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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt
Autoren: Kristina Dunker
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bemühen, seine Aufmerksamkeit zu fesseln.
    Ich stelle Sektglas und Puddingteller ab. Dabei fällt mir die Schale mit den Peperoni ins Auge.
    »Sebastian, was hältst du von einem Gegenwettbewerb: Peperoni-Wettessen zum Beispiel? Na, wäre das keine Herausforderung? Wer schafft es, die meisten scharfen Peperoni zu essen?«
    Alle sehen mich erstaunt an. Sebastian, der schon halb zur Tür hinaus ist, dreht sich um. Benedikt stöhnt auf.
    »Püppi«, sagt mein Bruder nachsichtig belehrend, »du hast da was falsch verstanden. Auch wenn du einen gepiercten Bauchnabel und fünf Ohrlöcher auf jeder Seite hast und das anscheinend schön findest, so möchten wir einfach nur eine Modenschau machen, keine Fakir-Vorführung.«
    Allgemeines Gelächter. Benne wirft mir ein gewinnendes Lächeln zu. »Hopp-hopp, geh dich umziehen!«, ruft er und gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Po. »Oder willst du etwa so antreten?«
    Ich spüre, dass ich rot anlaufe. Trotzdem will ich nicht nachgeben, sonst kann ich Sebastian vergessen.
    »Machst du mit?«, frage ich Sebastian, greife mir drei besonders große Peperoni-Schoten aus der Schale und halte sie in die Luft. »Was ist? Meinst du, du schaffst mehr?«
    Sebastian gibt keine Antwort.
    »Hey, lass den Quatsch!« Benedikt tritt auf mich zu, greift nach meinem Arm. »Die sind so scharf, mit denen kann man ein Bahnhofsklo desinfizieren!«
    »Kein Wunder, dass der Türke sie mir gratis gegeben hat!« Conny lacht. Es klingt aufgesetzt. »Komm, Püppi, hör auf mit dem Mist! Benne hat Recht, lass uns lieber die Modenschau machen, das ist harmlos und lustig.«
    Die anderen nicken zustimmend. Sebastian steht immer noch da und schaut mich an. Seine Finger spielen mit dem Reißverschluss seines Anoraks. Wird er bleiben oder gehen?
    »Traut euch!«, rufe ich. »Da, ich mach’s!« Ich werfe den Kopf in den Nacken und die Schoten in die Luft. Ich rufe: »Aloa!«, das fällt mir gerade so ein, weil ich an blaue Augen denke und an blaues Meer und Segelboote, und ich öffne den Mund und eine nach der anderen Peperoni fällt hinein.
    »Nicht!«, kreischt Conny.
    »Püppi!«, schimpft Benedikt.
    Ich spüre alle Blicke auf mir.
    Dann bricht das Feuer aus. Hilfe! Ist das schlimm! Aber ich schreie nicht, ich bleibe stumm und kaue und kneife die Augen zusammen. Mein Gaumen lodert, meine Zunge wird erst wund, dann blutig, jedenfalls fühlt sie sich so an, wie ein gehäutetes Tier.
    »Voll cool, die Frau«, höre ich einen Jungen neben mir sagen, es ist als Kompliment gemeint, aber es trifft nicht, es ist dumm und nicht durchdacht, denn ich bin kein bisschen kühl, ich bin ein Drachen, ein Feuerschlucker, ein Vulkan, ich glühe immer, auch wenn mein Kopf gerade nicht in Flammen steht …
    »Spuck aus, Püppi, spuck das Zeug aus!« Benne hält mir eine leere Porzellanschale unters Kinn und drückt meinen Kopf nach unten.
    »Nein!«, würge ich mit vollem Mund und schlucke die Peperoni im nächsten Moment herunter. »Gewonnen!«
    Mein Bruder und ich starren uns an. Wahrscheinlich stehen mir die Haare wie elektrisiert zu Berge und meine Augen sprühen Funken.
    Benedikt ist bleich. »Schön, du hast gewonnen«, flüstert er, schüttelt verständnislos den Kopf, dreht sich um und klatscht in die Hände. »Püppi dürft ihr von heute an auch ›Miss Peperoni‹ nennen. Sie hat den ersten Preis im schärfsten Wettessen der Welt gewonnen. Möchte jemand ihren zweifelhaften Rekord brechen oder können wir jetzt wieder Spaß haben?«
    »Halt mal endlich die Klappe, Benedikt«, sagt Sebastian in diesem Moment und drängt sich zu mir vor. »Bist du okay? Möchtest du vielleicht ein Stück Brot oder Banane?«
    »Nein, geht schon, danke.«
    »Beiß trotzdem mal ein Stück ab«, sagt er und hält mir eine Banane an die Lippen, »das hilft!«
    »Kramer, willst du dich jetzt an meine Schwester ranmachen?« Benedikt schubst Sebastian, nicht stark, aber doch immerhin so, dass dieser sich den Rest der Banane auf die Hose schmiert.
    »Oh Shit, die gute, teure Designer-Jeans. Da wird Papa aber schimpfen!«
    »Benne, zisch ab, du nervst!«, sage ich.
    Sebastian schweigt, wischt am Flecken herum.
    Conny hakt sich bei Benne ein und ruft: »Jetzt fangt bloß nicht an, auf meiner Party zu streiten! Ich hab Geburtstag, ich will Spaß, keinen Ärger! Katja, mach mal die Musik wieder an! Los, lasst uns tanzen!« Sie schiebt die Jungs auseinander, wendet sich mir zu: »Wieder okay, Miss Peperoni? Ich hoffe, du hast dich abgeregt
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