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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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von zwei Flugtickets nach Madrid. »Jetzt waren wir jedenfalls wieder zurück in Europa«, sagt Gentz im Rückblick.
    Und in Madrid sollte dann die Idee reifen, ein Handelsgeschäft mit so etwas Konventionellem wie Schuhen im Internet aufzuziehen. Gewissermaßen während sie bei Samwers Tarif-Vergleichsportal ihre Ticket-Schuld abarbeiteten.
    Wer weiß: Ohne diese Bruchlandung mit dem Facebook-Klon auf Spanisch Tausende Kilometer entfernt von zu Hause wäre Zalando vielleicht niemals entstanden. Deshalb lohnt der genaue Blick auf die Vorgeschichte.
    »Unibicate«: Die Vorgeschichte
    Schuhhändler wollten die beiden Zalando-Gründer ursprünglich auf keinen Fall werden. Wirklich nicht. »Als wir Zalando gegründet hatten, musste ich mir das ein paar Mal im Spaß von meinen Freunden anhören: Na, wirst Du jetzt Schuhhändler?«, erinnert sich David Schneider. Die Kumpels mit ihren Elite-Hochschulabschlüssen dachten dabei wohl eher an Al Bundy, den erfolglosesten und unfähigsten Schuhverkäufer der amerikanischen Fernsehgeschichte, als an einen europäischen Amazon für Footware.
    Unternehmer oder Berater waren die Berufs-Optionen, die sich für Schneider im Laufe des Studiums herauskristallisiert hatten. Doch dann wurde ihm klar, dass der Beraterjob vielleicht doch nicht das Wahre für ihn sein würde. »Da fehlte mir das Element, eigene Konzepte zu verwirklichen«, sagt er heute, »ich wollte etwas schaffen, über das ich sagen konnte: Das habe ich mit aufgebaut.«
    Für Robert Gentz war es ähnlich, die Freiheit im Beruf war ihm schon immer wichtig, sagt er. Er wollte als Selbstständiger selber Entscheidungen treffen – jedenfalls häufiger, als er es als Angestellter würde tun können. Robert war auf dem elterlichen Gestüt aufgewachsen – ob seine Ausrichtung etwas mit der Freiheit auf dem Rücken von Pferden zu tun hatte? »Meine Eltern waren auch nicht angestellt, sie leiteten ihr eigenes Unternehmen«, sagt er. Das allerdings wollte er nicht übernehmen, denn neben der Freiheitsliebe sei da noch das Fernweh gewesen. Der Wunsch, etwas von der Welt zu sehen.
    Warum aber dann kein Studium in den USA, sondern Betriebswirtschaftslehre an der WHU in einem Dorf bei Koblenz? »Es war nicht der entscheidende Grund, dass es dort eine der besten Ausbildungen gab. Für mich war wichtiger, dass unternehmerisches Denken, Wille zum Erfolg und Zielstrebigkeit dort anerkannt und gelebt wurden. Es gab viele Kommilitonen, die ähnliche Ziele hatten, mit denen man sich austauschen konnte und es wurde respektiert, wenn jemand etwas erreicht hatte.« Eine Uni voller Streber? »Vielleicht sehen es einige so«, sagt er. Noch etwas ist typisch für die WHU, das die Netzwerkqualität der Hochschule erklärt, von der insbesondere die Firmen der Samwers bis heute noch profitieren: »Bei 300 Studenten in einem kleinen Dorf kennt man nach einem Semester jeden und weiß über dessen Hintergrund Bescheid.« Und jeder hat zumindest einen der drei Samwers mal gesehen – etwa auf den Rekrutierungsworkshops oder dem Gründerkongresses »Idea Lab« der Hochschule.
    Exklusive Auslandsstationen finden sich in Gentz’ Vita dennoch: 2005 studierte er sowohl im mexikanischen Monterrey als auch an der University of Hawaii at Manoa. Schneider vermerkt als Auslandsaufenthalte auf seiner Xing-Seite – unter einem für Zalando-Kriterien völlig untypischen Schwiegersohn-Lichtbild mit Sakko und Krawatte – die Universidad de San Andres in Argentinien und die Singapore Management University. Das Schöne an der Spätphase des Studiums sei damals gewesen: »Wir hatten nichts zu verlieren. Es gab keine Fallhöhe«.
    Da passten die beiden Kommilitonen ja schon mal gut zusammen. Neben Unternehmergeist und Leistungswillen teilten sie auch die Vorliebe zu Lateinamerika. Praktika und Auslandssemester sowie Ferien verbrachten sie dort, Robert am liebsten in Mexiko und Chile, David mit Vorliebe in Argentinien. Dass Ideen nicht immer im Büro entstehen müssen, zeigt dieses Beispiel von Robert Gentz. »Ich lag am Strand in Guatemala und las in der Zeitung, dass StudiVZ verkauft worden war. Das fand ich faszinierend und fragte mich: Wie kann eine Website so wertvoll sein? Was ist das Wertvolle daran?« 50 Millionen Euro bekämen die bisherigen Eigentümer sofort, bis zu 35 Millionen Euro wären an bestimmte Erfolgszahlen gekoppelt, hieß es in der Branche. Verkäufer waren neben den Gründern um WHU-Absolvent Michael Brehm auch die drei Samwer-Brüder, die hier
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