Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Angst nicht anmerken zu lassen, die seinen Magen verkrampfte. Wo zum Teufel war nur das Bereitschaftsteam? Er machte sich keine Illusionen darüber, was er hier ausrichten konnte. Vielleicht würde es ihm gelingen, Allen so lange aufzuhalten, bis die Pfleger und der verwundete Helfer sich entfernt hatten. Aber so gut er auch mit Gestörten und Geisteskranken umgehen konnte, wusste er doch, dass es nicht ausreichen würde, um bei Lloyd Allen wieder so etwas wie ein seelisches Gleichgewicht herzustellen. Er hatte sogar Zweifel, ob er ihn auch nur dazu bringen konnte, seine Waffe niederzulegen. Aber er musste es versuchen, das war ihm klar. Verdammt  – wo blieb bloß die Nottruppe?
    Allen schwang die Axt jetzt nicht mehr in weiten Bögen, sondern hob sie schräg nach oben wie ein Baseballspieler, der zum Schlag ausholt. »Es ist Zeit«, sagte er wieder. »Und du bist nicht Er.« Und er überwand den Abstand zwischen ihnen beiden mit einem Sprung.
    Er war so schnell, dass Tony nur einen roten Spalt und glattes Metall aufglänzen sah. Dann loderte der Schmerz in der Mitte seines Beins auf. Tony fiel um wie ein gefällter Baum, viel zu überrascht, um auch nur zu schreien. In seinem Kopf explodierte ein helles Licht. Dann war da nur noch Dunkelheit.

Liste 2
     
Belladonna
Rizin
Oleander
Strychnin
Kokain
Eibe

Sonntag
    T homas Denby studierte noch einmal das Krankenblatt. Er war ratlos. Bei Robbie Bishops erster Untersuchung hatte er eine schwere Infektion des Brustraums festgestellt und keinen Grund gehabt, diese Diagnose anzuzweifeln. In den zwanzig Jahren seit seiner Ausbildung und der Entscheidung, sich auf Krankheiten der Atemwege zu spezialisieren, hatte er genug Brustkorbinfektionen gesehen. In den zwölf Stunden seit der Einlieferung des Fußballspielers hatte Denbys Team seinen Anweisungen entsprechend Antibiotika und Steroide verabreicht. Aber Bishops Zustand hatte sich nicht gebessert, sondern sogar so sehr verschlechtert, dass die diensthabende Assistenzärztin das Risiko eingegangen war, sich Denbys Zorn zuzuziehen, indem sie seine Nachtruhe störte. Einfache Assistenzärzte machten so etwas nicht mit den Chefärzten, außer wenn sie sehr, sehr nervös waren.
    Denby legte das Krankenblatt wieder beiseite und warf dem jungen Mann auf dem Bett nebenbei ein strahlendes, oberflächliches Lächeln zu. Seine Augen aber lächelten nicht, sondern unterzogen Bishops Gesicht und Oberkörper einer genauen Prüfung. Unter dem vom Fieberschweiß verklebten Klinikhemd zeichneten sich die Umrisse seiner starken Muskeln ab, die jetzt angestrengt arbeiteten, um Luft in seine Lungen zu pumpen. Als Denby ihn bei der Einlieferung untersucht hatte, klagte Bishop neben offensichtlichen Schwierigkeiten beim Atmen über Schwächegefühl, Übelkeit und Gelenkschmerzen. Er krümmte sich bei den Hustenanfällen zusammen, die so heftig waren, dass sein blasses Gesicht wieder Farbe annahm. Die Röntgenaufnahmen zeigten Flüssigkeit in der Lunge, und Denby hatte daraus die naheliegenden Schlüsse gezogen.
    Aber jetzt begann das, was Robbie Bishop plagte, nicht mehr wie eine normale Infektion des Brustraums auszusehen. Seine Herzfrequenz war sehr ungleichmäßig, die Temperatur noch um anderthalb Grad gestiegen. Seine Lunge schaffte es nicht mehr, die Sauerstoffversorgung des Blutes stabil zu halten, nicht einmal mit Hilfe einer Sauerstoffmaske. Als Denby ihn jetzt betrachtete, flatterten die Augenlider und blieben dann geschlossen. Denby runzelte die Stirn. »Hat er vorher schon einmal das Bewusstsein verloren?«, fragte er die Assistenzärztin.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat wegen des Fiebers etwas phantasiert – ich bin mir nicht sicher, ob ihm klar ist, wo er sich befindet. Aber bis jetzt hat er auf Ansprache reagiert.«
    Ein hartnäckiges Piepsen war zu hören, und auf dem Bildschirm zeigte sich ein neuer Tiefstand des Sauerstoffgehalts in Bishops Blut. »Wir müssen intubieren«, sagte Denby und klang zerstreut. »Und mehr Flüssigkeit. Ich glaube, er ist etwas dehydriert.« Allerdings würde das weder das Fieber noch den Husten erklären . Aktiviert von dieser Anweisung, eilte die Assistenzärztin sofort aus dem kleinen Zimmer, das das beste war, was das Bradfield Cross Hospital für diese Fälle zu bieten hatte, die auch in der äußersten Notsituation ihre Privatsphäre brauchten. Denby rieb sich grübelnd das Kinn. Robbie Bishop hatte über eine Spitzenkondition verfügt, fit und stark, und laut seinem Mannschaftsarzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher