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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
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nicht machen können. Aber ein Handy mit Foto und Video, das war was ganz anderes. Auf diesen Partys brauchte man ja ein Handy, in ein Handtuch gewickelt, im Tanga oder Mieder versteckt, für den Notfall, dass die Babysitterin anrief.
    Ein paar schnelle Schnappschüsse, ein paar Sekunden Video: Hausärzte, Geschäftsleute, Schuldirektorinnen, Anwälte und Buchhalter, die in irgendeinem hässlichen Vorortschlafzimmer mit Fremden bumsen. Sogar ein paar Schnappschüsse von Robert. Janine zitterte geradezu vor Freude. Und wenn sie die Bilder seinem Vater, dem Police Superintendent, dem Hüter der Ordnung, zeigte?
    Nein, vielleicht ein andermal.
    Janine hatte den vier Männern, deren Gesichter deutlich genug zu sehen waren, um erkannt zu werden, jeweils ein Foto geschickt. Keine Geldforderungen, keine Notiz. Sie wollte nur für ein wenig Unruhe innerhalb der Swingerszene sorgen. Sie musste grinsen wie ein Haifisch. Die Angst, sich auf einmal im Internet wieder zu finden, so dachte sie, dürfte wohl nicht allzu tief in dem winzig kleinen Verstand dieser Männer verborgen liegen.
    Offenbar hatte Robert den Umschlag am Vortag während der Arbeit geöffnet. Als er nach Hause kam, erlaubte sie sich einen kleinen Scherz, rieb sich an ihm, fühlte nach seinem Schwanz und fragte: »Können wir nächstes Wochenende wieder auf eine Party gehen? Ich kann an nichts anderes denken. Du hattest Recht, es ist befreiend.«
    Er verzog den Mund vor Entsetzen und Abscheu und wand sich aus ihren Armen. »Ich glaube, das ist keine so gute Idee«, hatte er mit gepresster Stimme gesagt, bevor er wütend geworden war und sie beinahe geschlagen hätte. Janine hatte schon immer angenommen, dass er zu Gewalt neigte. Robert war genau die Art von Mann, der seine Frau umbringen und dann darauf plädieren konnte, sie habe ihn provoziert. Janine wusste, dass es eine ganze Menge Männer gab – Richter und Verteidiger –, die ihn damit durchkommen lassen würden. Schließlich schloss er sich den ganzen Abend über in sein Büro ein. Um sechs Uhr früh war er dann nach Sydney geflogen.
    In diesem Augenblick riss die Stimme ihrer Tochter Janine aus den Gedanken. »Kann ich die Heizung anmachen?«
    »Klar.«
    Es war kalt für Anfang Juli – was wohl einen langen, trüben Winter befürchten ließ, nahm Janine an. Sie schaute zu, wie Georgia profihaft die Heizungs- und Ventilatorregler des Volvo betätigte; die Konzentration stand in dem süßen Gesicht mit seinem Kranz aus feinen blonden Locken geschrieben. Janine wunderte sich, wie Robert und sie nur so etwas Hübsches zustande gekriegt hatten. Sie fuhren weiter durch die nebelverhangene Landschaft, und nach einer Weile rutschte Georgia auf ihrem Platz nach vorn und fragte: »Ma, ist es noch weit?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Janine und klang zuversichtlicher, als sie eigentlich war.
    Sie fuhren eine Kammstraße entlang, alle paar hundert Meter standen Milchkannen als Briefkästen und Tafeln, auf denen für ›Pferdemist‹ geworben wurde. Dicht stehende Bäume und Unterholz verbargen Zufahrten, die hinunter zu Häusern und Gärten führten, die in den Hügeln verstreut lagen. »Ich glaube, hier ist es«, fuhr Janine fort und wies auf niedrige Ziegelsäulen und ein offenes Holztor. Sie bremste vorsichtig, um nicht den Fahrer des Wagens hinter sich zu verschrecken, blinkte, bog von der Straße ab und fuhr in einem sanften Bogen einen Schotterweg hinab zu einem Wendeplatz neben einem Schindelhaus.
    »Schau mal, Schätzchen«, sagte sie und zeigte nach vorn, wo der Nebel sich teilte und einen atemberaubenden Blick auf ein Tal, das Meer und Phillip Island freigab. Doch Georgia ging nicht darauf ein. »Hier ist es unheimlich«, sagte sie und meinte damit das schmutzige alte Schindelhaus. »Muss ich im Auto warten?«
    »Du darfst bestimmt fernsehen oder so, da bin ich sicher«, antwortete Janine.
    Sie war so durcheinander, dass sie lieber noch mal auf der Straßenkarte nachschaute, ob sie auch richtig war, und atmete erleichtert auf, als sie einen Wagen mit knirschenden Reifen kommen hörte.

2
    Sie waren zu zweit, Fahrer und harter Bursche. Sie rollten die Einfahrt entlang in einem Holden Commodore, Modell 1983, aber immer noch häufig auf den Straßen anzutreffen, wenn auch nicht in schmutzigem Weiß mit einer hellgelben Tür.
    Eine Frau, mehr wusste Gent nicht. Er wusste auch nicht, was sie angestellt hatte, nur, dass Vyner ihr mal die Meinung geigen, sie warnen, vielleicht ein paar Ohrfeigen verpassen
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