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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
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er hätte es mit
den letzten Deppen zu tun.«
    »Nicht nur der Leser«, murmelte ich.
    »Wenn es wenigstens zum Lachen wäre! Aber die beiden Polizisten in
Ihrem Roman sind ja die reinsten Langweiler. So können Sie das nicht stehen lassen.«
    »Sondern?«
    »Sie müssen die Stellen mit uns ändern. Und zwar grundsätzlich. Passen
Sie auf: Entweder Sie führen zwei neue Superhelden ein, jung, gutaussehend, mit
Vorbildcharakter …«
    »Träumt weiter!«
    »… oder Sie überzeichnen uns völlig. Machen richtige Knalldeppen aus
uns, so dass jeder Leser merkt, mit realen Figuren haben die beiden nichts zu tun.«
    »Genau«, nickte Sorgwitz. »Sie müssen viel mehr übertreiben, sonst
kapieren es die Leute nicht.«
    Ich schaute vom einen zum anderen. »Meinen Sie das ernst? Ich soll
echte Dummbeutel aus Ihnen machen?«
    »Keine echten. Übertriebene!«
    »Sind Sie sicher?«
    »Die Leser werden es Ihnen danken.«
    »Kein Problem. So viel ist da gar nicht zu ändern.«
    »Vorsicht!« Kommissar Greiner drohte mir mit dem Finger.
    »Gut, dann wäre das ja geklärt«, dröhnte Fischer. »Zurück zur Realität.
Schauen Sie mal aus dem Fenster, Herr Koller. Sehen Sie die junge Polizistin dort?
Die kleine Blonde mit den traurigen Augen. Wissen Sie, was? Die war auch in Schallmo
verknallt!«
    »Nein!«
    »Aber ja! Nadja heißt die Kleine. Hat Rotz und Wasser geheult, als
sie von seinem Ableben hörte. Nicht, dass da etwas gelaufen wäre. Die haben sich
nett unterhalten, nach einer Verkehrskontrolle, das muss man sich einmal vorstellen.
Dann waren sie wohl zusammen einen trinken, aber ganz freundschaftlich, hat sie
gesagt. Wobei sie schon in Flammen stand. Keine Ahnung, was die Weiber an diesem
Schallmo fanden! Und bevor sie ihn das nächste Mal treffen konnte, war der Mann
tot.«
    »Nicht zu fassen«, murmelte ich düster.
    »Sie sagen es.«
    »Nadja ist ihr Name?«
    »Kennen Sie das Mädchen?«
    »Nein.«
    »Hätte mich auch gewundert. Sie ist schließlich Polizistin. Aber selbst
Polizistinnen sind vor Unfug nicht gefeit. Die Sache mit Schallmo hat sie so mitgenommen,
dass sie tagelang nicht ans Telefon ging.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.« Mit geschlossenen Augen knetete ich weiter. Nadja! Wie
mich dieser Name verfolgt hatte! Immer, wenn ich mit meinen Ermittlungen nicht weitergekommen
war, hatte ich mich an ihn geklammert. Und war prompt in der nächsten Sackgasse
gelandet. Ein blondes Polizistenhascherl! Das Schicksal schlägt manchmal ironische
Volten.
    Das Schicksal? Oder doch ein Großmeister namens Zufall?
    Seit dem Mord an Thorsten Schallmo tendiere ich zu Letzterem. Aber
bring das mal drei eingestaubten Beamtenhirnen bei! Bis man denen das einmassiert
hat!
     

3
     
    »Bist du krank?« Mitfühlend strich mir Christine über den Kopf. »Mein
Mäxchen wird doch kein Fieber haben?«
    Vor Schreck bekam ich einen Hustenanfall. Wenn es etwas gab, was mir
das Zusammenleben mit meiner Ex verleidete, dann das: überfallartiges Gekümmere
am frühen Morgen, Besorgnisattacken vom ersten Sonnenstrahl an. Diese Muttchenattitüde!
    »Kaffee«, brummte ich und entzog ihr meinen Kopf.
    »Bitte?«
    »Kaffee, dann wieder gesund.«
    Sie ging in die Küche. »Kaffee hast du auch schon aufgesetzt?«, hörte
ich sie rufen. »Und wo kommen die Brötchen her?«
    Vom Bäcker vielleicht, dachte ich und kniff die Augen zusammen. So
sehr ich auch kniff, die Bilder in Christines Laptop wurden nicht scharf. Und ich
war zu müde, um zu entscheiden, ob es an mir lag oder an der Aufnahmequalität.
    Christine kam zurück, die dampfende Kaffeekanne und zwei Becher in
der Hand. »Was ist los mit dir? Habe ich heute Geburtstag? Theoretisch wäre das
denkbar, aber dazu müsste ich ungefähr 100 Tage am Stück geschlafen haben.«
    »Becher«, sagte ich. »Kaffee. Voll.«
    »Namenstag vielleicht?« Stirnrunzelnd schenkte sie ein. »Das letzte
Mal, dass du mich mit frischen Brötchen geweckt hast, das muss …« Sie überlegte.
Und weil sie überlegte, hielt sie mit dem Einschenken inne. »Damals hat man noch
in D-Mark gezahlt, glaube ich. Oder Reichsmark?«
    »Ich werde es nie wieder tun. Gibst du mir nun endlich meinen Becher?«
    Sie lächelte. Mann, wie sie lächelte! »Das ist mein Becher, Max. Und
ich platze vor Neugier, womit ich mir all das verdient habe.« Sie pustete in die
Flüssigkeit und nahm einen winzigen Schluck.
    »Gar nicht«, knurrte ich. Auch die Umrisse der Kaffeekanne ließen an
Schärfe zu wünschen
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