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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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gehörte.
    Â»Ist Maja da?«, schrie Turner in den Hörer. Er konnte Roys Stimme kaum verstehen, denn im Hintergrund dröhnte laute Musik.
    Â»Was geht dich das noch an?«, blaffte Roy.
    Â»Nun sag schon!«
    Â»Ist ja auch noch früh. Aber gestern ist sie, ohne sich abzumelden, nicht gekommen. Wenn du sie siehst, dann sag ihr, dass ich mich nach einer anderen Kellnerin umsehe, sollte das wieder passieren. Ich bin ihre Extratouren leid!«
    Turner wählte die Nummer der Polizeileitstelle und teilte seinen Verdacht mit, dass er möglicherweise die Identität der gefundenen Frauenleiche kenne. So erhielt er die Handynummer des diensthabenden Kriminalkommissars.
    *
    Karlo Kant hätte das Klingeln fast überhört, denn das Mobiltelefon lag unter Zeitungen begraben.
    Â»Es ist alles total kompliziert«, druckste der Anrufer herum, der sich als Matt Turner vorgestellt hatte. »Ich bin gestern an der Stelle vorbeigefahren und habe Majas Wagen dort stehen sehen. Maja Schneider. Sie ist meine ehemalige Freundin. Die Scheinwerfer waren aus und die Beifahrertür stand offen. Hat mich sehr gewundert, denn Maja hätte eigentlich Dienst im Keep-out gehabt.«
    Â»Wir haben keinen Wagen gefunden«, erklärte Kant. »Und was ist das Keep-out ?«
    Â»Eine Szene-Kneipe in der City«, antwortete Turner. »Sie arbeitet dort als Kellnerin. Aber sie war gestern nicht da und heute auch noch nicht. Ich habe gerade mit dem Wirt gesprochen.«
    Â»Sie haben nicht angehalten?«
    Turner hatte nicht gleich eine Antwort parat. Ich hätte wirklich nachsehen sollen, dachte er, doch jetzt ist es zu spät.
    Â»Ich dachte … Ich wollte …«, stotterte er. »Wir hatten uns doch getrennt und ich dachte, sie wäre mit einem anderen Mann zusammen.«
    Â»Und da wollten Sie nicht stören?«
    Â»Ja. Aber vielleicht ist Ihre Tote ja gar nicht Maja. Sie hat sich bestimmt ins Auto gesetzt und ist weggefahren«, beruhigte sich Turner selbst.
    Â»Möglich. Können Sie Frau Schneider beschreiben?«
    Â»Sie ist zweiundzwanzig Jahre alt, etwa eins siebzig groß, schlank und hat dickes, naturgelocktes, dunkelblondes Haar.«
    Könnte passen, dachte Kant. »Wissen Sie, wo das Institut für Rechtsmedizin ist?«
    Â»Ja. Ich bin Anwalt.«
    Â»Wir treffen uns dort in einer halben Stunde.«
    Der Schnitt ging vom Hals bis zum Schambein, Brustkorb und Bauchhöhle waren bereits geöffnet.
    Â»Der tödliche Stich wurde schräg von unten nach oben geführt«, erklärte der Doc. »Wenn du willst, kann ich dir den Stichkanal zeigen. Fasst du mal mit an?«
    Kant wich zurück. »Lass mal. Ich glaube es dir auch so.«
    Bornemann grinste. »Der Täter hat ein sehr langes und sehr scharfes Messer benutzt und mit großer Kraft zugestochen. Es war nur ein einziger Stich. Die Lunge wurde durchstochen und die Aorta am Herzen durchtrennt. Sie ist nach innen verblutet. Ein schneller Tod. Nur wenig Blut trat durch die Wunde aus und ist im Stoff des Kleides versickert.«
    Kant hasste die Luft in diesem Raum. Obwohl es objektiv nicht stank, meinte er, den Geruch des Todes einzuatmen. Gärende Körpersäfte, eingetrocknetes Blut, Ausdünstungen von Organen und kaltem Fleisch.
    Â»Sie hat sich nicht wehren können, sie wurde betäubt. In ihrem Blut befindet sich eine hohe Dosis Barbital«, sagte der Doc im Plauderton. »Das ist der Wirkstoff. Der Handelsname war früher Veronal . Wird heute nicht mehr hergestellt. Manche nannten das Zeug auch Kalypnon. Schöner Schlaf.«
    Kant sah ihn fragend an.
    Â»Mein alter Anatomieprofessor hat den Wirkstoff immer so genannt«, erklärte der Pathologe. » Kalypnon ist griechisch und bedeutet schöner Schlaf. Von kalos , schön, und hypnos , Schlaf.«
    Â»Was ist an diesem Schlaf schön?«
    Â»Veronal war mal ein beliebtes Mittel für Selbstmörder. Man schläft sanft ein und wacht nicht mehr auf. Heute wird es nicht mehr produziert.«
    Â»Offenbar doch.«
    Â»Den Wirkstoff gibt es natürlich noch«, fuhr Bornemann fort. »Aber die Ärzte verschreiben das Zeug nicht mehr als Schlafmittel.«
    Â»Sonst noch etwas?«, fragte Kant.
    Â»Unter den Fingernägeln Reste von Make-up – vermutlich ihr eigenes, ein bisschen Erde und Spuren von Motoröl an zwei Fingerkuppen. In den Hautporen waren Rückstände von einer Waschlotion.«
    Â»Mit
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