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Schmutzige Kriege

Schmutzige Kriege

Titel: Schmutzige Kriege
Autoren: Jeremy Scahill
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einen Kombattanten auf einem realen Schlachtfeld in einem Kriegsgebiet zu töten, aber nicht, ihn etwa zu foltern, sobald er gefangen genommen wurde und wehrlos in Haft sitzt. Aber wir sprechen hier nicht von einem realen Kampf. Die Menschen auf dieser »Abschussliste« werden vermutlich getötet, wenn sie sich zu Hause aufhalten, schlafend im Bett liegen, mit Freunden oder der Familie in einem Wagen unterwegs sind oder irgendwelche anderen Dinge tun. Noch kritischer ist, dass die Regierung Obama – wie die Regierung Bush vor ihr – die ganz Welt zum »Schlachtfeld« erklärt. 3
    Die demokratische Abgeordnete Jane Harman, die zu der Zeit den Vorsitz im Geheimdienst-Unterausschuss des Ministeriums für Innere Sicherheit im Repräsentantenhaus führte, bezeichnete Awlaki als »wahrscheinlich die Person, den Terroristen, der im Hinblick auf die Bedrohung für uns der Terrorist Nummer eins wäre«. Und sie fügte hinzu, die Regierung Obama habe »unmissverständlich klargemacht, dass wir Personen, auch Amerikaner, die unser Land anzugreifen versuchen, auf jeden Fall verfolgen werden … dass sie Zielpersonen der Vereinigten Staaten sind«. 4 Am 3. Februar bestätigte Admiral Dennis Blair, damals Direktor Nationale Nachrichtendienste, vor dem Geheimdienstausschuss, dass die Regierung Obama das Recht für sich beanspruche, US-Bürger zu töten, mit dem Argument, »eine Entscheidung zur Anwendung todbringender Waffen gegen einen US-Bürger [erfordere] eine besondere Genehmigung«. Blair betonte, »die Tatsache, US-Bürger zu sein, verschont einen Amerikaner nicht davor, durch Einsatzkräfte des Militärs oder der Geheimdienste im Ausland gezielt getötet zu werden, wenn diese Person mit Terroristen zusammenarbeitet und Anschläge auf amerikanische Mitbürger plant«. 5
    Â»Ich weiß nicht, ob sich die mit diesen Dingen befassten Leute sonderlich wohlfühlen, wenn man jetzt beginnt, einen US-Bürger in dieselbe Kategorie wie einen Nicht-US-Bürger zu stecken«, sagte Nakhleh, der bereits aus der CIA ausgeschieden war, bevor man Awlaki auf die JSOC-Abschussliste setzte. »Es gibt ein gewisses Unbehagen bei Leuten, mit denen ich über gezielte Tötungen von US-Bürgern ohne ordentlichesGerichtsverfahren spreche.« 6 Die Regierung Obama hingegen schien von derlei Unbehagen unberührt. Im Zusammenhang mit den Beziehungen der USA zum Jemen, der den Vereinigten Staaten gestattete, im Land nach eigenem Gutdünken zuzuschlagen, äußerte ein anonymer hochrangiger Regierungsbeamter gegenüber der
Washington Post:
»Wir sind sehr zufrieden mit der Richtung, die diese Sache nimmt.« 7 Den Artikel las auch Nasser Awlaki im Jemen. Und er beschloss, direkt an Obama zu schreiben. 8 Sein Brief, der von einem amerikanischen Journalisten an Vertreter der US-Regierung weitergegeben wurde, blieb ohne Antwort:
    An
Mr. Barack Obama, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
    Ich war hocherfreut, als Sie zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurden. Ich blieb sogar die ganze Wahlnacht wach, bis die Medien bekannt gaben, dass Sie der »gewählte Präsident« sind.
    Ich habe Ihr Buch »Ein amerikanischer Traum« gelesen, und es hat mich sehr bewegt. Mit 20 Jahren, 1966, ging ich selbst mit einem Fulbright-Stipendium nach Amerika, um Agrarwissenschaft zu studieren. Mein Sohn »Anwar« war mein erstes Kind, und ich habe unter meinen Freunden und Kommilitonen an der New Mexico State University viele Zigarren verteilt, als er 1971 auf die Welt kam.
    Wegen meiner Liebe zu Amerika schickte ich Anwar auf die Colorado State University. Auch er sollte eine amerikanische Ausbildung bekommen.
    Mein Sohn studierte, und 2001 ging er an die George Washington University, um zu promovieren.
    Wegen der unseligen Ereignisse vom 11. September wurde es schwierig für ihn, mit dem Studium fortzufahren, denn er wurde an der Universität schlecht behandelt, und so beschloss er, in Großbritannien seinen Abschluss zu machen, was sich aber als zu kostspielig herausstellte. So kehrte er in den Jemen zurück. Seit dieser Zeit tut er nichts anderes, als seine Religion zu studieren und zu predigen.
    Dennoch wurde er auf Verlangen der US-Regierung mehr als 18 Monate in Haft gehalten. 2007 verhörte das FBI Anwar zwei Tage lang, und man fand keine Verbindung zwischen ihm und den Ereignissenvom
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