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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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von Regierung und Opposition. Also bitten wir regelmäßig um Verständnis, dass an diesen Tagen das Pressefrühstück ersatzlos entfällt - was der Graf per E-Mail kernig kommentierte: »Schade! Andere lassen trotz Haushaltswoche das Hintergrundgespräch nicht ausfallen! Nayhauß.«
     
    Journalistische Sorgfalt gepaart mit einem außerordentlichen Instinkt für Themen und Entwicklungen haben Mainhardt Graf Nayhauß zu einem legendären Nachrichtenjäger und -sammler gemacht. Wer auch immer etwas Interessantes, Bemerkenswertes, Seltsames oder Lustiges im politischen Berlin hört, erlebt oder als Schriftstück zwischen die Finger bekommt, geht damit wie selbstverständlich zuerst zu Graf Nayhauß. Viele seiner Kollegen wären schon froh, wenn sie bloß eine seiner zahllosen Anekdoten und Geschichten als Erster veröffentlichen könnten.
    Mainhardt Graf Nayhauß ist ein Meisterkolumnist. Die Kolumne, also eine eigene, fest reservierte Spalte im Blatt, ist etwas Besonderes, weil sie eine konstante Qualität von Form und Inhalt voraussetzt, die nicht jedem Journalisten vergönnt ist. Mehrere Kolumnen in verschiedenen Blättern bestückt Graf Nayhauß auch als über Achtzigjähriger
nach wie vor in jeder Woche. Damit ist er ein konkurrenzloser Auflagenmillionär.
    Schon lange vor der Erfindung des Internets hat Mainhardt Graf Nayhauß außer als Verfasser auch als Fotoreporter gearbeitet. Was als Notlösung begann - er kaufte sich eine professionelle Fotoausrüstung, weil bei den wichtigsten Terminen auf Kanzlerreisen oft nur Fotografen und keine schreibenden Journalisten zugelassen waren - wurde zum konstanten Erfolgsfaktor. Der Graf war schon multimedial, als es das Wort noch gar nicht gab.
     
    Mainhardt Graf Nayhauß hat einen formvollendeten Stil und Auftritt. Oft genug wurde er deshalb von den Türstehern der Macht eher der Entourage der Regierenden zugerechnet als der Truppe der sie begleitenden Medien - was er so klug zu nutzen verstand, dass sich ihm auf der politischen Weltbühne wiederholt entscheidende Zugänge boten, die kein anderer jemals erhielt.
    Mainhardt Graf Nayhauß hat aber nicht nur als journalistischer Grandseigneur, sondern auch ganz privat meine Hochachtung. Gerne erinnere ich mich an die von Gräfin und Graf Nayhauß gegebenen Empfänge zur vorabendlichen Einstimmung auf den Bundespresseball. Vor allem aber denke ich zurück an einen Abend, an dem ich bei mir zu Hause zum Essen geladen hatte. Der Graf hatte wegen anderweitiger Verpflichtungen absagen müssen, bekam aber durch ein vorzeitiges Ende seines dienstlichen Termins doch noch unerwartet die Gelegenheit, gegen zehn Uhr abends zu uns zu stoßen. Mir persönlich war es etwas peinlich, ihm keinen Platz und kein Gedeck freigehalten zu haben, sondern nur einen dazu gestellten Stuhl anbieten zu können. Die jugendliche Unkompliziertheit und Lässigkeit von Graf Nayhauß an diesem Abend hat
mich tief beeindruckt. Ich habe ihn damals ins Herz geschlossen.
    Hat, so werden Sie sich fragen, Guido Westerwelle eigentlich auch jemals etwas auszusetzen gehabt an Mainhardt Graf Nayhauß? Vielleicht - aber jeder Politiker weiß aus Erfahrung sehr gut: Nur Schweigen kann nicht falsch zitiert werden.
     
     
    DER AUTOR
    Dr. Guido Westerwelle (geb. 1961 in Bad Honnef) ist seit Mai 2001 Bundesvorsitzender der FDP und steht der FDP-Bundestagsfraktion vor. In seiner Amtszeit wurde das Grundsatzprogramm der FDP, die Wiesbadener Grundsätze, verabschiedet. Der promovierte Rechtsanwalt lebt in Bonn und Berlin.

KATJA KIPPING
    Eine Medienkooperative - das wär’s - Susanne Götze
    Zum ersten Mal traf ich Susanne Götze im Herbst 2007 in Basel auf einem internationalen Kongress zum Grundeinkommen, über den sie für zwei Zeitungen schrieb. Von Basel fuhr sie direkt weiter Richtung Kosovo. Dort recherchierte sie über die Arbeit der Friedensorganisationen und das Alltagsleben der Menschen kurz vor der postulierten kosovarischen Unabhängigkeit. Von dort aus ging es weiter nach Budapest zu einem globalisierungskritischen Festival, über das sie gleichfalls berichtete.
    Freie Journalisten wie Susanne Götze bekommen, wenn man nicht gerade für gut zahlende, mit Anzeigen vollgestopfte Magazine schreibt, in der Regel 50 bis 100 Euro für einen abgedruckten Artikel. Lohnt für solch ein Einkommen die Teilnahme an einem zweitägigen Kongress in der Schweiz oder anderswo, auch wenn An- und Abreise gelegentlich von den Auftraggebern erstattet werden? Es gibt sicher
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