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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
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dunklen Fenstern gab es keine Anrainer, und die
Straße lag um diese späte Stunde verlassen da. Sollte doch jemand vorbeistreunen,
sah er außer drei Männern, von denen einer wild gestikulierte, nichts Verdächtiges.
    Schallmo war um kurz vor elf gestorben. Kurt hatte am Imbiss gestanden
und einen Orangensaft geschlürft, Fred war mit Aufräumen beschäftigt gewesen. Abendliches
Geplauder: Was man so quatscht, wenn man quatscht. Der eine schlürft, der andere
räumt. Und der Regen? Prasselt friedlich auf das Dach des Imbisswagens. Plötzlich
ein kurzer, heftiger Schlag; irgendetwas ist in die Decke der Bude gefahren. Bevor
die beiden noch ergründen können, was den Schlag verursacht hat, hören sie ein zweites
Geräusch, ein viel leiseres, entferntes, dem ein Stöhnen folgt – und auf der anderen
Seite des Platzes bricht Schallmo zusammen.
    »Genau«, nickte Fred.
    »Nun denk aber nicht«, rief Kurt, »ich hätte den kommen sehen. Hab
ich nämlich nicht! Fred auch nicht, stimmt’s?« Kopfschütteln beim Budenbesitzer.
»Der war plötzlich da, der Schallmo. Muss von der Straße her gekommen sein, an den
Autos vorbei, und dann – zack! Voll erwischt hat’s den, von hinten!« Kurt griff
nach der Saftflasche, öffnete sie und nahm einen großen Schluck. Dann merkte er,
dass ich dastand und ziemlich dämlich dreinschaute. Wahrscheinlich sogar sehr dämlich,
denn sofort begann es um Kurts Mundwinkel heftig zu zucken. »Was ist los, Max? Zu
viel gesoffen?«
    »Nein, bloß … wenn ich ehrlich bin, kapiere ich das nicht.«
    »Was denn, verdammt?«
    Ich zeigte zu dem halben Dutzend abgestellter
PKW hinüber. »Du meinst, Schallmo wurde getroffen, während er hier zwischen den
Autos hindurchging?«
    »Nicht durch. Dran vorbei! Rede ich Chinesisch,
Max?«
    »Ja, aber warum liegt er dann im Garten?«, rief
ich. »Dort hinten, auf einem fremden Grundstück?«
    »Weil wir ihn da hingeschleift haben.«
    Ich schnappte nach Luft. »Wie bitte? Was habt ihr?«
    »Verdammt, was soll die Frage?«, brüllte Kurt. »Machst du jetzt einen
auf minderbemittelt, oder was?«
    »Selber minderbemittelt!«, brüllte ich zurück. »Ich will wissen, was
ihr euch dabei gedacht habt, eine Leiche fortzuschleppen! Kannst du mir darauf eine
klare, verständliche Antwort geben?«
    »Wir wollten nicht, dass er von der Straße aus gesehen wird«, erklärte
Fred und starrte mich mit seinen großen Augen an. »Der fiel ja auf, wie er da lag.
Also haben wir ihn da, in die Dings …« Seine freie Hand wedelte in Richtung Garten.
»So hatten wir erst mal Ruhe.«
    »Und wo lag er ursprünglich?«
    »Da.« Fred zeigte auf einen roten Golf.
    »Quatsch, da«, widersprach Kurt und wies auf den Kombi daneben.
    »Es war links vor dem Golf.«
    »Also näher am Kombi!«
    »Gebt mir Bescheid, wenn ihr euch geeinigt habt«, seufzte ich und rieb
mir die Augen. Der Regen musste den beiden Vollidioten das Gehirn ausgewaschen haben.
Da schleppten sie eine Leiche über den halben Platz, um sie am Ende in einem fremden
Grundstück abzulegen! Hinterher telefonierten sie einen Kumpel herbei und vertrieben
sich die Wartezeit bei einem Bier und Radiogedudel. Solche Leute wollte ich nicht
kennen.
    »Kombi«, verkündete Kurt mit einer gewissen Endgültigkeit. Sein Kumpel
schwieg.
    »Und was, wenn die Bewohner des Hauses dort hinten etwas gemerkt haben?«
    »Da gibt’s keine Bewohner«, wischte Kurt meinen Einwand weg.
    »Nur den alten Böker«, ergänzte Fred.
    »Und der ist balla-balla, der kriegt nichts mit.«
    »Dann hoffen wir mal, dass ihr recht behaltet«, brummte ich. »Hatte
der Lehrer keine Tasche bei sich? Einen Rucksack oder sonst irgendetwas?«
    »Nein!«, knurrte Kurt. Fred schüttelte den Kopf, dass hinten sein Schwänzchen
ins Trudeln geriet.
    »Gut. Also noch mal: Schallmo kommt auf den Parkplatz, aber bevor ihr
ihn überhaupt wahrnehmt, spürt ihr einen Schlag. War das der erste Schuss?«
    Fred nickte. »Der muss so einen Schallschlucker benutzt haben. Ein
Knall war nämlich nicht zu hören. Nur dieser Schlag – zack.«
    »Schalldämpfer.«
    Er zeigte nach oben. »Wenn du ein paar Schritte
zurückgehst, siehst du das Loch.«
    Gemeinsam mit Kurt trat ich hinaus in den Regen.
Etwa eine Spanne über der hochgeklappten Seitenfront, kurz unterhalb des eigentlichen
Wagendaches, entdeckte ich ein Einschussloch, um das herum das Holz gesplittert
war. Ich drehte mich um. Auf der anderen Seite des Parkplatzes, vielleicht 20 Meter
entfernt, standen die Autos, hübsch
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