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Schmutzige Kriege

Schmutzige Kriege

Titel: Schmutzige Kriege
Autoren: Jeremy Scahill
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JSOC mit konventionellen Militäreinheiten und der CIA zusammenarbeitete. Mein persönlicher Zugang zum JSOC lief über Quellen, die ich während meinen Recherchen zur privaten Söldnerfirma Blackwater erschloss; bei Blackwater waren zahlreiche ehemalige Spezialeinsatzkräfte beschäftigt, darunter viele, die für JSOC und CIA gearbeitet hatten. In mehreren Berichten über Blackwater, an denen ich arbeitete, tauchte der Name JSOC immer wieder auf. Während ich zu dem Geheimkrieg ermittelte, der sich allmählich über den ganzen Globus ausbreitete, erhielt ich elektronische Nachrichten von einem Mann, der Licht ins Dunkel dieser geheimen Welt bringen konnte. Als wir in Kontakt traten, entwickelte ich eine leichte Paranoia. Mein Computer war vor kurzem gehackt worden, und ich hatte mehrere Drohanrufe und -E-Mails erhalten, die sich auf meine Arbeit zu Blackwater und JSOC bezogen, der Zeitpunkt wirkte also verdächtig.
    Er stellte sich mir als patriotischer Amerikaner vor, der an den weltweiten Krieg gegen den Terror glaubte, aber die Rolle von Blackwater mit großer Sorge sah. Er hatte mein Buch über die Firma gelesen, mich im Fernsehen gesehen und beschlossen, mit mir Kontakt aufzunehmen. Zum JSOC sagte er anfangs nichts. Wir tauschten uns nur über Blackwater aus. Wenn ich ihn nach seiner Rolle in verschiedenen US-Kriegen befragte, wechselte er das Thema oder blieb in seinen Schilderungen so vage, dass er praktisch jeder in jeder beliebigen Einheit hätte sein können.Nachdem wir uns einige Monate lang auf verschlüsselten elektronischen Wegen verständigt hatten, kam ich zu der Überzeugung, dass er aufrichtig bestrebt war, mir zu erklären, wie es in der Welt des JSOC aussah. Als wir ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatten, versprach er, mir von seiner Tätigkeit zu erzählen, aber nur unter einer Bedingung: im persönlichen Gespräch.
    Ich beschloss, ihn »Hunter« zu nennen, weil wir uns schließlich in einem schäbigen Motel nur einen Steinwurf von Fort Belvoir in Virginia entfernt trafen, wo die Nachrichtendienstabteilung des JSOC untergebracht war. 1 Das Motel hieß »The Hunter«. Es erwies sich als passender Treffpunkt für das erste von vielen Gesprächen im Lauf von Jahren. Hunter hatte unter General McChrystal, Admiral McRaven und verschiedenen anderen Kommandeuren der Spezialeinheiten gedient, und er hatte aus nächster Nähe die Operationen der geheimniskrämerischen Organisation in Zeiten miterlebt, als die Weichen neu gestellt wurden.
    Ã–ffentlich kann ich nur wenig darüber sagen, was Hunter getan hat oder tut, weil die Spezialeinheiten sehr eng verflochten sind und ich ihm mein Wort gegeben habe, niemals Informationen über seine Person preiszugeben. Die Mitglieder dieser Kreise sprechen praktisch nie mit Journalisten, und ganz gewiss nicht über ihre sensibelsten Operationen. Was ich sagen kann, ist, dass ich Hunter schließlich bat, mir Beweise vorzulegen, die seine Identität und seine Teilnahme an den Ereignissen, von denen er mir berichtete, belegten. Im Lauf der Jahre zeigte er mir seine vom Verteidigungsministerium ausgestellten Dienstausweise und Unbedenklichkeitsbescheinigungen sowie Fotos von sich in Ländern rund um den Globus. Ich ließ seine Dokumente unter Geheimhaltung seiner Identität durch sachkundige Quellen prüfen, die seine Integrität bestätigten. Abgesehen davon, dass er für das JSOC und in mehreren geheimen Spezialeinsatzgruppen an Operationen in offiziellen und inoffiziellen Kampfgebieten beteiligt war, kann ich guten Gewissens nichts weiter über ihn mitteilen.
    Bei unseren Gesprächen erläuterte mir Hunter, wie er den Aufstieg des JSOC im Einzelnen sah. Er stellte klar, dass er keinesfalls Geheiminformationen an mich weitergeben oder Operationen in irgendeiner Weise gefährden würde. Auch betonte er seine Hochachtung für General McChrystal und Admiral McRaven; die JSOC-Angehörigen bezeichnete er als die besten Soldaten, die die Vereinigten Staaten besitzen,und nannte sie »Menschen, die wirklich an die Nation und unsere Ideale glauben«. Die Ausbildung, die SEALs, Delta Force und andere Spezialeinheiten durchlaufen, schilderte er als die härteste auf diesem Planeten. Diese Spezialeinheiten »erhalten einen hohen Grad an Autonomie für direkte Einsätze und Spezialaufklärungsmissionen zur Terrorbekämpfung, die sie fast immer
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