchen komme.«
    »Mach ich. Und da du jetzt wieder da bist, muss ich ein, zwei Fälle mit dir abstimmen. Bis später.« Und schon ging er davon und auf den Fahrstuhl zu, bevor sie ihm noch sagen konnte, dass sie nicht wirklich wieder da war. Noch nicht.
    Sie holte tief Luft, um sich Mut zu machen, und stieß die Türen zur Abteilung Gewaltverbrechen auf. Wie immer herrschte höchste Betriebsamkeit. Nachdem sie ein paar weitere Male »Schön, wieder hier zu sein« gesagt hatte, erreichte sie die Ecke des Großraumbüros, die für das VCET
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