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Schon wieder Greta!

Schon wieder Greta!

Titel: Schon wieder Greta!
Autoren: Marya Stones
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das jetzt. Außerdem ist es ja auch noch so kalt draußen.
    Schnell noch in die Boots, dann los.
    Gerade als sie zur Tür raus wollte, warf sie einen letzten Blick in den Spiegel. Das hätte ich mal lieber bleiben lassen, dachte sie. Wenn ich doch gestern nur noch andere Schuhe gekauft hätte! Sie starrte auf ihre Stiefel. Das sind die Boots, die Mike mir in München geschenkt hat.
    Soll er sich mal nichts drauf einbilden, dass ich genau diese Boots jetzt trage. Ich hab nun mal nur ein Paar Schuhe für diese Tage eingepackt.
    Sie schob die Sonnenbrille in die Haare, war zur Tür raus und auf dem Weg zu Carlos.
    Es war tatsächlich schon recht kühl. Der Spätsommer lag in den letzten Zügen und die Nächte waren bereits klamm. Der New Yorker Indian Summer kündigte sich an, die ersten Blätter wechselten die Farbe und der Wind nahm sie mit auf seine Reise durch die Straßen der Stadt. Greta war froh, dass sie sich doch für die Strickjacke entschieden hatte. Sie zog die wärmende Jacke noch etwas fester zu und schlang die Arme um den Körper. 
    Da sie zeitlich schon knapp dran war, rief sie ein Taxi - was zu dieser frühen Morgenstunde zum Glück kein Problem war. Wenig später stand sie vor dem Lokal, in dem sie sich mit Mike im Sommer zum ersten Date verabredet hatte. Ihr Herzklopfen erfüllte mit einem Mal ihren ganzen Körper - genauer gesagt wummerte es wie durch die Lautsprecher einer Ghettoblaster-Anlage.
    Nein, ich geh nicht rein, schoss es ihr in den Kopf. Sie hatte schwitzige Hände und die Hitze machte sich vor allem unter ihren Achseln bemerkbar.
    Nein, ich geh nicht rein. Er kann nicht Mr. Right sein. Ich muss das alles nicht erfahren. Soll er doch mit seinem blöden Bruder bleiben wo ...
    »Greta, mein Engel!«
    Mike stand direkt hinter ihr. Er musste in diesen Moment ebenfalls um die Ecke gekommen sein.
    Ach ja, richtig. Sein Appartement lag ja in unmittelbarer Nähe, das hatte er mal erwähnt. Dann ist er bestimmt zu Fuß gegangen.
    Greta konnte gar nichts sagen. Sie fühlte nur noch, wie rot sie jetzt geworden war, das Herzklopfen wummerte in den Ohrmuscheln und die Achselhitze war dabei, sich in tropische Nässe zu verwandeln.
    »Guten Morgen«, war alles, was sie rausbrachte.
    »Komm, wir gehen rein. Du siehst ganz verfroren aus.«
    Mike ging voraus.
    Carlos kam ihnen drinnen im Lokal entgegen – er hatte den gleichen Tisch für sie reserviert wie schon beim letzten Mal. Greta tat so, als ob sie das nicht bemerkte.
    »Schöne Stiefel«, sagte Mike mit Blick auf die Boots, als sie sich setzten.
    Greta war nicht in der Lage zu antworten – sie versuchte cool zu wirken und schwieg. Außerdem war ihr Mund inzwischen so trocken, dass sie wahrscheinlich nur »Knäckebrot« hätte sagen können. 
    Carlos winkte ihnen zu und kam dann gleich mit duftig dampfenden Kaffeebowles an den Tisch. »Frühstück wie beim letzten Mal?«
    »Ja, gern«, sagte Mike. »Greta, und du?«
    Greta räusperte sich. »Für mich bitte erst mal nur ein Brioche. Danke.«
    Mike nahm sich Zeit, Greta in Ruhe zu mustern. Es schien fast so, als wollte er jede Faser von ihr in sich aufnehmen. Greta kam es wie eine Ewigkeit vor, schließlich hielt sie es nicht mehr aus und sprach ihn auf seine Verletzungen vom Autounfall an.
    »Ach, der Unfall, Greta Engel.« Er sagte es in einem Tonfall, als würde er einem Kind ein Märchen erzählen.
    Das war Greta zu viel. Sie wollte kein Gesäusel, sondern Tacheles. »Sag nicht ›Engel‹ zu mir. Ich bin nicht dein Engel, sonst wären wir nie in diesen Unfall geraten.«
    »Greta, gib mir wenigstens eine Chance dir alles zu erklären.«
    »Dann sprich.«
    »Warum bist du eigentlich so kurz angebunden?«
    »Hör zu Mike, das ist hier kein Date. Ich bin gekommen, weil ich wissen will, woran ich bin. Auf Spielchen habe ich keinen Bock und außerdem langweilt mich das. Ich habe es verdient, dass du mich mit Respekt und Ehrlichkeit behandelst. Das erwarte ich jetzt von dir.«
    Mike stutzte. »Okay. Das sind klare Worte. Ich will versuchen, dir gerecht zu werden.«
    »Mach dich ja nicht über mich lustig. Du hast um dieses Treffen gebeten. Nachdem du gestern nicht am Flughafen warst, bin ich davon ausgegangen, dass es das war. Pingpong spielen mit meinen Gefühlen, das lasse ich nicht mehr zu. Das haben wir schon hinter uns.«
    Mike setzte sich zurecht, trank einen Schluck von seinem Kaffee und sah Greta ernst an.
    Endlich hatte sie das Gefühl, mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Bislang war es immer so
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