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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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erster Linie das Problem. Ein neues Geschäftsmodell und eine neue Unternehmenskultur zu versuchen, hat schon einen Wert an sich, auch wenn man den Ausgang des Projektes noch nicht kennt. Ein bisschen »zalandöser« könnte der Standort Deutschland in dieser Hinsicht schon werden. Es würde ihm nicht schaden.

1
 
Irgendwas mit Online
Oder:

Wie aus einer Idee Zalando wurde

 
    Da saßen sie nun im Garten von Roberts Eltern in der Nähe von Düsseldorf. Robert Gentz und David Schneider, die nach ersten unternehmerischen Erfahrungen in Mexiko, Argentinien und Spanien wieder in Deutschland und zudem ziemlich brutal auf dem Boden der Realität angekommen waren. Reicher waren sie durch die kurze Zeit als Firmengründer und Chefs allenfalls an Erfahrung geworden. Ihr Geld war weg, aber der unternehmerische Geist der beiden Mittzwanziger, die sich seit dem Studium kannten, war noch da. Nach dem kurzlebigen Sozialen Netzwerk, das sie verwegenerweise gleich in mehreren lateinamerikanischen Ländern aufzubauen versucht hatten, wollten sie jetzt etwas viel Bodenständigeres machen. Robert Gentz und David Scheider würden einen Schuhhandel im Internet aufziehen. Wahrscheinlich jedenfalls. So etwas gab es zwar schon damals – etwa unter der Marke Zappos in den USA und in Deutschland von Otto oder Görtz – aber sie würden es besser als diese können, meinten die beiden jungen Männer. Viel besser und kundenfreundlicher.
    Doch die Sache drohte bereits jetzt an 50 Euro zu scheitern. Sollten sie sich für diesen Betrag dieses Buch nun kaufen oder nicht? »Der Schuhhandel in Deutschland« hieß der Wälzer, den Gentz und Schneider sich vor ihrer ersten Unternehmensgründung in Europa eigentlich gönnen wollten. Nach dem finanziellen Reinfall in Lateinamerika war das schon verdammt viel Geld. Ihre Eltern um finanzielle Hilfe zu bitten, dafür waren sie zu stolz. Im Rückblick ist es kaum zu glauben, von welchen Kleinigkeiten der Erfolg von etwas Großem manchmal abhängen kann. »Wir haben hin und her diskutiert, ob wir uns das leisten können. Letztlich haben wir uns entschieden, das Buch zu kaufen. Trotz des ansehnlichen Preises von 50 Euro«. sagt Gentz heute, »wir haben es als Investition ins Unternehmen gesehen«. Und das war wohl eine der erfolgreichsten Zalando-Investitionen überhaupt.
    Ein paar Wochen zuvor hatten sie nicht einmal mehr das Geld für den Rückflug von Lateinamerika nach Europa gehabt. Oliver Samwer, erfolgreicher Investor, Verkäufer des Klingeltonanbieters Jamba und genau wie Gentz und Schneider Absolvent der Elite-Hochschule Otto-Beisheim WHU im Örtchen Vallendar bei Koblenz, hat ihnen schließlich geholfen und das Ticket bezahlt. Dafür sollten sie bei Samwers Tarifportal tarifas24 in Madrid aushelfen, über das der Nutzer Online Preise von Versicherungen vergleichen konnte.
    Die drei kannten sich flüchtig. Gentz und Schneider hatten während des Studiums ein paar Auftritte des WHU-Absolventen Samwer miterlebt. Der hatte dort bereits einen Namen als Kopierkünstler, Firmengründer, Geldeintreiber und Start-up-Verkäufer. Vor Jamba hatten die Samwers bereits Alando gegründet, diese Kopie der amerikanischen Versteigerungsplattform ebay und sie schon wenige Monate später an das Original verkauft – für einen Preis von angeblich 40 bis 50 Millionen Dollar. Das wusste jeder am Campus. Wenn auch noch nicht jeder ahnte, dass Oliver Samwer und seine beiden Brüder mit dieser Copycat-Masche in den nächsten Jahren so viel Geld verdienen würden, dass sie schon bald in der Liste der reichsten Deutschen auftauchen.
    Das Lateinamerika-Projekt von Gentz und Schneider im Jahr 2007 dagegen war Samwer, dem Mann mit der guten Nase für gute Geschäftskonzepte, sofort suspekt. Obwohl die beiden Möchtegern-Gründer spanisch sprachen und die Region kannten, senkte er den Daumen. Für eine Facebook-Kopie in Argentinien und Mexiko wollte er kein Geld geben: »Schwachsinn!« Das konnte nicht funktionieren, war er sich sicher, da steckte doch nichts Messbares dahinter. Aber für vollkommen untalentiert hat er die beiden wohl nicht gehalten: »Meldet euch, wenn ihr zurück seid«, hatte Samwer ihnen mit auf den Weg gegeben.
    Das tat Gentz im Jahr darauf tatsächlich. Obwohl sie noch gar nicht zurück waren aus Lateinamerika, sondern ja gerade erst unbedingt zurück nach Europa wollten. Nur halt leider praktisch pleite waren. Doch nach diesem Anruf investierte Samwer in sie, wenn auch zunächst erst einmal nur in Form
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